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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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früh beginnen.
    Vom Essen war keine Rede. Wir untersuchten das Innere des Zeltes. Es stand eine primitive Steinbank darin, welche nicht einmal einem Menschen und noch viel weniger zweien Platz zu einem Lager gewähren konnte. Darum streckten wir uns draußen außerhalb des Zeltes auf den Erdboden nieder und schliefen bald den Schlaf der Gerechten, obgleich wir vor den Arnauten wohl nicht ganz sicher waren. Es war doch die Möglichkeit vorhanden, daß sie nach dem Garten kamen, um da, von niemand bemerkt, ihre Beobachtungen fortzusetzen; aber ich verließ mich auf mein gutes Gehör, welches mich bei irgendeinem ungewöhnlichen Geräusch sicher aus dem Schlaf geweckt hätte.
    Wir erwachten trotz unsers unbequemen Lagers leider später, als in unserer Absicht gelegen hatte. Es war schon heller Tag, und von unserm berühmten Rosengarten aus hörten wir das Geräusch und die Stimmen der Pilger, welche sich zum Aufbruch rüsteten. Da wir uns des Kysrakdar wegen nicht von ihnen sehen lassen wollten, warteten wir, bis es still geworden war, und gingen dann aus dem Garten in den Hof. Die ersten Menschen, welche wir da erblickten, waren die beiden Arnauten, welche unter dem offenen Hoftor standen und nach der Gegend ausschauten, aus welcher sie uns zu erwarten hatte, obgleich auf eine Ankunft unsererseits um diese Stunde wohl schwerlich zu rechnen gewesen wäre.
    „Dort stehen sie“, meinte mein Gefährte. „Gehen wir wieder in den Garten zurück?“
    „Nein. Sie können noch stundenlang da stehen, und wenn wir warten wollten, bis sie weg sind, würden wir unsere Zeit versäumen. Übrigens liegt nun, da es Tag geworden ist, nichts mehr daran, ob sie uns sehen oder nicht.“
    Wir gingen also über den Hof dem Haus zu. Sie hörten unsere Schritte, drehten sich um und waren nicht wenig betroffen, uns zu sehen. Der Tschausch machte eine rasche Bewegung, sich zu entfernen und draußen zwischen den Häusern zu verschwinden; ich aber rief ihm zu:
    „Bleib! Wo willst du hin? Weißt du nicht, daß du zu uns gehörst?“
    Er kehrte um und kam langsam näher. In seinem Gesicht war finsterer Trotz zu lesen. Der On Baschi folgte ihm, um ihm bei seiner Verteidigung beizustehen.
    „Ihr seid ein wenig spazieren geritten, ohne uns um Erlaubnis zu fragen“, sagte ich. „Said Kaled Pascha wird euch darüber unterrichten, ob man eine solche Unbotmäßigkeit ohne Strafe wagen darf.“
    „Erzähle es ihm!“ antwortete der Tschausch.
    „Ja, ich werde es ihm berichten!“
    „Aber nur bald, sonst könnte es leicht zu spät werden!“
    „Ich werde schon dafür sorgen, daß nichts eintritt, wodurch ihr der verdienten Züchtigung enthoben werden könntet.“
    „Tu, was du willst; es geht uns nichts an. Wir begleiten keinen Giaur, und du hast uns nichts zu befehlen. Du gehst, wohin es dir beliebt, und wir tun auch, was wir wollen.“
    „Ich werde allerdings tun, was mir beliebt; ob aber euch euer Belieben auch gelingen wird, ist eine andere Sache. Ich könnte euch eure Pferde wegnehmen, denn sie wurden von mir requiriert; ich lasse euch aber so, wie ihr seid, und wünsche, daß ihr es euch nicht schlimmer machen mögt.“
    Wären sie klug gewesen, so hätten sie verstanden, was ich meinte. Ich wendete mich ab und ging in das Haus, um nach dem Wirt zu suchen. Er fand sich bald und teilte uns mit, daß er frische Pferde für uns im Stall stehen habe. Wir tranken den Kaffee, welchen er uns bot, und begaben uns dann nach dem Stall, um die Pferde zu besichtigen. Es standen drei da, aber als ich sie genauer in Augenschein nahm, sah ich, daß sich nur ein frisches dabei befand; die beiden andern waren diejenigen, auf denen sich die Arnauten heimlich von uns entfernt hatten. Auf die sogleich angestellten Erkundigungen erfuhr ich, daß die beiden Kerls, während wir Kaffee tranken, fortgeritten seien. Sie hatten die guten Pferde genommen und uns ihre abgetriebenen zurückgelassen, die wir nun wohl oder übel nehmen mußten, da in dem kleinen Nest keine andern zu bekommen waren. Dieses Unglück war aber nicht groß, weil ich heute nur bis Urumdschili wollte, welches von Boghaslajan in einem fünfstündigen Ritt recht wohl zu erreichen ist.
    Der Weg führte an einem Nebenflüßchen des Tarla hin; wir hatten freies Feld vor uns. Als der Kysrakdar sagte, daß wir später durch einen großen und dichten Wald kommen würden, antwortete ich:
    „Da haben wir uns sehr in acht zu nehmen, da sich jedenfalls da unsere Arnauten versteckt

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