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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Glauben nicht aus Zuneigung zu der Geliebten, sondern in der vollen Überzeugung, daß nicht Mohammeds, sondern Christi Weg zu Allah und zum Himmel führt. Der Vater verstieß und verfluchte mich; ich mußte den Abschied nehmen; aber die Braut blieb mir treu, und der Konsul verhieß mir die Hand seiner Tochter, sobald ich Ersatz für die verlorene Stellung gefunden haben würde. Ich bemühte mich viele, viele Monate lang, doch überall wurde der Abtrünnige, es Sabbi, der Verfluchte, abgewiesen. Da wendete ich mich endlich an Said Kaled Pascha, meinen früheren Gönner, welcher mittlerweile Wali von Engyrijeh geworden war. Er zürnte mir; er sah sich nicht imstande, mir meinen Abfall zu verzeihen, aber er liebte mich noch und beschied mich zu sich. Jetzt komme ich von ihm und habe die Bestallung als Kysrakdar von Malatijeh in der Tasche. Dieses berühmte, großherrliche Gestüt liegt nicht zu fern von hier und doch in einer andern Provinz; ich habe also die bisherigen Anfeindungen nicht zu fürchten und bin trotzdem in der Nähe des Vaters, um jede Gelegenheit, mich mit ihm zu versöhnen, ergreifen zu können. Gott segne den Wali; er ist ein strenger Mann, aber ein treuer und wahrer Freund!“
    „Ja, das ist er. Hat er mich doch beauftragt, mit deinem Vater von dir zu reden und ihn, wenn möglich, zur Versöhnung zu stimmen.“
    „Hat er das? Wirklich?“
    „Ja. Er sprach allerdings nicht deutlich, da er seine Hand nicht in fremde Wunden führen wollte, jetzt aber weiß ich, was er gemeint hat, und wenn du es erlaubst, werde ich mich dieses meines Auftrages gern entledigen.“
    „Tu es lieber nicht, Effendi! Der Versuch wird mißlingen und könnte alles verschlimmern. Ja, wärest du kein Christ! Als Bote des Wali wird mein Vater dich wohl bei sich empfangen, obwohl er sonst keinen Fremden zu sich läßt; aber sobald er erfährt, daß du ein Christ bist, jagt er dich mit Hunden fort.“
    „Das befürchte ich nicht, denn ich bringe ihm eine frohe Botschaft, welche er seit fünfzehn Jahren vergeblich erwartet hat.“
    „Seit fünfzehn Jahren? So betrifft es wohl seine Pension?“
    „Ja. Sie ist ihm gewährt worden, und ich habe den ganzen Betrag nebst Zinsen und Zinseszins bei mir, um ihm denselben auszuhändigen.“
    „Welch ein Glück, welch ein großes Glück! Mein Vater ist ein Einsiedler und Menschenfeind geworden nicht nur aus Zorn darüber, daß man ihm die Zahlung verweigerte, sondern weil er so arm ist, daß er ohne die Pension kaum zu leben vermag. Ich teilte mit ihm meine Gage, die mir dann verlorenging. Ja, jetzt glaube auch ich, daß du ihm willkommen bist und daß du es wagen darfst, meiner bei ihm zu erwähnen. Gott gebe, daß es Erfolg hat.“
    „Da kommt mir ein Gedanke. Wäre es nicht vielleicht besser, wenn du selbst ihm das Geld brächtest?“
    „Nein, nein! Er würde es nicht annehmen. Du mußt es bringen, du, nicht ich. Eins aber kann ich tun, nämlich mich in der Nähe halten, damit du mich, falls du mit deinen Bemühungen glücklich bist, sogleich rufen oder holen kannst.“
    „Gibt es dazu einen passenden Ort?“
    „Ja; ich werde ihn dir vorher zeigen. Wie gut, wie herrlich, daß wir uns getroffen haben, Effendi! Vielleicht kann ich meiner Braut nicht nur eine Anstellung, sondern auch die Kunde von der Versöhnung mit meinem Vater bringen. Sag, ob ich dir etwas zuliebe zu tun vermag, Effendi! Meine Freundschaft wird dir gehören, so lange ich lebe!“
    „Ich biete dir die meinige dafür, obgleich wir uns, wenn wir einmal geschieden sind, wohl schwerlich jemals wiedersehen werden. Meine Heimat liegt zu fern von hier!“
    „Wo?“
    „In Alemannia, wohin du höchstwahrscheinlich niemals kommen wirst; dennoch wird das Andenken, welche ich dir bewahre, stets ein herzliches sein.“
    Es läßt sich denken, daß wir nun in anderer Weise als bisher miteinander verkehrten. Er entwickelte eine Lebhaftigkeit, welche für einen Türken wirklich selten war, und erzählte mir in kurzer Zeit seinen ganzen Lebenslauf. Leider erlitt unsere Unterhaltung zuweilen recht gehässige Unterbrechungen. Je mehr wir uns Boghaslajan näherten, desto mehr Leute gab es, die ihn kannten, und da wir nur Mohammedanern begegneten, welche die Pilgerreise angetreten hatte, also fanatischen Mohammedanern, so hatte er, sooft man ihn erkannte, die niederträchtigsten Schimpfreden anzuhören, und wir bogen oft feldein, um auf einem Umweg derartigen Beleidigungen zu entgehen. In Boghaslajan weigerte sich der Wirt sogar,

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