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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Rudergänger den Befehl »Beidrehen!« zu. Die Brigg glitt näher an das brennende Piratenboot heran. Noch einmal forderte er den Gegner auf, sich zu ergeben, doch eine Antwort erhielt er nicht. Angestrengt blickte Eadulf in das Flammenmeer, das nun alle Decks überzog, und hielt Ausschau nach der schmächtigen Gestalt in Weiß, an die er sich deutlich erinnerte. Zwischen den auf dem Deck hin und her Rennenden war sie nicht. Befehlsgewalt schien niemand mehr zu haben. Kopflos versuchten einige, die Flammen zu löschen, die unerbittlich um sich fraßen. Andere fuchtelten mit ihren Schwertern in hilflosen Drohgebärden gegen den näher kommenden Feind. Wenige versuchten, ihre Bogen zu spannen, standen sich dabei aber nur im Wege.
    Fassungslos schaute Eadulf in das flammende Inferno. Ein schrecklicher Gedanke überkam ihn. »Trifina! Kann es sein, dass Lady Trifina als Gefangene dort ist?«
    Schreckensbleich starrte ihn Bleidbara an. In seiner Kampfeslust hatte er vergessen, dass Trifina sich drüben an Bord befinden könnte.
    Noch einmal schrie Bleidbara die Aufforderung hinüber, sich zu ergeben, aber die einzige Antwort war ein an ihm vorbeizischender Pfeil, der in der unteren Rahe stecken blieb. Hätte Eadulf nur eine Handbreit näher am Mast gestanden, wäre er das Ziel geworden. Abermals schickte Heraklius eine seiner fürchterlichen Kugeln los. Sie prallte gegen den Hauptmast, und sofort schossen die Flammen hoch, als wollten sie zum Topp hinaufjagen. Jetzt brannte das gesamte Deck der Koulm ar Maro lichterloh. Hier und da sprangen Matrosen über Bord; die Kleidung der Unglücklichen hatte Feuer gefangen, das selbst die Meereswogen nicht löschten.
    Bleidbara gab seinem Rudergänger knappe Befehle, und der stemmte sich gegen die Pinne. »Wir müssen abdrehen, müssen uns selbst vor den Flammen retten, das Feuer ist zu stark«, erklärte er Eadulf.
    Noch mehr Männer sprangen über die Reling des Seeräubers. Aber die schmächtige Gestalt in Weiß, die Eadulf zu sehen hoffte, war nicht dabei. Er betete, Trifina möge nicht inmitten dieses entsetzlichen Scheiterhaufens sein.
    Bleidbaras Leute hatten lange Holzstangen ergriffen, um sich von dem brennenden Schiff abzustoßen, sollten die Wellen sie dagegentreiben. Sie wendeten, die Segel füllten sich, und rasch konnten sie von der ungeheuerlichen Feuersbrunst windwärts abhalten. Binnen kurzem war von dem Kriegsschiff, auf das sie zugesegelt waren, nichts mehr übrig. Die hungrigen Flammen hatten alles verschlungen. Das Deck, der Bug und der gesamte Rumpf waren ein knisternder, lodernder Holzstoß.
    Die restlichen Lehmkugeln hatte Heraklius sicher verstaut. Nun schritt er langsam über die Planken auf Eadulf zu. Seine Miene war seltsam schwermütig.
    »War es das, was wir in deiner Hütte nicht finden sollten?«, fragte ihn Eadulf trocken.
    »Es ist etwas, das mein Vater für unseren Kaiser Konstantinos erfunden hat. Ich hoffe sehr, dass niemand sonst es entdeckt.«
    »Eine schreckliche Waffe. Niemand kann sich dagegen wehren«, bestätigte ihm Eadulf.
    »Da!«, rief Heraklius. »Schaut euch das an!«
    Gebannt verharrten alle und konnten die Augen nicht von dem Bild wenden, das sich ihnen bot. Es knarrte und krachte gewaltig. Ein gurgelndes Geräusch schwoll an, und plötzlich erloschen die Flammen. Vor dem Hintergrund der düsteren Insel war nichts mehr zu sehen, nicht einmal der Schimmer verlöschender Glut. Lediglich eine Säule schwarzen Rauchs erhob sich über den Wassern, die in der Brise verwehte. Das Piratenschiff, das eben noch in hellen Flammen gestanden hatte, war so plötzlich versunken, als wäre es nie da gewesen, dass es schien, es sei einfach verschwunden. Die ewig raubgierige See hatte es sich einverleibt.
    Bleidbara gab Anweisungen. Mehrere Seeleute schwärmten hoch in die Takelage und refften die Segel. Der Mann am Steuer riss die Ruderpinne herum.
    »Wir wenden, vielleicht können wir noch ein paar Überlebende auffischen«, bemerkte Heraklius.
    »Nach alldem?«, fragte Eadulf bekümmert. Für ihn war klar, da bestand kaum eine Hoffnung.
    Doch entgegen aller Erwartung wurden einige Männer aus dem Wasser gezogen; sie hatten sich unverletzt retten können, waren völlig durchnässt und mutlos. Man schaffte sie aufs Achterdeck, wo Bleidbara sie verhörte.
    »Frag sie, ob Lady Trifina an Bord war«, erinnerte ihn Eadulf, aber Bleidbara hätte es ohnehin getan.
    Nur einer der Gefangenen gab ein paar einsilbige Antworten, nachdem der Kapitän ihm zwei

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