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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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mit einem kreisförmigen Sonnensymbol. Die Wangen wirkten blass und blutleer im Gegensatz zu den dünnen roten Lippen. Er muss sie sich mit Beerensaft gefärbt haben, ging es Eadulf durch den Kopf. Die dunklen Augen wanderten ruhelos hin und her, doch was der Mann insgeheim dachte, war ihm nicht anzumerken.
    »Das ist Iarnbud, der bretat meines Vaters«, stellte ihn Macliau vor
    »Bretat?« Das Wort erinnerte Fidelma an ein ähnlich klingendes aus ihrer Muttersprache, so dass sie auf gut Glück riet: »Bist du ein Richter, ein breitheamh ?«
    Iarnbud sprach Latein, wie die meisten, denen sie bislang begegnet war. Es war nicht die klassische Schriftsprache, die man sie gelehrt hatte, mehr eine Mundart in merkwürdig rollender Sprechweise.
    »So ist es, Lady. Bin wie du im Rechtswesen tätig. Bruder Metellus hat mir berichtet, wer du bist und was dich hierher gebracht hat.«
    Macliau lud sie mit einer Handbewegung ein, am Tisch Platz zu nehmen. Er setzte sich an die Stirnseite der Tafel, und sein ständiger Begleiter, der kleine Hund, rollte sich zu seinen Füßen zusammen. Er wurde Albiorix gerufen, wie sie zu Fidelmas Vergnügen erfuhren. Später erkundigte sich Eadulf, was daran so lustig sei. Wörtlich bedeute das »großer König«, erklärte sie ihm; so hieß auch ein Gott der Gallier, der etwa dem römischen Mars entsprach. Der Name sei schon ein bisschen seltsam für einen so treuherzig dreinblickenden Vierbeiner. Vielleicht erlaube er auch Rückschlüsse auf den Charakter seines Herrn, hatte Eadulf gemeint.
    Fidelma saß zur Linken des Gastgebers und Trifina zu seiner Rechten. Bruder Metellus war der Platz neben Fidelma zugewiesen worden, und die rundliche Argantken fläzte sich weiter unten gegenüber Bruder Eadulf. Zwischen ihm und Trifina hockte Iarnbud. Bleidbaras Stuhl war am anderen Ende der Tafel.
    »Ich freue mich, einen Brehon dieses Landes kennenzulernen«, begann Fidelma das Gespräch, während der Wein eingeschenkt wurde, ein kühler, weißer Landwein. »Du hast von Bruder Metellus sicher von dem Raubüberfall und den Morden gehört. Was sehen eure Gesetze in solchen Fällen vor? Welche Aufgabe kommt dir in der jetzigen Situation zu?«
    Die dunklen Augenbrauen hoben sich, sonst zeigte sich keine Regung in dem bleichen Angesicht des Mannes. »Wieso mir?«
    »Wie wirst du vorgehen, um diese Diebe und Mörder aufzuspüren?«
    Iarnbud schüttelte den Kopf. »Damit habe ich nichts zu tun. Erst wenn die Schuldigen gefasst und vor meinen Richterstuhl gebracht werden, fällt es mir zu, sie der Anklage gemäß zu verurteilen.«
    »Wer aber spürt sie auf und bringt sie vor deinen Richterstuhl?«
    »Diejenigen, die Anklage erheben.«
    Verwirrt schaute Fidelma ihn an. »Gibt es eurem Gesetz nach kein Amt, das verantwortlich dafür ist, Nachforschungen anzustellen, um der Täter habhaft zu werden?«
    »Einen solchen Auftrag würde mein Vater seinen Kriegern erteilen«, griff Macliau ein und fügte grinsend hinzu: »Bleidbara befehligt die.«
    Fidelma schaute fragend zu dem jungen Mann, dem die Röte ins Gesicht gestiegen war. Der winkte ab. »Ich bin im Kriegshandwerk geübt, Lady, und weiß meine Leute in der Schlacht zu befehligen. Ich verstehe es, den Fußstapfen von Menschen und Tieren nachzuspüren. Aber wenn sie keine Spuren hinterlassen, bleiben sie auch für mich unauffindbar.«
    »Da, wo die Kaufleute erschlagen wurden, gibt es sehr wohl Spuren«, erklärte Eadulf. »Bist du denen nachgegangen?«
    Bleidbara verneinte. »Ich habe Boric, meinen besten Fährtensucher, hingeschickt, er ist auch mein Stellvertreter. Er soll sich die Sache genauer ansehen und die Toten herschaffen. Aber er ist noch nicht zurück. Als er loszog, wurde es bereits dunkel, und es ist fraglich, ob er überhaupt noch etwas erkennen konnte. Wir müssen abwarten, was er zu berichten hat und ob es Anhaltspunkte gibt. Natürlich ist auch uns daran gelegen, diesem Raubgesindel auf die Schliche zu kommen.«
    Eigentlich sprach er mehr zu Trifina, wie Fidelma auffiel. Die ganze Zeit hing sein verlangender Blick an ihrem Gesicht, als gäbe es darin etwas für ihn Wichtiges zu lesen. Trifina jedoch schien sein Gehabe gleichgültig. Fidelma gefiel der junge Bursche, der ein einnehmendes Lächeln hatte und sich wortgewandt ausdrückte. Sie fragte sich, ob zwischen ihm und Trifina eine Beziehung bestand. Die Dame gähnte plötzlich, hielt sich die Hand vor den Mund und murmelte Macliau eine Entschuldigung zu.

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