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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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sich Vorfahren meines Volkes vor nicht allzu langer Zeit auf der Insel Britannien angesiedelt haben, ist mir durchaus bewusst », entgegnete Eadulf.
    Bruder Metellus hatte kein Verlangen, länger bei dem Thema zu verweilen. »Lasst uns lieber reingehen, bei einem Cidre kann uns der frische Wind nichts anhaben«, schlug er vor.
    Nur zögernd riss sich Fidelma vom Blick aufs Meer los und folgte den anderen in Bruder Metellus’ Behausung. Sie setzten sich an das glimmende Feuer, jeder mit einem Becher Cidre in der Hand.
    »Du erwähntest Gildas, den Begründer des Klosters, in dem du gedient hast«, fing Eadulf erneut an.
    »Seine Geschichte muss im Zusammenhang mit dem Eindringen und Sesshaftwerden deiner Vorfahren auf der Insel Britannien gesehen werden, und ich möchte nichts sagen, was du falsch verstehen oder übelnehmen könntest«, wich Bruder Metellus aus.
    »Vor geschichtlichen Ereignissen darf man nicht die Augen verschließen, es sei denn, sie werden verfälscht dargestellt«, bekannte Eadulf. »Du bist Römer. Bei deinen Wanderungen bist du gewiss durch Gebiete gekommen, die einst von römischen Legionen besiegt und regiert wurden, und bist naturgemäß bei den Menschen dort auf Empfindlichkeiten gestoßen. Dabei hast du bestimmt die Erkenntnis gewonnen, dass man sich die Ansichten anderer über die Geschichte seiner Vorfahren anhören muss, weil man sonst den Blick für Wahrheit und Fortschritt verliert.«
    Bewegt lauschte Fidelma seinen Ausführungen. Es war nicht das erste Mal, dass er sie mit seiner Menschenkenntnis überraschte. Auffordernd blickte sie Bruder Metellus an. »Erzähl uns über diesen Gildas. Wenn ich mich nicht irre, weiß ich mit seinem Namen etwas anzufangen.«
    Bruder Metellus zögerte, lehnte sich aber schließlich zurück und gönnte sich einen Schluck Cidre, ehe er zu sprechen begann.
    »Geboren wurde er in dem Jahr, da Arthur, der große Heerführer der Britannier, bei Badon Hill die Angelsachen schlug. Damals sollen dort an die tausend sächsische Fürstensöhne niedergemetzelt worden sein.«
    Eadulf war nicht sehr erbaut, daran erinnert zu werden. Wiederum kannte er genügend Berichte, denen zufolge seine eigenen Leute den Britanniern Land abgezwungen und sie umgebracht hatten. Er konnte sich schlecht dagegen verwahren, die Geschichte aus einem anderen Blickwinkel beschrieben zu bekommen.
    »Das war vor anderthalb Jahrhunderten. Es folgten zwei friedliche Jahrzehnte zwischen beiden Völkern, und dann kam der Unglückstag von Calamn, als Arthur im Kampf tödlich verwundet wurde. Danach drangen die Angelsachsen wieder weiter westwärts vor. Gildas und mit ihm viele andere landeten hier, er suchte Zuflucht auf unserer Schwesterinsel.«
    »Schwesterinsel?«, wiederholte Fidelma und versuchte, sich auf das Gespräch zu konzentrieren, denn ihre Gedanken kreisten unentwegt um die Seeräuber.
    »Die Insel Houad; der Name steht für ›Ente‹, und unsere Insel hier heißt ›Entlein‹. Houad ist etwas größer als unsere hier und liegt nordwestlich von uns. Gildas lebte und wirkte dort, bis der Fürst von Bro-Waroch ihn aufforderte, auf das Festland zu gehen und auf der Halbinsel Rhuis eine Gemeinschaft zu begründen. Dort schrieb er auch sein berühmtes Werk über die Vernichtung und die Leiden Britanniens.«
    »De Excidio et Conquestu Britanniae« , murmelte Fidelma vor sich hin und überraschte damit die beiden anderen. »Ich kenne das Werk. In dem großen Skriptorium zu Menevia in Dyfed haben sie eine Abschrift; ich habe sie gelesen, als ich dort war.« Und mit einem raschen Blick zu Eadulf fügte sie hinzu: »Wenn ich mich recht erinnere, bedachte er einige Könige der Britannier und den Klerus mit Schuldzuweisungen, ihre Streitigkeiten hätten dazu beigetragen, dass die Sachsen das Land erobern konnten. Hatte nicht Gildas auch geglaubt, dass die Angeln und Sachsen im Auftrage Gottes nach Britannien kamen, gewissermaßen als Werkzeuge seines Zorns?«
    Bruder Metellus neigte bestätigend den Kopf.
    »Auch ich habe das Buch gelesen, als ich noch in der Abtei war. Deinen Worten nach zu urteilen, ist dir das Werk gegenwärtig. Es stimmt, dass es nach Arthurs Tod niemanden gab, der stark genug gewesen wäre, die miteinander streitenden Britannier gegen die Angelsachsen zu vereinigen. Gildas verglich sie mit den Israeliten, Gottes erwähltem Volk, die ihren Glauben verloren und so Gottes Strafe erfahren mussten. Er berief sich auf die Prophezeiungen von Jeremias und sagte seinem Volk

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