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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Beduinen sehr oft als Führer.“
    „Hm! Habe den Namen bereits gehört, wußte aber nicht, daß dieser Saadis und jener Spitzbube ein und derselbe Halunke sei.“
    „So habt Ihr ihn bereits gesehen, Sir?“ fragte ich rasch.
    „Yes!“ nickte er.
    „Wo?“
    „In Tunis oder vielmehr bei Tunis. Well!“
    „Wann?“
    „Vor drei Wochen. Es war am Ende der Manuba (große Villenanlage bei Tunis), wo er mir begegnete. Er saß auf einem köstlichen Fliegenschimmel und galoppierte nach den Bergen von Saghoan hin. Als ich den Bardo (Residenz des Bei von Tunis) erreichte, hörte ich, daß soeben ein Pferd des Bei, ein sechsjähriger Fliegenschimmel, gestohlen worden sei. Ich tat meine Aussage und schloß mich der Verfolgung des Spitzbuben an; aber als wir die Manuba hinter uns hatten, war er bereits am Dschebel Saghoan angekommen. Er konnte nicht mehr eingeholt werden.“
    „Und Ihr habt ihn ganz sicher wieder erkannt? Und irrt Euch nicht?“
    „Er ist es, sicher und gewiß. Diese Physiognomie ist nicht zu vergessen, und ich wette alles gegen nichts, daß ich mich nicht irre. Yes!“
    „Weiß Krüger-Bei von dem Diebstahl?“
    „Natürlich. Er war zu derselben Zeit im Bardo.“
    „Und Ihr habt ihm jetzt noch nicht gesagt, daß dieser Saadis der Spitzbube ist, dem Ihr damals begegnet seid?“
    „Nein.“
    „So soll er es sofort erfahren!“
    Ich teilte dem Obersten der Leibwache mit, was ich soeben gehört hatte. Er war so überrascht, daß er den geöffneten Mund nicht wieder zuzubringen schien.
    „Was?“ rief er endlich, „dieser Saadis el Chabir, dieser Hauptspitzbube, soll es gewesen sein? Wird der Lord nicht sich jetäuscht zu haben schuldig jeworden sein?“
    „Er täuscht sich nicht.“
    „Dunnerwetter! Dat ist gut; dat wird ein Fang, für welchen mich es Sadak Bei die jrößte Dankbarkeit zu widmen jeneigt zu sein dat Versprechen zu jeben haben wird! Aber wo ist der Fliegenschimmel?“
    „Verkauft jedenfalls, da ihn der Krumir heute nicht geritten hat.“
    „Den Kerl soll der Deibel holen! Er wird die Bastonade so lange auf den Fußsohlen bekommen, bis er dat Jeständnis zu entschlüpfen jelingt, wo der Schimmel zu finden werden kann. Ich bitte Ihnen, lassen Sie mir schnell umkehren, damit wir nicht zu spät kommen, ehe dieser Halunke von die Versammlung der Ältesten begnadigt zu werden in Schutz jenommen zu sein ihr veranlassen wird!“
    „Werden wir Zutritt in die Dschema erhalten?“
    Er blieb stehen und besann sich.
    „Nein“, antwortete er dann, „und dat ist sehr unanjenehm. Aber wir kehren dennoch um, denn man kann nie nicht jemals wissen, was in einer solchen Anjelegenheit ein einziger Augenblick für eine Wirkung zu versäumen mißraten kann. Janzes Bataillon, rückwärts marsch!“
    Wir schritten nach dem Duar zurück. Vor demselben stand Achmed bei unsern grasenden Pferden. Ich blieb bei ihm stehen, während die beiden andern weitergingen. Er mußte etwas Frohes erfahren haben, denn sein offenes Angesicht glänzte vor Entzücken.
    „O Sihdi“, meinte er, „die Sonne ist aufgegangen über deinen Freund und Diener, und Allah hat die Fülle des Glückes über ihn ausgeschüttet!“
    „Darf ich erfahren, welches Gesandten sich Allah bedient hat, um dir diese Seligkeit zu schenken?“
    „Du darfst es erfahren, nur du allein, denn du wirst uns nicht verraten. Mochallah, die schönste der Houris, ging hier vorüber, um nach dem Lieblingskamel des Scheiks zu sehen. Sie mußte sehr vorsichtig sein, aber sie sagte mir, daß sie mich um Mitternacht dort bei den Palmen erwarten wird. Der Scheik zürnt mir, weil ich als Schiluhh und Amazigh (beide Worte bedeuten ‚freier Mann‘) in die großen Städte gegangen, und nun gar der Diener eines Ungläubigen geworden bin. Wir werden besprechen, wie wir seinen Zorn besänftigen können.“
    „Er zürnt dir meinetwegen? Das ist eine Beleidigung, die ich rächen werde!“
    „O Sihdi, schone ihn! Dein Arm ist stark, und dein Messer hat sein Ziel noch nie gefehlt; aber der Scheik ist der Vater von Mochallah, die ich liebe; du wirst mein Herz nicht betrüben!“
    „Pah, ich will ihn ja nicht töten! Du weißt ja, daß ich ein Christ bin und daß mein Kitab el mukaddes (die Bibel) mir verbieten, Blut ohne Not zu vergießen.“
    „Was willst du denn tun, Effendi?“
    „Ich werde mich dadurch an ihm rächen, daß ich, der Ungläubige, deinen Fürsprecher mache. Ich werde ihn bitten, dir deine ‚Wohlriechende‘ zum Weib zu geben.“
    „Ist es

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