Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
Nachfragen anstellen.«
    Fidelma hörte seine Verstimmung heraus. »Wäre doch logisch«, warf sie hin und drehte sich auf die andere Seite.
    Eadulf enthielt sich einer Antwort und blies die Kerze aus. Eine Weile lag er auf dem Rücken, Hände unter dem Kopf, und lauschte den entfernten Klängen der Musik und den Stimmen vom Strand, wo das Fest noch im Gange war. Dann übermannte ihn der Schlaf.
    Es war noch dunkel, als er die Augen wieder öffnete. Nein, ganz dunkel nicht. Es graute bereits, das eigenartige Zwielicht der ersten Dämmerung drang durch das Fenster und warf große Schatten in den Raum. Einen Moment lag Eadulf da und überlegte, was ihn zu so früher Stunde geweckt hatte. Fidelma neben ihm schlief fest, er hörte sie tief und regelmäßig atmen. Es war wohl an der Zeit, aufzustehen und sich zum Aufbruch mit Bruder Metellus fertigzumachen. Gleich darauf aber wurde er sich bewusst: Der Wind hatte sich geändert. Zuvor hatte er nur sanft gesäuselt, doch nun stürmte er heftig und laut. Er klang wie ein Stöhnen, fegte mit Wucht ums Haus, zerrte am schrägen Dach. Die sanfte Sommerbrise hatte sich über Nacht in einen wütenden, böigen Sturm verwandelt.
    Wenn sich der Wind nicht legte, wären sie gezwungen, auf der Insel zu bleiben. Fidelma würde davon nicht erbaut sein.

KAPITEL 3
    Wohl an die hundert Mal hatte Fidelma seit ihrem Wachwerden auf die Bucht geblickt. Eadulf sollte mit seiner Vorahnung recht behalten: Durch das Wetter länger als vorgesehen an die Insel gefesselt zu sein, wirkte sich nicht gerade besänftigend auf ihre Gemütsverfassung aus. Bruder Metellus hatte mit dem ersten Tageslicht vorbeigeschaut, aber nur um zu bestätigen, dass man bei dem Wetter nicht lossegeln könnte, und schon bald stand fest, dass sich auch im Laufe des Tages eine Abfahrt verbot.
    Ihre Kleidung hatte man ihnen gewaschen und getrocknet hingelegt, selbst die Risse, die bei der Flucht entstanden waren, hatte man ausgebessert. Ihr ciorbholg , ihre Kammtasche, die alle Frauen in ihrem Land stets bei sich trugen, hatte Fidelma retten können, denn sie war am Gürtel befestigt gewesen, doch einiges vom Inhalt, wie zum Beispiel der Spiegel, fehlte. Die Seife war nicht mehr zu gebrauchen, aber ein Fläschchen mit dem Duft von Geißblatt, den sie liebte, war noch vorhanden. Verlorengegangen waren leider auch ein Smaragd-Ohrenstecker und ihre Lieblingsbrosche aus Blattgold. Ihr marsupium mit all den Reiseutensilien und Münzen, um etwas zu essen zu kaufen und die Unkosten der Überfahrt zu bestreiten, lag in der Kajüte der Ringelgans . Eadulf hatte nichts bei sich gehabt; als man ihn beim Überfall geweckt hatte, war er nur mit seinen Sachen am Leib an Deck gerannt. Somit waren sie völlig mittellos und der Gnade anderer ausgeliefert. Darüber zu reden, wie es nun weitergehen könnte, hatte keinen Zweck, denn eine Lösung des Problems bot sich vorläufig nicht an.
    Fidelma, immer bemüht, aus einer Sache das Beste zu machen, hatte verkündet, sie würde die Zeit nutzen wollen und die Insel erkunden. Bruder Metellus war bereit gewesen, ihnen die sehenswerten Dinge zu zeigen. Doch schon zur Mittagszeit hatten sie das wenige gesehen, das die Insel zu bieten hatte. Die Insel war tatsächlich keine zweitausend Schritte breit und doppelt so lang. Auch lag sie so tief, dass in Fidelmas Vorstellung eine einzige große Welle sie hätte überrollen können. Die meisten Wohnhäuser und der Hafen waren im Halbrund um eine weite Bucht angelegt. Sonst bot die Insel nur wildwachsende Heide und stellte nichts weiter als eine harmlose Erhebung aus der unendlichen Weite des grauen Meers dar. Die Dünen, vor allem die nach Osten gelegenen, waren mit kleinen gelben Blüten übersät, die ihre Köpfchen aus stachligen, silbergrünen Blättern hervorschoben. Das Blattwerk hatte einen eigenartigen herben Geruch, und Eadulf erkannte die Pflanze als die würzige Zutat in dem Salat vom Vorabend wieder. Auf den Dünen wuchsen auch Strandnelken und Liliengewächse mit üppigen grünen Blättern und winzigen weißen Blüten. Fidelma, die an eine Gebirgswelt, reißende Flüsse und fruchtbare Ebenen gewöhnt war, verwunderte es, wie man sich in so einer Welt wie dieser ansiedeln konnte. Zaghaft fragte sie Bruder Metellus, was ihn veranlasst hätte, sich ausgerechnet diese Insel zur Heimstatt zu wählen.
    »Um ehrlich zu sein, meine Wahl war sie nicht«, erwiderte er ernst. »Aber das ist eine lange Geschichte.«
    »Zeit, um sie zu hören, hätten wir

Weitere Kostenlose Bücher