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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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haben.“
    „Versteckt! Zu welchem Zweck?“
    „Um uns zu ermorden.“
    „Ermorden? Höre ich recht? Sprichst du im Ernst, Effendi?“
    „Ja.“
    „So hälst du sie, die dich beschützen sollten, für Mörder?“
    „Für Raubmörder. Ich habe dir bisher nichts Näheres mitgeteilt; nun aber, da meiner Ansicht nach die Entscheidung naht, muß ich dich darauf aufmerksam machen. Sie waren dabei, als der Wali von dem Geld deines Vaters sprach, und wissen, daß ich es bei mir trage. Eine solche Summe kann auch ehrlichere Leute verführen, als die Arnauten zu sein pflegen.“
    „Ich erschrecke! Sollten sie sich nicht deshalb, weil wir Christen sind, sondern dieses Geldes wegen von uns entfernt haben?“
    „Jedenfalls.“
    „Aber sie haben doch jedenfalls von Said Kaled Khan strenge Anweisung erhalten, und da sie Soldaten sind, muß ihnen jeder Ungehorsam doppelt angerechnet werden!“
    „Was das betrifft, so mußten sie sogar einen Eid ablegen, ihren Verpflichtungen zu genügen; aber wenn ich mich recht erinnere, so war der Wortlaut dieses Eides so gehalten, daß er zu umgehen ist. Sie haben geschworen, solange ich ihnen anvertraut sei, für meine Sicherheit ebenso besorgt zu sein, wie für die ihrige. Da sie sich von uns getrennt haben, bin ich ihnen, wenigstens ihrer Ansicht nach, nicht mehr anvertraut, und sie halten sich infolgedessen ihres Versprechens entbunden.“
    „Das ist ein Verdacht, den ich nur schwer zu teilen vermag. Sie sind doch Vertrauenspersonen.“
    „Welches Vertrauen sie verdienen, haben sie uns ja deutlich gezeigt. War es nur ihre Absicht, uns los zu werden, so konnten sie nach Engyrijeh zurückkehren und dort zu sagen, sie seien von mir heimgeschickt worden. Warum aber ritten sie weiter, und, was die Hauptsache ist, warum hielten sie sich nicht hinter uns, sondern uns voran? Ich bin vollständig überzeugt, daß sie es auf das Geld abgesehen haben.“
    „Erlaube mir nur noch einen Einwand: Sie sind deine Beschützer, sollen also bei dir sein. Wenn dir etwas geschieht, muß sich der Verdacht des Wali sofort auf sie lenken. Das wissen sie ebenso gut, wie ich es dir sage.“
    „Bedenke, daß ihnen da eine ganze Auswahl von Ausreden zur Verfügung stehen. Ich bin überfallen worden, weil ich sie zurückgeschickt habe. Übrigens bedeutet die Summe, welche ich bei mir habe, für diese Leute, selbst wenn sie dieselbe teilen, ein Vermögen. Sie würden wohl gar nicht in ihren Dienst zurückkehren, sondern irgendwohin gehen, wo man sie nicht finden würde, was bei der Größe und den Zuständen des weiten Sultanats eine Kleinigkeit wäre. Du magst zweifeln; ich aber bin überzeugt, daß mein Mißtrauen mich nicht täuscht.“
    „Dann müssen wir darauf bedacht sein, ihnen auszuweichen, Effendi!“
    „Gibt es denn einen andern Weg nach Urumdschili?“
    „Von hier aus eigentlich nicht, doch können wir nach rechts gegen Hadschi Bektasch reiten und dann auf halbem Weg durch die Wälder und über die Berge zurückgehen.“
    „Dazu habe ich keine Lust. Wie groß würde dieser Umweg sein?“
    „Wir würden freilich erst am Abend am Ziel ankommen.“
    „Also einen vollen halben Tag versäumen? Wegen dieser Halunken sicher nicht. Wir reiten weiter.“
    „Aber wenn sie wirklich im Wald auf uns lauern! Es scheint zwar nur auf dich abgesehen zu sein, doch müßten sie mich auch töten, weil ich sonst gegen sie zeugen würde.“
    „Du warst Offizier, und ich denke also, daß du dich nicht fürchtest!“
    „Ich kenne allerdings keine Furcht, mag aber nicht leichtsinnig sein. Gegen die Kugel eines im Wald versteckten Mörders kann selbst der größte Heldenmut nicht schützen.“
    „Das weiß ich und fordere also keinen Heldenmut. Ein wenig Vorsicht genügt.“
    „Sagt dir die Vorsicht, wo der Mörder steckt, so daß du ihm auszuweichen vermagst?“
    „Ja. Hab keine Sorge! Ich besitze in solchen Dingen mehr Erfahrung als du denkst. Betrachte den Weg, auf dem wir reiten! Der Boden ist weich und trägt die Spuren aller, welche heute früh darauf gegangen sind. Noch deutlicher haben sich die Hufspuren der beiden Pferde eingedrückt. Solang wir diese Spuren sehen, sind wir sicher, denn ehe die Arnauten sich auf die Lauer legen, müssen sie ihre Pferde vom Weg wegführen, um sie zu verstecken.“
    „Du scheinst schärfere Augen zu haben als ich, denn ich kann die Spuren der Reiter nicht von denen der Fußgänger unterscheiden. Aber gefährlich ist es auf alle Fälle, ihnen zu folgen.“
    „Nein. Wenn

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