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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Kräften erledigen.«
    Iarnbud wollte sich entrüsten, doch rasch ergriff Fidelma das Wort. »Bei uns gibt es ähnliche Geschichten. Die hat man sich schon erzählt, lange bevor der Neue Glaube ins Land kam, und sie sind auch jetzt noch nicht verstummt. Westlich vom Königreich meines Bruders liegt eine Insel, die Tech Duinn heißt, Haus des Donn. Donn war unser Gott der Toten. Auf dieser Insel mussten sich die Seelen der Verstorbenen versammeln, ehe sie ihre Reise westwärts in die Anderswelt antraten.«
    Iarnbud warf Bleidbara einen Blick zu, hob – für die anderen kaum sichtbar – die Schultern und deutete damit seine Enttäuschung an. Fidelma merkte es nicht, und arglos wollte sie von Bleidbara, der bislang geschwiegen hatte, wissen: »Glaubst du an solche Geschichten? Du bist ein Krieger, siehst die Dinge von der praktischen Seite, befehligst sogar ein Schiff.«
    Bleidbara überlegte. »Was sollen mir Geschichten? Ich glaube nur an das, was ich sehe, fühle, höre und rieche, bin eben ein Krieger.«
    »Wie dem auch sei«, fuhr sie fort, »die Geschichte war gut und spannend erzählt, und so alte Vorstellungen darf man nicht missachten.«
    Sie blickte hinüber zu Eadulf und hoffte auf Unterstützung. Er verstand sie sofort und nickte ernst. »Da ist etwas dran. Meist steckt in den alten Geschichten eine tiefere Wahrheit. Sicher ist es vernünftiger, vor dem lodernden Herdfeuer zu sitzen oder besser noch, im warmen Bett zu liegen, als mitten in der Nacht an einer Küste herumzuschleichen, wenn dort die alten Götter umgehen.«
    Bruder Metellus entrüstete sich. »Die alten Götter besitzen doch nur die Gewalt, die wir ihnen beimessen.«
    »Genau wie die neuen Götter«, erwiderte Iarnbud abwehrend.
    »Glaubst du noch an die alten Götter, Iarnbud?«, fragte Fidelma leise.
    Er schaute prüfend zu Macliau hin, doch der streichelte den kleinen Hund, der schlafend zu seinen Füßen lag.
    »Ich bin, wie du bereits weißt, bretat bei Canao, dem Burgherrn auf Brilhag. Und somit auch Bewahrer des geheimen Wissens der Bewohner dieses Landes.«
    »Das habe ich eigentlich nicht gemeint«, erwiderte Fidelma ruhig. »Es hörte sich so an, als würdest du den alten Göttern ebenso viel Glauben schenken wie dem Neuen Glauben.«
    Der Mann schürzte die Lippen, dachte einen Moment nach und seufzte. »Es wäre doch seltsam, wenn die Götter, die von den Menschen seit unvordenklichen Zeiten verehrt wurden, an die sie jahrtausendelang geglaubt und zu denen sie Generation um Generation gebetet haben, plötzlich ihre Kraft verlören und in ganz kurzer Zeit verschwänden, nur weil einige Leute die Legenden von anderen fremdländischen Göttern aus dem Osten übernahmen.«
    »Das ist Gotteslästerung«, bemerkte Bruder Metellus kalt.
    Sein Urteilsspruch focht Iarnbud nicht an. »Du hast doch längst begriffen, Bruder Metellus, dass ich nur das feststelle, was logisch zwingend ist. Nicht wenige unserer Leute bringen den alten Göttern und Göttinnen noch immer Opfergaben dar. Über die Generationen haben die ihre Zuverlässigkeit bewiesen, während die neuen Gottheiten eben erst im Lande erschienen sind und noch beweisen müssen, dass sie stärker sind, wenn sie es denn sind.«
    Macliau machte Anstalten zu reden, stellte seinen Wein zur Seite und richtete sich auf. Den ganzen Abend über hatte er sein Hündchen Albiorix immer wieder gekrault. Es war offensichtlich, dass ihm das Tier ans Herz gewachsen war.
    »Wir sollten nicht vergessen, dass der Neue Glaube in unser Land eingezogen ist, bald nachdem die römischen Legionen über uns kamen. Zuerst waren die Legionen da und haben unsere Leute abgeschlachtet, und dann erschien der Neue Glaube und hat die Gedanken der Übriggebliebenen verwirrt, hat sie von ihren ureignen Wurzeln abgebracht«, sagte er mit Nachdruck.
    Fidelma und Eadulf schauten erstaunt auf den jungen Mann. Fidelma war aufgefallen, dass er dem Wein reichlich zugesprochen hatte, und sie fragte sich, ob ihn das ermunterte, sich so unverhohlen zu äußern. Noch mehr verwunderte sie, dass Trifina schrill loslachte.
    »Meinem Bruder macht es Spaß, Leute zu ärgern, indem er ihnen widerspricht«, erklärte sie. »Er sagt Dinge, von denen er weiß, dass seine Zuhörer entgegengesetzter Meinung sind, nur um sie zu foppen.«
    Macliau starrte seine Schwester an, und Fidelma glaubte zu erkennen, dass sie ihn mit einem Blick warnte. Achselzuckend wandte er sich von ihr ab und verteidigte sich: »Ich halte es nicht für einen

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