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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mich mit dem erwähnten Fehler aussöhnte: er hatte ein gutes Herz und nahm die Vorwürfe, mit denen ihn mein Hadschi, welcher die Feigheit haßte, zuweilen überschüttete, so ruhig lächelnd hin, als ob sie gar nicht an ihn gerichtet seien.
    Wir waren von Kerkuk aus nach Suleimaniah gegangen, von da nach Rewandis geritten und wollten nun hinüber auf persisches Gebiet, um den Urmiahsee zu erreichen. Unser Khawaß schlug uns vor, zu diesem Zweck dem Sawi, welcher der Hauptarm des oberen Zab ist, entlang zu reiten; da dies aber ein Umweg war, bestand ich darauf, dem kleineren Sidaka-Flüßchen zu folgen, welches uns viel schneller über die Grenze führte. Er aber weigerte sich, weil er die Khosnaf-Kurden fürchtete, welche damals ihr Sommerlager an den Ufern des Sidaka aufgeschlagen hatten. Diese Kurden sind freilich als sehr fanatisch und räuberisch verschrien, da aber alle nomadisierenden Kurden dies mehr oder weniger sind, so hielt ich meinen Vorsatz aufrecht und bekam deshalb von ihm die am Eingang verzeichnete Rede zu hören. Hadschi Halef stimmte mir, wie bereits erwähnt, bei, warf ihm seine Feigheit vor und lenkte sein Pferd nach rechts, in welcher Richtung der Sidaka floß. Ich tat dasselbe, und so mußte der Khawaß uns wohl oder übel folgen, tat dies aber nicht, ohne die Einwendung hören zu lassen:
    „Ihr rennt ins Verderben, wenn ihr meiner Stimme nicht gehorcht. Ich kenne diese Khosnaf-Räuber. Sie leben sogar unter sich selbst in ewiger Blutrache. Sie zerfallen in die beiden Abteilungen Mir Mahmalli und Mir Yussufi, von denen die ersteren links, die letzteren rechts vom Fluß weiden. Diese beiden Stämme leben in beständiger Fehde miteinander; sobald es sich aber darum handelt, an einem Fremden einen Raubmord zu begehen, halten sie zusammen. Kehrt um, kehrt um, denn ihnen gegenüber wird alle meine Macht zuschanden!“
    „Sprich nicht von deiner Macht!“ antwortete Halef. „Die Gewalt deines Mutessarif erstreckt sich nicht auf die wilden Kurden; sie fürchten selbst den Padischah nicht; welche Macht willst also du besitzen? Dir leistet man ja nicht einmal in Kerkuk Gehorsam. Dein Wille ist gleich demjenigen einer Mücke, welche ich mit meinem Odem weit von mir blase.“
    Ich duldete den Khawassen als unnötiges Anhängsel und schwieg, wenn Halef sich mit ihm stritt. Darum war ich auch jetzt still. Der arme Teufel konnte ja nicht anders sein, als er eben war.
    Wir hatten Rewandis am frühen Morgen verlassen, und jetzt war es schon Nachmittag. Indem wir dem Flüßchen aufwärts folgten, ritten wir nicht etwa auf einem gebahnten Weg. Es gab keinen solchen; unsere Pferde gingen vielmehr im klaren Geröll, welches die Frühjahrsüberschwemmung an den beiden Ufern zurückgelassen hatte. An dieses Geröll stieß sofort der dichte Eichenwald, welcher hüben und drüben schroff in die Höhe stieg. Der Ritt war anstrengend für die Tiere, doch erweiterte sich später das Tal des Flusses; seine Sohle trug saftiges Wiesengras, auf welchem die Pferde weicher gingen. Zuweilen legte sich ein Gebüsch, durch welches wir uns drängen mußten, vom Wald her bis an das Wasser bin.
    Ich ritt mit Halef voran. Der Khawaß folgte eine Strecke hinterher. Er machte ein sehr besorgtes Gesicht. Da ich aber im Gras keine Spur von Menschen oder Weidevieh bemerkte, hielt ich eine Begegnung mit Kurden jetzt noch für ausgeschlossen. Ich irrte mich, denn ich zog den Umstand nicht in Betracht, daß die beiden Stämme, welche hier getrennt zu beiden Seiten des Flusses lebten, in Fehde miteinander standen. Feindliche Tribus bringen jedenfalls eine größere Entfernung, als die Breite des kleine Flüßchens betrug, zwischen sich. In der Folge sah ich freilich, daß die Mir Mahmalli und Mir Yussufi sich hüteten, ihre Herden in das Flußtal zu treiben. Sie hatten ihr Lager mitten im Wald aufgeschlagen und ihre Tiere auf Lichtungen untergebracht, wo sie leicht bewacht werden konnten.
    Eben ritten wir wieder durch einen dichten Busch, als ich vor uns, doch in weiter Entfernung, um Hilfe rufen hörte. Es war eine weibliche Stimme. Ich nahm natürlich an, daß jemand sich in Gefahr befinde, und trieb mein Pferd schnell vorwärts durch die Sträucher. Halef folgte mir auf dem Fuß. Der Khawaß aber, welcher dies sah und den Hilferuf auch gehört hatte, hielt an und rief uns ängstlich zu:
    „Haltet an, haltet an! Effendi, ich bitte dich inständig, hier im Gebüsch versteckt zu bleiben! Laß rufen, wer da rufen will! Wer sich in Gefahr

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