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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wenig töten. Ich habe keineswegs die Absicht, mich von einem Pferdedieb unhöflich behandeln zu lassen.“
    „Um Gottes willen, schießt nicht! Er steht unter dem Schutz des Stammes, und sein Tod würde Euch unter die Blutrache bringen.“
    „Pshaw! Glaubt Ihr etwa, daß ein Englishman das dumme Ding kennt, welches man Furcht oder Angst zu nennen pflegt? Dieser Mensch hat mich beleidigt nach der Sitte meines Landes; dafür habe ich ihn beleidigt nach der Sitte seines Landes; also sind wir quitt. Gibt er sich damit nicht zufrieden, so ist das seine Sache. Yes!“
    Was ich befürchtete, geschah nicht; der Krumir blieb zu meiner Verwunderung fort. Auch Krüger-Bei schüttelte den Kopf und meinte: „Dieser ed Dedmaka kann niemals nicht kein Ehrgefühl besitzen, sonst würde er sein Leben wagen, um dieser Beleidigung zu rächen, die jar nicht jrößer zu werden jenannt zu sein verdienen muß. Wird der Engländer ihn niederschießen?“
    „Ich befürchte es.“
    „Dat müssen wir zu vermeiden jesonnen sein miteinander beschließen. Sobald der Kerl wieder in diesem Zelt einzutreten hereinzukommen wagen sollte, halten wir ihn sofort fest, damit er sich nicht zu bewegen und zu rühren vermocht werden kann. Dann rufen wir dem Scheik herbei und überjeben ihn dem Jefangenen, der auf dieser Art und Weise am sichersten unschädlich jemacht zu werden jelingen kann.“
    Dieser in einem so wunderbaren Deutsch ausgesprochene Plan kam glücklicher Weise nicht zur Ausführung, da der Krumir verschwunden blieb. Erst später, als der Scheik kam, erfuhren wir, daß Saadis sich bei ihm über uns beschwert und mit schwerer Rache gedroht habe. Man hatte ihm ein anderes Zelt als Aufenthaltsort angewiesen.
    Unterdessen war der Nachmittag vergangen, und draußen erscholl der Ruf: „Hai aal el sallah – ja rüste dich zum Gebet, wenn die Sonne in das Sandmeer taucht!“
    Es war also el Mogreb da, die Zeit des Gebetes beim Untergang der Sonne. Wir tauchten die Hände in das Wasser, traten vor das Zelt und warfen uns mit Ausnahme Percys, welcher sitzen geblieben war, auf den Boden nieder. Ich habe mich während meiner Wanderungen unter den Moslemim nie von den Waschungen und Gebeten ausgeschlossen und denke dennoch, ein guter Christ geblieben zu sein.
    Nach dem Mogreb stieg der Scheik zu Pferd, um für die Sicherheit der Herden zu sorgen. Ich schloß mich ihm an, da mir sehr daran lag, mit ihm unter vier Augen von meinem Diener reden zu können. Dieser befand sich wieder vor dem Duar bei meinem Pferd.
    „Achmed es Sallah“, rief ich ihm zu, „du wirst keinen Schritt von meinem Tier weichen, und es auch während der Nacht, wenn du schläft, an dich befestigen!“
    „Sihdi, ich verstehe dich“, antwortete er. „Ich werde es nicht nur anbinden, sondern mein Haupt soll auf ihm ruhen, wenn es sich zum Schlaf niederlegt.“
    „Warum diese Vorsicht?“ fragte mich der Scheik im Weiterreiten. „Bist du nicht mein Gast, dessen Eigentum sicher ist, solange er sich bei mir befindet?“
    „Wirst du mir meinen Hengst wiedergeben, wenn er morgen früh verschwunden ist?“
    „Wer sollte ihn fortführen?“
    „Saadis el Chabir.“
    „Du irrst. Uns wird er nicht bestehlen. Übrigens hält ihn sein Schwur drei Tage lang bei uns zurück.“
    „Traue du ihm, ich aber glaube ihm kein Wort. Weißt du überhaupt, ob er da unten im Wadi Milleg allein gewesen ist?“
    „Selbst wenn er Gefährten bei sich gehabt hätte, würden sie nicht wagen, das Lager Ali en Nurabis zu überfallen. Sie kennen mich. Morgen werden wir nach dem Wadi Milleg reiten, um sie aufzusuchen, wenn sie vorhanden sind. Reitest du mit, Effendi?“
    „Nein.“
    „Warum nicht? Dein Pferd wird ausgeruht haben.“
    „Weder ich, noch mein Pferd bedürfen der Ruhe, wenn ich auch jetzt eines der deinigen reite. Ich bleibe morgen nur deshalb zurück, weil ich nicht haben will, daß du einen großen Fehler begehst.“
    „Von welchem Fehler redest du?“
    „Hast du es nicht einen großen Fehler genannt, daß Achmed es Sallah mit mir geritten ist? Und nun willst du selbst, daß ich bei dir sein soll! O Scheik, seit wann ist es im Land der Uëlad Sebira Sitte, seinen Gast zu kränken? Ich habe die Sahara durchritten, um Dschebel Abiad im Westen bis zum Wah el Dakel im Osten, vom Dschebel Aldeda im Land der Krumirs im Norden bis zur fürchterlichen Wüste Tintuma im Süden; ich war in Mafr (kurdische Bezeichnung für Ägypten), im heiligen Land el Arab, dann immer weiter gen Osten bis

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