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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Tal­madge zit­ter­te so hef­tig, daß sie gar nicht be­merk­te, wie sehr der Kör­per ih­rer Gast­ge­be­rin beb­te. Aber sie riß sich ge­walt­sam zu­sam­men, um den Rest der Ge­schich­te mit ei­ni­ger Fas­sung an­hö­ren zu kön­nen. »… und wie er heim­lich wie­der hin­aus­schlüpf­te, ehe wir et­was sa­gen oder tun konn­ten. Du lie­ber Gott, wenn wir zu Hau­se sind, wird er mir die Höl­le heiß ma­chen und mir die See­le aus dem Lei­be fra­gen – er ist so schreck­lich ei­fer­süch­tig …« Mrs. Tal­madge ver­grub ihr Ge­sicht in die Hän­de. »Wenn Sie wüß­ten, wie sein Ge­sicht im Spie­gel aus­ge­se­hen hat.« Sie be­ru­hig­te Mrs. Tal­madge. Sie trös­te­te Mrs. Tal­madge. Sie be­schwich­tig­te Mrs. Tal­madge. Aber für ih­re ei­ge­ne Un­ru­he und Angst gab es kei­ne Be­ru­hi­gung, kei­nen Trost, kei­ne Be­schwich­ti­gung.
    Als sie sich nach ein paar Mi­nu­ten wie­der un­ter die Gäs­te misch­ten, schie­nen bei­de ihr see­li­sches Gleich­ge­wicht wie­der­ge­fun­den zu ha­ben. Aber in dem Au­gen­blick, als sie das Wohn­zim­mer be­tra­ten, dröhn­te ih­nen Mr. Tal­madges er­reg­te Stim­me ent­ge­gen.
    »Wenn ich ei­ne kur­ze Ver­schnauf­pau­se ein­le­ge, dann be­dan­ke ich mich für Auf­re­gun­gen!« Er leer­te sein Glas in ei­nem Zug. »Was soll das be­deu­ten, wenn ich im Ba­de­zim­mer in den Spie­gel se­he, und die­se al­te He­xe schnei­det hin­ter mei­nem Rücken Gri­mas­sen?« Er schau­te in die Run­de, dann lach­te er dröh­nend. »Was für ein Haus un­ter­hal­ten Sie hier?« frag­te er den Gast­ge­ber.
    Er hielt das Gan­ze für einen Witz, und die an­de­ren schie­nen eben­falls sei­ner Mei­nung zu sein. Nur der Gast­ge­ber und die Gast­ge­be­rin stan­den er­starrt da und wag­ten nicht, sich in die Au­gen zu schau­en. Ihr Lä­cheln war ver­zerrt und brü­chig. Glas ist so zer­brech­lich. »Ich glau­be kein Wort«, lall­te Gwen Ha­cker. Sie hat­te einen oder drei zu­viel ge­trun­ken. »Ich muß das gleich mal prü­fen.« Sie wink­te den Gast­ge­bern herz­lich zu und ver­schwand in Rich­tung Trep­pe. Er hob ruck­ar­tig die Hän­de. »He! Blei­ben Sie hier!«
    Aber es war sinn­los. Sie rausch­te, oder bes­ser ge­sagt, sie wank­te da­von.
    Tal­madge stieß ihm mit dem El­len­bo­gen in die Sei­te. »April­scher­ze, wie? – Na, schön. Aber trotz­dem: Was wird hier ei­gent­lich ge­spielt?« Er be­gann hilf­los ir­gend et­was Sinn­lo­ses zu stam­meln. Sein Ge­hirn ar­bei­te­te fie­ber­haft.
    Er muß­te al­les tun, um die Ge­sprä­che in Gang zu hal­ten. Sie rück­te dicht zu ihm und hör­te zu. Sie woll­te um al­les in der Welt nicht an Gwen Ha­cker den­ken, die al­lei­ne oben war, in einen Spie­gel starr­te und war­te­te –
    Die Schreie über­tön­ten die Ge­sprä­che. Das war kein Schluch­zen und kein La­chen – das wa­ren gel­len­de Schreie.
    Er nahm im­mer zwei Stu­fen auf ein­mal, als er die Trep­pe hin­auf­ras­te. Der di­cke Mr. Ha­cker folg­te ihm keu­chend.
    Die an­de­ren Gäs­te wa­ren plötz­lich ver­stummt und gin­gen zö­gernd zur Trep­pe.
    Man konn­te die Stu­fen un­ter den Fü­ßen knar­ren hö­ren und das schwe­re At­men der Gäs­te. Aber al­les wur­de über­tönt von den fort­ge­setz­ten gel­len­den Schrei­en ei­ner Frau, die et­was ge­se­hen oder er­lebt ha­ben muß­te, was sie schier um den Ver­stand ge­bracht hat­te. Gwen Hackers Ge­sicht war ver­zerrt. Sie hat­te kei­ne Kon­trol­le über ih­ren Kör­per, als sie auf den Flur her­aus­stak­te und ih­rem Mann fast in die Ar­me sank. Das Licht, das aus dem Ba­de­zim­mer kam, fiel auf einen Spie­gel, der kei­ne Spie­ge­lun­gen hat­te, und auf das Ge­sicht ei­ner Frau, das kei­nen Aus­druck hat­te.
    Sie und er wa­ren an Gwen Hackers Sei­te. Die Gäs­te stan­den dicht ge­drängt ein paar Schrit­te ent­fernt. Sie brach­ten die Frau in ihr Schlaf­zim­mer und leg­ten sie mit Mr. Hackers Hil­fe auf ihr Bett.
    Gwen Ha­cker war ohn­mäch­tig ge­wor­den. Ir­gend je­mand mur­mel­te et­was von ei­nem Arzt, ein an­de­rer mein­te, ach nein, sie wird schon wie­der zu sich kom­men, und wie­der ein an­de­rer räus­per­te sich und sag­te, es wä­re oh­ne­hin lang­sam an der Zeit, zu ge­hen. Zum

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