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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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kam, der aus Turf zu be­ste­hen schi­en. Der Duft sü­ßer Blu­men drang mir in die Na­se, und wenn der Nacht­wind lei­se durch die Bäu­me strich, kam von ih­nen ein Säu­seln, so an­ge­nehm und zart wie Mu­sik.
    Der wei­che Bo­den ver­hin­der­te ab­so­lut, daß mei­ne Schrit­te ge­hört wer­den konn­ten, und so war ich bald ganz dicht an der Grup­pe dran, die ich vor dem Ein­gang ei­nes klei­nen Lust­pa­vil­lons ste­hend fand, aus des­sen bunt­ver­glas­tem Fens­ter Licht­schein fiel.
    Die La­dys schie­nen ziem­lich ner­vös zu sein, und doch hat­te sich die Af­fä­re für sie als so char­man­tes und ro­man­ti­sches Aben­teu­er an­ge­las­sen, daß sie jetzt wohl nie­mals mehr um­ge­kehrt und zu­rück­ge­gan­gen wä­ren, selbst wenn sie al­le Mög­lich­kei­ten der Welt da­zu ge­habt hät­ten.
    Schließ­lich gin­gen sie al­le in den Pa­vil­lon hin­ein.
    Ich schlich hin­ter­her und fand ein Fens­ter, durch das ich einen gu­ten Blick ins In­ne­re hat­te. Ich war höchst amü­siert über das, was ich sah.
    Das In­ne­re war höchst ge­schmack­los de­ko­riert, ob­wohl es ein we­nig zum Fri­vo­len neig­te, und die Bil­der, als Fres­ken an die Wän­de ge­malt, wa­ren wohl auch nicht ge­ra­de das, was strik­te Prü­de­rie als kor­rekt be­trach­tet ha­ben wür­de, wie­wohl an ih­nen auch nichts ei­gent­lich An­stö­ßi­ges war.
    Ein Tisch stand in der Mit­te und war mit rei­chem Kon­fekt und Wein ge­deckt, wäh­rend die Lam­pe, de­ren Schein durch das bunt­ver­glas­te Fens­ter ge­fal­len war, an drei mas­siv­gol­de­nen Ket­ten von der De­cke hing.
    Al­les in al­lem war es ein höchst ge­schmack­voll ein­ge­rich­te­ter klei­ner Lie­bes­pa­vil­lon.
    Der Kö­nig und Ro­che­s­ter dräng­ten die La­dys jetzt, Wein zu trin­ken, und zum ers­ten­mal hat­te ich nun Ge­le­gen­heit, mir die Ge­sich­ter der ver­schie­de­nen Per­so­nen, de­nen ich ge­folgt war, ge­nau­er an­zu­se­hen. Ich muß ge­ste­hen, daß ich es mit ei­ni­ger Neu­gier tat. Die La­dys muß­te man frag­los als sehr hübsch be­zeich­nen, vor al­lem die jün­ge­re, die dem Kö­nig zu­ge­fal­len war. Sie hat­te ein Ge­sicht, so un­schul­dig und süß, daß ich sie un­will­kür­lich be­dau­er­te.
    Der Kö­nig war ein klei­ner dunk­ler Mann mit ei­nem scharf ge­schnit­te­nen, nicht un­hüb­schen Ge­sicht, aus dem mir je­doch Tücke und Ver­schla­gen­heit zu spre­chen schie­nen. Was Ro­che­s­ter be­traf, so war er aus­ge­spro­chen häß­lich. Sein Ge­sicht war ziem­lich flach und von fahl­grau­er Far­be; si­cher war es nicht da­zu an­ge­tan, ihm die Gunst ei­ner La­dy zu ge­win­nen. Aber da­zu moch­te er ei­ne Zun­ge ha­ben, die selbst einen En­gel des Him­mels be­tö­ren wür­de.
    Sol­che Fä­hig­kei­ten zäh­len bei Frau­en, die au­ßer Schön­heit auch Ver­stand ha­ben, weit mehr, und Frau­en oh­ne Ver­stand sind es gar nicht wert, ge­won­nen zu wer­den.
    »Nein«, hör­te ich den Kö­nig jetzt sa­gen. »Sie ha­ben hier nur ganz er­le­se­ne Wei­ne, und den hier kön­nen Sie ganz be­ru­higt trin­ken.«
    Aber das jün­ge­re der bei­den Mäd­chen schüt­tel­te den Kopf.
    »Ge­ben Sie her«, sag­te Charles dar­auf­hin la­chend, nahm das Glas, von dem das Mäd­chen kaum ge­nippt hat­te, und kipp­te es in ei­nem Zug hin­un­ter. »Ich wer­de Sie schon noch über­zeu­gen, wie her­vor­ra­gend die­ser Wein ist.«
    Die La­dy, mit der Ro­che­s­ter in lei­ser Un­ter­hal­tung bei­sam­men­stand, hat­te kei­ne sol­che Skru­pel, son­dern trank zwei Glä­ser so schnell, wie sie ihr nach­ein­an­der ge­reicht wur­den, auf einen Zug aus und re­de­te völ­lig un­ge­niert, be­wun­der­te den Pa­vil­lon, die Fres­ken, die Wand­be­hän­ge und die Mö­bel; schließ­lich frag­te sie noch, ob manch­mal auch der Kö­nig sel­ber hier­her­käme.
    Ro­che­s­ter er­ging sich dar­auf­hin, um sie an der Na­se her­um­zu­füh­ren, in my­sti­fi­zie­ren­den Re­den, wäh­rend ich mei­ne Auf­merk­sam­keit wie­der dem Kö­nig und der jün­ge­ren Frau zu­wand­te, die von den bei­den zwei­fel­los die be­geh­rens­wer­te­re war.
    Der Kö­nig hat­te lei­se auf sie ein­ge­spro­chen, als sie plötz­lich zwei Schrit­te vor ihm

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