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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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eine düstere Zukunft voraus, wenn die Britannier nicht von ihrem unsittlichen Weg abließen. Er war ein Mann der Askese und Leidenschaft. Natürlich gibt es noch andere größere Abhandlungen von ihm, die sie auch in der Abtei haben – seine Briefe über seelsorgerische Fragen und die Reform der Kirche, oder seine Arbeit über Buße … Euer Columbanus, zum Beispiel, bewunderte sein Werk und sprach von ihm als Gildas Sapiens – Gildas, der Weise.«
    »Und dieser Gildas begründete hier eine Abtei?«, fragte Eadulf.
    »Ja, auf der Halbinsel Rhuis.«
    »Und dort ist er auch gestorben?«
    Bruder Metellus schüttelte den Kopf. »Gestorben ist er dort nicht. Er hatte sich nach einer gewissen Zeit entschieden, nach Houad zurückzukehren. Dort starb er dann auch, seinen Leichnam aber brachte man zur Abtei zurück und begrub ihn hinter dem Hochaltar.«
    »Wie groß ist die Abtei?«
    »Sie beherbergt eine Gemeinschaft von ungefähr fünfzig Seelen.«
    »Ist sie eine conhospitae ?«
    Entrüstet wehrte er ab. »Früher, da soll sie mal ein gemischtes Haus gewesen sein. Aber als sie Abt Maelcar übernahm, führte er die Regel des Benedikt ein. Und als ich in die Abtei kam, lebte die Gemeinschaft strikt im Zölibat.«
    »Dieser Abt … wie sagtest du, hieß er? Abt Maelcar?«
    »Abt Maelcar, ja. Er ist von Bro-Waroch.«
    »Ich weiß kaum etwas über Bro-Waroch«, fiel ihm Eadulf ins Wort, »und das Wenige, was ich darüber gehört habe, hilft mir auch nicht viel weiter. Bei den einen heißt es Bro-Erech, bei den anderen Bro-Waroch. Welches ist nun der richtige Name, und wie groß ist das Königreich?«
    »Den Namen Bro-Waroch trägt es seit der Zeit des Vaters von König Alain, und groß ist es fürwahr. Was ich von seiner Geschichte weiß, habe ich auf meinen Wanderungen durch das Königreich erfahren. Die ersten Siedler aus Britannien sahen sich gezwungen, ihr Herrschaftsgebiet zu erweitern und zu sichern, um sich der fränkischen Raubzüge zu erwehren und die Eindringlinge nach Osten zurückzudrängen. Das Königreich soll Caradog Freichfras von Gwent begründet haben.« Er machte eine abwertende Kopfbewegung, ehe er fortfuhr: »Die Siedler entwickelten sich zu hartgesottenen und wenig umgänglichen Menschen, da sie als Grenzbewohner ständig um ihre Existenz ringen und die Franken bekämpfen mussten. Schwierige Lebensbedingungen machen halt auch die Menschen schwierig. Das galt jedenfalls für die ersten hundert Jahre des Königreiches und färbte leider auf die Herrscherfamilie ab. Canao, zum Beispiel, tötete drei seiner Brüder, nur um Anspruch auf den Thron erheben zu können. Er soll vor sechzig Jahren gestorben sein.«                 
    »Und wer ist dieser Waroch?«
    »Er war vor Canao König. Als Canao starb, wurde sein einziger überlebender Bruder König, und nach dessen Tod folgte ihm sein Sohn, auch ein Canao, auf den Thron. Nach dessen Ableben erhob Judicael von Domnonia Anspruch auf das Königtum. Er forderte die Herrschaft über alle Bretonen für sich ein und begründete es damit, dass er von Waroch abstammte. Das so erworbene Königreich nannte er Bro-Waroch, das Land des Waroch.«
    »Ich dachte immer, Alain Hir wäre König der Bretonen«, wunderte sich Fidelma. 
    »Er ist der Sohn von Judicael«, bestätigte Bruder Metellus kopfnickend. »Judicael starb vor etwa zehn Jahren. Die Zusammenführung der beiden Königreiche von Domnonia und Bro-Waroch geschah noch unter ihm.«
    »Es klingt, als ob dir das Gerangel der Dynastien um die Macht missfällt.«
    »Ich bin Römer. Die Machenschaften der Könige sind mir ziemlich gleichgültig. Mir geht es um das Seelenheil der Menschen. Ich habe gelernt, mich zu begnügen, und bin mit dem einfachen Leben, das ich führe, zufrieden. Was das Königsein betrifft, so ist Alain im Vergleich zu anderen Königen ein guter König.«
    »Wenn du so wenig für Könige übrighast, geht es dir vielleicht mit Vorgesetzten nicht anders«, argwöhnte Fidelma und lächelte nachsichtig. »Möglicherweise erklären sich daraus deine Schwierigkeiten mit dem Abt.«
    »Keinesfalls«, widersprach er entschieden. »Vielleicht sind Könige ein notwendiges Übel. Ehe mein eigenes Volk sich unter die fragwürdige Herrschaft von Kaisern begab, lebte es in einem guten Staatsgefüge – res publica , was so viel heißt wie ›die Sache aller‹. Jedes Jahr wählten die Menschen Konsuln aus dem Senat, die sie regieren sollten.«
    »Und die comitia centuriata , die die Konsuln

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