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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Sprache, in der sich alle anderen unterhielten. Fragte man sie etwas, antwortete sie einsilbig oder nur mit einem Grunzen.
    Fidelma merkte zu spät, dass jemand das Gespräch mit ihr gesucht hatte. Es war Iarnbud. »Entschuldige, ich war nicht ganz bei mir. Was, bitte, hast du gefragt?«
    »Ich möchte dich um deine ehrliche Antwort bitten – was hältst du von Rom? Nicht, dass ich die Absicht hätte, mich dorthin zu begeben wie Macliau. Rom hat meinem Volk viele Bürden aufgeladen.«
    Fidelma versuchte rasch, sich bei Bruder Metellus zu vergewissern, doch der stellte mehr oder weniger ungerührt fest: »Das muss dich nicht bekümmern. Iarnbud und ich liegen uns immer in den Haaren, aber es bleibt beim Wortgefecht.«
    »Ich kann dich durchaus verstehen, Iarnbud; ich weiß einiges von der Geschichte deines Volks. Wiederum ist von Rom aus der Neue Glaube verbreitet worden.«
    Iarnbud schniefte verächtlich. »Ist das nun was Gutes oder was Schlechtes?« Seine Betonung sprach mehr für das Letztere »Frag doch die Fischer hierherum, und du wirst erfahren, dass sie ihre Hoffnung auf die alten Götter des Meeres setzen, wenn sie mit ihren Booten hinaussegeln.«
    Das war das Stichwort für sie, und sie wandte sich an Macliau: »Weil gerade von den Fischern die Rede ist, heute Abend war unterhalb der Burg viel Bewegung. Was hat das zu bedeuten?«
    Macliau schaute verwirrt drein. »Viel Bewegung?«
    »Leute liefen am Ufer mit Fackeln umher, und unten in der Bucht lag ein großes Schiff vor Anker.«
    Eadulf wunderte sich, mit welcher Offenheit sie die Sache zur Sprache brachte, nachdem sie ihn eben erst zur Vorsicht gemahnt hatte. Ihre Bemerkung schien allgemeines Unbehagen auszulösen. Hilfesuchend blickte Bleidbara zu Trifina, die sich diesmal bewogen fühlte, mit einem Stirnrunzeln darauf zu antworten.
    Macliau geriet ins Stottern. »Viel Bewegung ist mir nicht …«
    »Ich vermute, es waren meine Leute, die dir aufgefallen sind«, meldete sich der Befehlshaber der Wachen zu Wort. »Die haben Nachschub auf mein Schiff gebracht, das dort einen sicheren Ankerplatz hat für die Nacht.«
    Fidelma stutzte. »Dein Schiff?«
    »Wir sind ein zur See fahrendes Volk, wie ich dir schon erklärt habe«, mischte sich Macliau ein. »Das Schiff gehört meinem Vater, Lord Canao. Bleidbara ist der Kapitän.«
    »In Ufernähe sieht man oft Lichter hierherum. Gefischt wird nicht selten nachts«, ergänzte Trifina eilig. Bisher hatte sie sich merkwürdig still verhalten und leicht gelangweilt ausgesehen. »Gehen die Leute nicht gerade nachts auf Karpfenfang?«
    Fidelma konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. »Entschuldige, Lady. Soviel ich weiß, kommen Karpfen üblicherweise in Süßwasser vor. Im Morbihan dürfte nur Meerwasser sein.«
    Trifina tat das mit einer Handbewegung ab. »Auf jeden Fall fängt man auch in der Nacht Fische.«
    Iarnbud hatte eine noch ernstere Miene aufgesetzt, wenn das bei seinem ohnehin steinernen Gesichtsausdruck überhaupt möglich war. »In der Nacht begibt sich so manches, wenn Fischer ihre Heimstätten verlassen.«
    Fidelma sah ihn prüfend an. »Das klingt geheimnisvoll, mein Freund.«
    »Sollte es aber gar nicht sein. Ist lediglich eine Feststellung von Tatsachen.«
    »Was für Tatsachen?«, wollte Eadulf wissen.
    Macliau gluckste vor sich hin. »Iarnbud treibt nur seinen Spaß mit euch.«
    Der andere lächelte gequält. »Stimmt. Ich habe nur gescherzt.« Überzeugend klang das nicht, und er schaute auch niemand an.
    »Hinter deinem Scherz verbirgt sich gewiss ein tieferer Sinn, Iarnbud«, ermunterte ihn Fidelma. »Magst du uns nicht aufklären darüber?«
    Der keltische Richter wandte ihnen sein bleiches Gesicht zu. Die schmalen roten Lippen waren zu einem freudlosen Lachen zurückgezogen und gaben seinen Zügen das Aussehen einer sonderbar zerknitterten Maske.
    »Ich wollte nur sagen, Lady, nimm dich vor dieser Küste in Acht. Man sollte sie meiden nach Einbruch der Dunkelheit.«
    Fidelma schaute ihn aufmerksam an. »In Acht nehmen? Warum?«
    »Die Fischer aus der Gegend hier können dir das sagen«, erwiderte er nur, wie um die Sache noch geheimnisvoller zu machen.
    »Tut mir leid; bis ich auf einen Fischer treffe, kann ich nicht warten. Sei so gut und erklär es mir, denn du kennst die Geschichte sicherlich.«
    Iarnbud blinzelte verdutzt ob ihrer Ungeduld. Macliau und dessen Schwester Trifina blieben regungslos.
    »An dieser Küste gehen Gespenster um. An den wild zerklüfteten Ufern warten die

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