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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Lebensauffassungen.«
    »Was du sagst, kommt der Ketzerei nahe, Fidelma von Cashel«, warnte der Mönch stirnrunzelnd.
    Eadulf horchte bei dem plötzlich scharfen Ton von Bruder Metellus auf und versuchte einzulenken. »Die Kirchen von Éireann und Britannien haben unterschiedliche Sichtweisen, du weißt das nur allzu gut, Bruder. Das heißt ja deshalb nicht, dass ihr Glauben im Gegensatz zu den orthodoxen Lehren des Neuen Glaubens steht, oder dass sie einem Glauben anhängen, den die Kirche ausdrücklich ablehnt.«
    »Der Herr hat Petrus verkündet, er wäre auserkoren, die Kirche zu begründen. Petrus kam nach Rom und starb den Märtyrertod. Und so wurde die Kirche in Rom begründet. Rom ist der Mittelpunkt der Kirche; was Rom sagt, gilt für alle«, entgegnete Bruder Metellus starrköpfig.
    »Die Kirchen des Ostens sehen das anders«, wandte Fidelma ruhig ein, »und die Kirchen der westlichen Inseln eigentlich auch. In ihrer aller Augen gebührt dem Bischof von Rom eine führende Stellung unter den Bischöfen, aber das hat etwas mit Ehre und Anerkennung zu tun, nicht mit einem Vorrang in der Machtausübung.«
    Das war eine Feststellung, die Bruder Metellus schwer traf, und er lief rot an. Ein rascher Blick von Eadulf zu Fidelma sollte ihr bedeuten, auf der Hut zu sein. Er wusste, wie sehr sie intellektuelle Streitgespräche liebte, aber wenn sich Bruder Metellus durch ihre Bemerkungen verletzt fühlte, konnten sie länger, als ihnen lieb war, auf dieser Insel festsitzen. Fidelma aber ließ sich nicht von ihm beeindrucken. Sie nahm das Gespräch als eine willkommene Ablenkung von den gespenstischen Erlebnissen des Vortags.
    »Mir geht es darum, dass die Kirche von Konstantinopel ebenso auf der apostolischen Nachfolge besteht, dasselbe Sakrament feiert und an fast derselben theologischen Lehre festhält. Ihr Hauptbischof trägt den Titel Patriarch, ein Begriff, der dem Griechischen entlehnt ist: pater-archon , Vater aller Herrscher. In ähnlicher Weise wird auch der Bischof von Rom mit einem Beinamen bedacht: pápas , der Vater, ebenfalls aus dem Griechischen. Andernorts wie in Alexandria, zum Beispiel, gibt es ebenfalls Bischöfe, aber die fühlen sich nicht verpflichtet, nach dem Willen Roms zu handeln. Sie halten es vielmehr mit der Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Betreiben deshalb alle östlichen Kirchen Ketzerei?«
    »In den letzten hundert Jahren haben die Bischöfe von Rom die Patriarchen von Konstantinopel immer wieder aus der Glaubensgemeinschaft ausgeschlossen«, rechtfertigte Bruder Metellus seinen Standpunkt nachdrücklich. »Selbst mit den Patriarchen von Alexandria und Jerusalem wurde so verfahren.«
    »Und die Patriarchen haben es ihrerseits mit dem Bischof von Rom nicht anders gehalten«, bemerkte Fidelma leichthin. »Aber was sagt uns das? Es zeigt doch nur, dass sie alle miteinander menschlichen Schwächen erlegen sind. Anstatt sich hinzusetzen, ihre unterschiedlichen Auffassungen zu erörtern und zu vernünftigen Schlussfolgerungen zu kommen, klammern sie sich an Rituale und glauben so, anderen ihren Willen aufzwingen zu können.«
    Erschrocken starrte Bruder Metellus sie an, brach dann aber zu ihrem Erstaunen in lautes Lachen aus.
    »Wahrhaftig, ein Meinungsstreit mit einer Frau über Glaubensfragen ist mir in all den Jahren nicht vorgekommen«, bekannte er kopfschüttelnd. »Du bist wirklich eine gescheite und gebildete Person, Fidelma von Cashel. Ich bin froh, dich aus dem Wasser gefischt zu haben … euch beide natürlich. Unsere Auffassungen gehen auseinander, aber die Unterhaltung mit dir ist herzerfrischend. Hoffentlich bietet sich die Gelegenheit für weitere Streitgespräche.«
    »Für weiteren Gedankenaustausch«, verbesserte sie ihn. »Ohne Gedankenaustausch gibt es keine Erkenntnisse und keinen Fortschritt.«
    »Es wird langsam Zeit zum abendlichen Mahl«, bemerkte Bruder Metellus mit einem Blick zum bewölkten Himmel. »Danach werden wir sehen, wie sich das Wetter zeigt. Zuvor haben wir noch Andacht in unserer bescheidenen Kapelle. Wenn eure Glaubensweise das nicht verbietet, könnt ihr gern daran teilnehmen.«                 
    »In unserem Anliegen unterscheiden wir uns kaum«, antwortete Fidelma mit einem verschmitzten Lächeln. »Wir halten uns bei der Predigt und dem Gebet mehr an das Griechische, die Sprache, in der die heiligen Texte verfasst sind, aber abgesehen davon habe ich in Rom bei der Andacht kaum etwas befremdlich gefunden.«
    »Um so mehr heiße

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