Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Scheik war außer sich vor Zorn, daß sein Fuchs keine bessere Ausdauer zeigte.
    „Sahst du bereits einmal ein Pferd, welches so viel versprochen und doch so wenig gehalten hat wie dieses?“ fragte er mich. „Es war eines meiner besten Pferde, aber seit heute hat es den Scheïtan (Teufel) im Leib mit allen bösen Geistern der Dschehennah (Hölle). Aber es wird dennoch laufen müssen, bis es zusammenbricht!“
    „Dann nimmst du den Sattel auf den Rücken und versuchst, ob du auf deinen eigenen Beinen schneller vorwärtskommst. O Scheik, der Eiligste ist nicht stets auch der Schnellste!“
    „Du spottest meiner, Effendi!“
    „Nein, denn auch mir ist es unangenehm, daß dir dein Pferd den Dienst versagt. Du solltest mit mir den Deinigen voranreiten; nun aber gibt es nur drei, die dies zu tun vermögen.“
    „Wer?“
    „Ich, Achmed und höchstens noch der Engländer.“
    „Herr, verlasse uns nicht! Wir wissen nicht, was uns begegnen kann, wenn du vorne bist; auch könnten wir leicht deine Spur verlieren.“
    „Aber es ist jedenfalls besser, wenn – – –“
    Ich hielt inne, noch ehe ich mit der Aufzählung meiner Gründe begonnen hatte, denn rechts von uns tauchten zwei Reiter auf, welche bei unserm Anblick stutzend halten blieben und dann ebenso schnell wieder verschwanden, als sie gekommen waren.
    „Was waren dies für Männer?“ fragte ich.
    „Beni Scherehn oder Yhramemssa“, antwortete der Scheik.
    „Das ist unangenehm; doch vielleicht sind sie allein, und wir bleiben unbelästigt. Laß uns wieder schnell reiten!“
    Dies war schneller gesagt als getan, und kaum waren zehn Minuten verstrichen, so tauchte zu unserer Rechten eine Staubwolke auf, hinter der eine bedeutende Zahl Reiter zu vermuten war. Sie hielt sich zuerst parallel mit uns, ging dann in ein beschleunigtes Tempo über, um uns den Weg zu verlegen.
    „Sind dies Feinde, Sir?“ fragte mich der Engländer.
    „Vielleicht!“
    „High-day! Endlich ein Abenteuer! Sagte ich es nicht, daß man nur mit Euch zu reiten braucht, um etwas zu erleben? Habe eine Doppelflinte, zwei Pistolen und zwei Revolver, gibt also achtzehn Schüsse, das Messer gar nicht gerechnet. Wird prächtig werden, der Spaß. Yes.“
    Er fuhr vor Vergnügen mit seinen unendlichen Armen durch die Luft, als ob er wie weiland Ritter Don Quijote, seligen Angedenkens, mit Windmühlen fechten wollte.
    „Freut Euch nicht zu früh, Sir“, warnte ich. „Unsere Aufgabe ist es, den Krumir zu fangen, wir müssen also jeden Zeitverlust und auch jeden Kampf zu vermeiden suchen.“
    „Well, richtig! Aber im Vorbeireiten können wir doch immerhin ein wenig schießen. Nicht?“
    „Ich hoffe nicht, daß man uns dazu zwingen wird!“
    Jetzt hatte der fremde Reitertrupp uns die Richtung abgewonnen und blieb in unserem Weg halten. Es war eine ganz bedeutende Schar; sie konnte über hundert Köpfe zählen. Der Anführer stellte seine Leute in ein Vordertreffen und eine Reserve auf und erwartete uns in einiger Entfernung vor seiner Linie. Scheik Ali en Nurabi gebot den Seinen, halten zu bleiben, und ritt auf den Anführer zu. Ich schloß mich ihm an.
    „Kennst du den Fremden?“ fragte ich ihn.
    „Jetzt erst sehe ich seine Züge, und nun erkenne ich ihn.“
    „Wer ist es?“
    „Es ist ein Feind; es ist Hamram el Zagal (der Tapfere), der grausamste Scheik der Yhramemssa. Ich habe ihn in Aïn Juhsuf und in Segrid gesehen. Er verlangte Tribut von jedem, der sein Gebiet betritt, und wer nichts geben kann, muß mit ihm kämpfen. Er hat schon viele arme Männer getötet, die den Zoll nicht entrichten konnten. Er wird ein großes Geschenk von uns fordern.“
    „Wonach richtet sich die Höhe dieses Geschenkes?“
    „Nach dem Reichtum der Reisenden und nach der Zahl der Köpfe.“
    „Hättest du zwanzig Männer genommen anstatt sechzig, so kämen wir billiger davon.“
    „Ich zahle nichts!“
    „Bedenke, daß wir keine Zeit zu verlieren haben, und diese Yhramemssa sind doppelt so stark wie wir.“
    „Fürchtest du dich, Effendi?“
    „Pah!“
    Wir waren jetzt an Scheik Hamram, der den Beinamen el Zagal hatte, herangekommen.
    „Sallam aaleïkum!“ grüßte Ali en Nurabi, indem er sein Pferd parierte.
    »Wer bist du?« fragte der Gegner, ohne den Gruß zu erwidern.
    „Kennst du mich nicht mehr? Ich bin Ali en Nurabi, der Scheik der Rakba vom Ferkah Uëlad Sebira.“
    „Und ich bin Hamram el Zagal, Ben Hadschi Abbas er Rumir Ibn Schehab Abil Assaleth Abu Tabari el Faradsch. Ich bin der

Weitere Kostenlose Bücher