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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Gänsefedern, in allen drei Schlitze am Ende, gediegenes Handwerk eines Pfeilmachers.«
    »Was findest du daran Besonderes?«, wunderte sich Eadulf.
    »Wie kannst du nur so rasch vergessen«, tadelte sie ihn. »Ich möchte wetten, sie sind von der gleichen Hand gemacht wie die Pfeile, durch die Biscam und seine Männer den Tod fanden.«
    Er war zutiefst erschrocken.
    »Umso mehr frage ich mich, was wir hier zu suchen haben. Wir sind doch verrückt, die Gastfreundschaft ausgerechnet dieser Leute anzunehmen!«
    »Es gibt keine bessere Möglichkeit, das Geheimnis zu lüften, als mittendrin in der Verschwörerbande zu sein. Wir bleiben dran, und zwar mit gespitzten Ohren, arrectis auribus .« Es machte ihr sichtlich Spaß, auch den lateinischen Ausdruck hinzuzufügen, um die Wachsamkeit, auf die es ihr ankam, zu unterstreichen.

KAPITEL 7
    Mit der Abenddämmerung war es in dem Gemach, das man ihnen zugewiesen hatte, schummrig geworden. Sie hatten ihr Bad genommen und sich für die Abendmahlzeit gekleidet. Zuvor hatte eine Dienerin, ein schlankes, melancholisch dreinschauendes Mädchen mit dunklem Haar und blauen Augen, Fidelma eine Auswahl bequemer Kleidungsstücke gebracht, die ihr Trifina schickte. Auch Kerzen aus Bienenwachs waren dabei gewesen. Fidelma verwandte einige Zeit darauf, sich zu schmücken, denn in ihrer Heimat legte man großen Wert auf dergleichen. Zwar ging Fidelma nicht so weit, ihre Fingernägel karminrot zu bemalen, auch schwärzte sie sich nicht die Augenbrauen, noch rötete sie die Wangen mit Holunderbeeren, wie das viele Frauen in den fünf Königreichen taten. Ihr gefiel es, ihr langes rotes Haar lose bis auf die Schultern fallen zu lassen, sie flocht es nicht zu Zöpfen, sondern kämmte es lediglich sorgfältig.
    Eadulf wartete geduldig, bis sie ihre Toilette beendet hatte. Er saß auf der niedrigen Fensterbank und blickte hinüber zu den Ufern und den Gewässern des Morbihan. Rasch wurde es dunkel, doch nun erschienen Lichter und verrieten, welche der Inseln bewohnt waren. Auch in der Uferzone unterhalb der Burg tauchten Lichter auf, die sich hin und her bewegten. Nicht, dass sich dort Wohnstätten befanden, vielmehr hatte er den Eindruck, Menschen waren entlang der Küste unterwegs, und Boote legten ab und fuhren hinaus aufs offene Wasser. Verwundert sah er auch, dass sich die Umrisse eines großen Schiffs langsam ins Dunkel schoben. Er konnte eben noch ausmachen, dass das schemenhafte Gefährt von zwei Ruderbooten gezogen wurde, dann aber mitten in der Bucht zum Stillstand kam.
    Er rief Fidelma und zeigte ihr, was sich da unten tat.
    »Seltsam, dass gerade jetzt, wo es dunkel wird, so viele unterwegs sind. Eigentlich sitzen die Leute um diese Zeit bei ihrem Abendbrot.«
    »Und was glaubst du wohl, soll das Schiff da? Ist es möglich …?«
    »Wenn es das ist, was du meinst, ist äußerste Vorsicht geboten. Niemand darf merken, dass wir einen Verdacht hegen.«
    »Denkst du, wir können Bruder Metellus trauen?«
    Sie kam nicht zum Antworten, denn die Dienerin erschien wieder und verkündete, dass Macliau und Trifina sie zu Tisch bäten.
    Bruder Metellus saß bereits an dem langen Holztisch in der großen Halle, als Fidelma und Eadulf eintraten. Der Saal wurde von reich verzierten Öllaternen aus Bronze erleuchtet, und auf der Tafel gaben mehrere Bienenwachskerzen ein warmes Licht.
    Macliau kam ihnen entgegen und begrüßte sie liebenswürdig wie immer. Seine Schwester Trifina blieb gelassen in ihrem Sessel und hieß sie mit einem flüchtigen Lächeln willkommen. Drei weitere Gäste hatten sich eingefunden: zwei Männer und die füllige Argantken in ihrer grellbunten Aufmachung. Sie kümmerte sich nicht um die Neuankömmlinge, saß da, aß mit großem Appetit Nüsse aus einer Schale und nahm kräftige Schlucke aus einem Glas, in dem vermutlich Weißwein war.
    Von den beiden Männern war einer der hoch aufgeschossene gutaussehende Krieger mit Namen Bleidbara, der Befehlshaber der Kriegerschar auf Burg Brilhag. Den anderen Gast kannten sie nicht. Es war ein großer, bleichgesichtiger Mann mittleren Alters. Bekleidet war er mit einem langen wollenen Gewand, das einst weiß gewesen, nun aber vom steten Gebrauch angegraut war. Im dunklen Haar, das er lang trug, zeigten sich graue Strähnen. Der Schnurrbart hing an den Mundwinkeln herunter, sonst war der Fremde nach alter keltischer Sitte glatt rasiert. Ein dünner Reif aus poliertem Kupfer umschloss den Kopf. Um seinen Hals hing eine goldene Kette

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