Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
genug«, meinte Fidelma mit trockenem Humor.
    »Als ich den inneren Ruf vernahm, mich den Glaubensbrüdern anzuschließen, verließ ich meine Familie an den Hängen der Monti Sabatini, die nördlich von Rom liegen«, begann Bruder Metellus. »Ich entschied mich für die Gemeinschaft in Subiaco, wo sich Benedikt, der Patriarch aller Mönche der westlichen Welt, zunächst abgeschieden von den weltlichen Lastern Roms niedergelassen hatte. Er war ein Mann des Friedens und der Genügsamkeit, allein darauf bedacht, den wahren Glauben zu lehren.«                 
    »Von Subiaco bis hierher ist es eine weite Reise«, unterbrach ihn Eadulf in seinem Gedankenfluss.
    »Das kann ich nur bestätigen. Ganze fünf Jahre habe ich in Subiaco studiert, ehe ich bereit war, die Mission zu übernehmen, die Regel des Benedikt in den Westen zu tragen. Die Menschen hier, so sagte man mir, hätten seltsame Bräuche und Auffassungen, die sich mit denen von Rom nicht vereinbaren ließen …«
    »Du bist also hergekommen, um uns zu erleuchten?« Fidelmas ironischer Unterton war nicht zu überhören.
    »Seit zehn Jahren lebe ich unter den Bretonen in diesem Land, das man Bro-Waroch nennt. Mit meiner Lehre habe ich wenig erreicht«, gestand er ein.
    »Aber was hat dich hierher auf diese winzige Insel geführt?«, drängte Fidelma.
    »Ich zog durchs Land, lehrte und lernte nebenbei die Sprache der Bretonen und der Franken. Vor einem Jahr schloss ich mich der Abtei des heiligen Gildas an. Das lief zunächst ganz gut, denn Abt Maelcar versicherte, er sei ein Anhänger der Regeln Benedikts. Dann wagte ich, eine Auslegung der Heiligen Schrift in Frage zu stellen, woraufhin Abt Maelcar meinte, es wäre besser, ich würde in der abgelegenen Gemeinde hier meinen Dienst tun, wo ich über die Dinge nachdenken und mich in Demut üben könnte.«  
    »Weshalb solltest du über die Dinge nachdenken und dich in Demut üben?«, fragte Fidelma fast ein wenig empört. »Nur, weil du eine Auslegung der Heiligen Schrift in Frage gestellt hast?«
    »Ich habe mich erdreistet, Abt Maelcars Auslegung in Frage zu stellen. Er ist von der altmodischen Sorte, Sohn einer Adelsfamilie aus dem Brekilien-Wald.«
    »Wahrscheinlich sollte sich eher der Abt in Demut üben«, befand Fidelma. »Nur wenn man Dinge in Frage stellt, lernt man, und aus dem Gedankenaustausch ziehen beide, der Fragende und der Befragte, Gewinn.«
    »Da denkt der Abt anders. Ist ja auch egal, es ist schließlich ein ganz hübsches Plätzchen hier … für eine Weile zumindest.« Bruder Metellus drehte sich um und wies in eine bestimmte Richtung. »Wir haben sogar Denkmäler, die uns daran erinnern, dass schon in längst vergangenen Zeiten Menschen hier gelebt haben.«
    Zu ihrer Überraschung entdeckten sie einen eigenartigen Steinblock, einen Menhir, fast dreimal so groß wie sie.
    »Die Menschen hier nennen ihn ›Menhir der Jungfrau‹, und ein Stück weiter haben wir einen gewaltigen Steinhügel, der als Ruhestätte irgendeines wichtigen Stammesältesten gilt; er soll, lange bevor die Römer kamen, gestorben sein. Die Inselbewohner erzählen sich großartige Geschichten über diesen Mann.«
    Trotz der einen oder anderen Sehenswürdigkeit hatten sie bald die ganze Insel abgelaufen und alles ausgekundschaftet.
    Fidelma fühlte sich in der Vorstellung bestätigt, eine Gefangene auf dem kleinen Felsvorsprung zu sein. Doch der scharfe Wind, die kurzen weißen Wellen auf dem Meer, die schweren grauen Wolken und der Nebel, der wie ein Schleier über dem Wasser hing, sagten ihr, dass sie sich in ihr Schicksal fügen musste. Langsam wanderten sie zu den bescheidenen Heimstätten zurück.
    Draußen mühten sich ein paar Männer und Frauen mit spärlichen Streifen Land ab, auf denen Obst und Gemüse wuchs. Die meisten aber waren drinnen, denn sie waren überwiegend Fischer, und bei so einem Wetter konnte niemand hinaus auf See. Die miteinander vertäuten Boote lagen einigermaßen geschützt im Hafen und schwankten unruhig hin und her.
    Sehnsüchtig schaute Fidelma zu dem im Dunst verschwindenden Festland hinüber.
    »Wer war eigentlich der Begründer des Klosters, zu dem du gehörst?«, fragte Eadulf Bruder Metellus in dem Bemühen, Fidelma und sich auf andere Gedanken zu bringen.
    »Gildas hieß er. Er gehörte zu den Britanniern, die vor den Einfällen der Angelsachsen geflohen waren; vielen Vorfahren der Bewohner hier ist es nicht anders ergangen«, gab Bruder Metellus zur Antwort.
    »Dass

Weitere Kostenlose Bücher