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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und gelangten gegen Abend nach Sfaks zurück, wo Mandi nicht wenig erstaunt war, den Henker mit Weib und Kind schon wieder zu sehen.
    „Ich bin umgekehrt“, erklärte dieser, „denn ich mag nichts mehr von dieser heiligen Stadt wissen. Ich habe heut erfahren, daß Allah dem Propheten und dem Kalifen nicht die mindeste Macht gegeben hat. Wer zu ihnen betet, bleibt ohne Erhörung; aber Isa, der Christ, besitzt alle Macht im Himmel und auf Erden, und wer sich im Vertrauen an ihn wendet, wird Erhörung finden. Ich habe es erlebt und werde von nun an an ihn glauben.“ Er hat dieses Wort wahr gemacht; aus dem Saulus ist ein Paulus geworden, eine Folge der in der Höhle ausgestandenen Angst, welche in seinem Herzen noch lange nachgezittert hat. Er kehrte mit mir und Turnerstick auf dessen Schiff nach Tunis zurück, und ich beobachtete während der Überfahrt, daß er sein Weib mit einer Zartheit und Aufmerksamkeit behandelte, welche seinem früheren Wesen fern gelegen hatte.
    Turnerstick nahm in Tunis neue Ladung ein. Während der Zeit, welche das Laden in Anspruch nahm, wohnten wir bei dem Henker, mit dessen Frau wir wie mit einer Europäerin verkehren durften. Ich schenkte ihm eine in arabischer Sprache gedruckte Bibel, aus welche ich ihm vorlesen mußte. Er lauschte meinen Erklärungen mit demselben Eifer wie Kalada. Es fiel mir nicht ein, ihn offen und direkt zum Übertritt aufzufordern, aber ich tat mein möglichstes, der Gnade den Boden zu bereiten.
    Als wir dann am Tag unserer Abreise von Kalada und Asmar Abschied genommen hatten, begleitete er uns bis an Bord, reichte mir sein Notizbuch und bat:
    „Effendi, schreibe mir hier deine Adresse auf! Vielleicht habe ich dir später etwas mitzuteilen, worüber du dich freuen wirst.“
    Er hat Wort gehalten und mir geschrieben. Sein Brief liegt da vor mir, und ich schreibe ihn, natürlich in deutscher Übersetzung, wörtlich ab.
    „Tunis ifrikija, am 12ten Kaum ittani. Abd el Fadl, der Bekehrte, an seinen Freund Mauwatti el Pars-Effendi (Panthertöter-Effendi).
    Gruß und Heil! Gruß auch von Kalada, dem Weib, und Asmar, dem Sohn, die dich lieben. Ich sitze auf dem Fell des Panthers, um dir zu schreiben. Nochmals Heil! Der Herrscher hat mich aus dem Dienst entlassen, denn ich wurde Christ. Fromme Männer haben mich unterrichtet, und ich bestand die Fragen des Priester. In drei Tagen empfange ich den Ritas el Mukaddes (Heilige Taufe) und werde dann Jussuf (Josef) genannt. Mein Weib heißt Marryam und mein Sohn Karal (Karl), weil dies dein Name ist, welcher in meinem Hause hoch in Ehren steht. Meine bisherigen Freunde verachten mich, weil ich ein Giaur geworden bin, aber meine Seele ist froh, den richtigen Weg gefunden zu haben. Die Ernte war hier reich und gut. Wie trugen in deinem Land die Datteln? Auch die Füllen sind munter, und in den Dörfern wachsen die Herden – die deinigen ebenso? Abermals Heil! Ist dir dein Herrscher wohlgesinnt? Hoffentlich gönnt er deinen Kamelen genugsam Futter! Möge das Feuer deines Zeltes nie verlöschen und dein Kessel stets voller Kuskussu (Mehlbrei) sein. Bald blühen die Orangen. Besuche mich bald! Meine Grüße stehen hier! Saure Milch erquickt den erhitzten Körper; sie mangele dir nimmer! Ich liebe dich und gedenke deiner. Sei gesegnet! Wiederum Heil!“ –

DRITTES KAPITEL
    Der Krumir

Saadis el Chabir
    Zwar war die Zeit erst neun Uhr vormittags, doch stachen die Strahlen der afrikanischen Sonne bereits mit intensiver Schärfe auf das vor uns liegende Tal hernieder. Wir beide waren allerdings gegen die Wärme recht gut geschützt. Zu unseren Häupten breitete ein riesiger Mastix, in dessen gefiederten Blättern ein leichter Nordwind säuselte, seine Äste aus und badete seine Wurzelspitzen in dem kühlen Wasser eines Baches, welcher in eiligstem Lauf den Fluß zu erreichen suchte.
    Wir kamen aus der Provinz Konstantine, hatten gestern zwischen Dschebel Frima und Dschebel el Maalega die tunesische Grenze überschritten und waren dann quer durch das Wadi Melis gegangen. Zwischen den westlichen, steilen Abhängen des Dschebel Gwibub hatten wir unter Feigen und Granaten unser Nachtlager aufgeschlagen, waren dann heut in östlicher Richtung über die Höhen gegangen und hielten nun eine kurze Morgenrast.
    Wir wollten bis zum Abend Seraïa bent erreichen und mußten zu diesem Zweck das Wadi Mellel durchschneiden, welches mit seinen Zypressen-, Johannisbrot- und Mandelbüschen vor uns lag.
    „Wie weit ist es noch bis Kef?“

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