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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wahr? O Sihdi, wolltest du das wirklich?“ fragte er erfreut.
    „Ja. Und ich bin neugierig, zu erfahren, ob er meine Wangen in Scham erröten lassen wird. Du weißt ja, daß der Prophet verbietet, den Gast schamrot zu machen.“
    „Herr, wenn du das tust, so wirst du auch bereit sein, mir noch eine andere Liebe zu erweisen. Erfülle meine Bitte, und ich werde deine Güte preisen von Kind auf Kindeskind!“
    Hm, der gute Achmed sprach von seinen Nachkommen zweiter Folge, noch ehe er die Erlaubnis hatte, mit der einstigen Großmutter seiner Kindeskinder reden zu dürfen! Die Liebe ist ein eigentümliches Ding, in Lappland, und in Tunis, am Mississippi und bei den Papuas; es ist am besten, ihr den Willen zu lassen. Darum fragte ich: „Welchen Wunsch soll ich dir erfüllen?“
    „Meinst du nicht, daß ich mit Mochallah überrascht werden könnte?“
    „Das ist sehr leicht möglich.“
    „Sihdi, ich habe keinen andern. Laß du dein Auge über uns wachen, damit wir sicher sind!“
    Ah! Nicht übel! Mein braver Achmed schien zu wissen, daß der Deutsche auf alle Fälle ein gutes Herz hat und seinen Nächsten außerordentlich gern gefällig ist. Aber warum sollte ich ihm den kleinen Dienst nicht erweisen? Wäre ich es gewesen, den eine Mochallah unter Palmen erwarten wollte, so hätte er auch mit Freuden unsern ‚Speech‘ bewacht. Also antwortete ich: „Achmed es Sallah, gehe getrost hin unter die Datteln. Ich werde jeden Verräter fernzuhalten wissen!“
    „O Sihdi, deine Gnade ist so groß, wie der Baum esch Schiab, auf dem die Erde steht, und dein Barmherzigkeit reicht so weit, wie die Tschiuhr el Dschinne (wörtlich: Vögel des Paradieses (Schwalben)) fliegen. Ich gebe dir mein Leben, wenn du es haben willst!“
    „Behalte es für Mochallah, die ‚Wohlriechende‘! Sage ihr, daß ich dein Freund sei, der für euch bei ihrem Vater reden wird!“
    Ich setzte meinen Weg nach dem Zelt des Scheik fort. Percy und Krüger-Bei standen wartend vor demselben. Eben als ich bei ihnen ankam, öffnete sich der Eingang und der Scheik trat mit dem Krumir und den Ältesten hervor.
    „Was habt Ihr über diesen Mann beschlossen?“ fragte der Oberst der Leibwache.
    „Die Versammlung ist gütig gegen ihn gewesen“, antwortete Ali en Nurabi. „Er hat das Wasser des Willkommens, nicht aber das Brot und Salz der Gastfreundschaft erhalten. Er wird drei Tage lang in unsern Zelten und auf unsern Weideplätzen sicher sein; nach dieser Zeit aber und auch vorher, sobald er über unsere Grenze schreitet, ist er der Blutrache verfallen.“
    „Er wird fliehen!“
    „Sein Pferd wird von meinen Männern bewacht.“
    „Er wird dennoch fliehen. Weißt du, o Scheik, daß er nicht bloß euch, sondern auch mir verfallen ist?“
    „Warum?“
    „Das sollst du sofort hören!“
    Der Krumir hatte während dieser Verhandlung scheinbar auf keines der Worte gehört. Sein Auge hatte auf der in der Nähe angepflockten Milchstute en Nurabis geruht und war dann nach dem Frauenzelt geglitten, vor welchem Mochallah beschäftigt war, auf einem Stein Durrha zu mahlen. Es lag ein gieriger, hohnvoller Ausdruck in seinem Blick, und ich las von seinem Gesicht den Gedanken, daß sowohl das Pferd als auch das schöne Mädchen zwei Gegenstände seien, um deren Besitz man etwas wagen könne. Bei den letzten Worten Krüger-Beis wandte er sich mit stolzem Gesichtsausdruck diesem zu.
    „Du warst vor drei Wochen in Tunis?“ wurde er von diesem gefragt.
    „Was gehen dich meine Wege an?“ antwortete er.
    „Mehr als du denkst! Willst du leugnen, daß du dort gewesen bist?“
    „Ich habe weder zu leugnen noch dir Rede zu stehen. Ich bin ein freier Sohn der Dedmaka, du aber bist ein Sklave des Pascha. Warte, bis es mir gefällt, mit dir zu sprechen!“
    „Es wird dir gefallen müssen, du freier ed Dedmaka, der du ein Gefangener dieser tapfern Uëlad Sebira bist. Dieser fremde Emir aus Inglistan hat dich in Tunis gesehen.“
    „Er mag ansehen, wen er will. Was kümmert es mich?“
    „Du hast auf einem Fliegenschimmel geritten.“
    Es zuckte doch etwas wie Überraschung über das eiserne Gesicht des Krumir; doch er verstand, sich zu beherrschen, und antwortete: „Kam dieser fremde Emir nur deshalb aus Inglistan, um Fliegenschimmel zu sehen?“
    „Dieser Schimmel war dem Pascha gestohlen worden. Du rittest mit ihm vom Bardo durch die Manuba nach den Bergen von Saghoan. Wir konnten dich nicht mehr erreichen.“
    Der Krumir stieß ein kurzes, schadenfrohes Lachen

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