18 Gänsehaut Stories
kam, der aus Turf zu bestehen schien. Der Duft süßer Blumen drang mir in die Nase, und wenn der Nachtwind leise durch die Bäume strich, kam von ihnen ein Säuseln, so angenehm und zart wie Musik.
Der weiche Boden verhinderte absolut, daß meine Schritte gehört werden konnten, und so war ich bald ganz dicht an der Gruppe dran, die ich vor dem Eingang eines kleinen Lustpavillons stehend fand, aus dessen buntverglastem Fenster Lichtschein fiel.
Die Ladys schienen ziemlich nervös zu sein, und doch hatte sich die Affäre für sie als so charmantes und romantisches Abenteuer angelassen, daß sie jetzt wohl niemals mehr umgekehrt und zurückgegangen wären, selbst wenn sie alle Möglichkeiten der Welt dazu gehabt hätten.
Schließlich gingen sie alle in den Pavillon hinein.
Ich schlich hinterher und fand ein Fenster, durch das ich einen guten Blick ins Innere hatte. Ich war höchst amüsiert über das, was ich sah.
Das Innere war höchst geschmacklos dekoriert, obwohl es ein wenig zum Frivolen neigte, und die Bilder, als Fresken an die Wände gemalt, waren wohl auch nicht gerade das, was strikte Prüderie als korrekt betrachtet haben würde, wiewohl an ihnen auch nichts eigentlich Anstößiges war.
Ein Tisch stand in der Mitte und war mit reichem Konfekt und Wein gedeckt, während die Lampe, deren Schein durch das buntverglaste Fenster gefallen war, an drei massivgoldenen Ketten von der Decke hing.
Alles in allem war es ein höchst geschmackvoll eingerichteter kleiner Liebespavillon.
Der König und Rochester drängten die Ladys jetzt, Wein zu trinken, und zum erstenmal hatte ich nun Gelegenheit, mir die Gesichter der verschiedenen Personen, denen ich gefolgt war, genauer anzusehen. Ich muß gestehen, daß ich es mit einiger Neugier tat. Die Ladys mußte man fraglos als sehr hübsch bezeichnen, vor allem die jüngere, die dem König zugefallen war. Sie hatte ein Gesicht, so unschuldig und süß, daß ich sie unwillkürlich bedauerte.
Der König war ein kleiner dunkler Mann mit einem scharf geschnittenen, nicht unhübschen Gesicht, aus dem mir jedoch Tücke und Verschlagenheit zu sprechen schienen. Was Rochester betraf, so war er ausgesprochen häßlich. Sein Gesicht war ziemlich flach und von fahlgrauer Farbe; sicher war es nicht dazu angetan, ihm die Gunst einer Lady zu gewinnen. Aber dazu mochte er eine Zunge haben, die selbst einen Engel des Himmels betören würde.
Solche Fähigkeiten zählen bei Frauen, die außer Schönheit auch Verstand haben, weit mehr, und Frauen ohne Verstand sind es gar nicht wert, gewonnen zu werden.
»Nein«, hörte ich den König jetzt sagen. »Sie haben hier nur ganz erlesene Weine, und den hier können Sie ganz beruhigt trinken.«
Aber das jüngere der beiden Mädchen schüttelte den Kopf.
»Geben Sie her«, sagte Charles daraufhin lachend, nahm das Glas, von dem das Mädchen kaum genippt hatte, und kippte es in einem Zug hinunter. »Ich werde Sie schon noch überzeugen, wie hervorragend dieser Wein ist.«
Die Lady, mit der Rochester in leiser Unterhaltung beisammenstand, hatte keine solche Skrupel, sondern trank zwei Gläser so schnell, wie sie ihr nacheinander gereicht wurden, auf einen Zug aus und redete völlig ungeniert, bewunderte den Pavillon, die Fresken, die Wandbehänge und die Möbel; schließlich fragte sie noch, ob manchmal auch der König selber hierherkäme.
Rochester erging sich daraufhin, um sie an der Nase herumzuführen, in mystifizierenden Reden, während ich meine Aufmerksamkeit wieder dem König und der jüngeren Frau zuwandte, die von den beiden zweifellos die begehrenswertere war.
Der König hatte leise auf sie eingesprochen, als sie plötzlich zwei Schritte vor ihm
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