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uns auf beiden Seiten der Motorhaube auf, öffneten den Hosenstall und pinkelten möglichst genau in die Lüftungsschlitze auf der Motorhaube. Hank hielt sich dabei noch mit einer Hand am Kotflügel fest. „Ann wird auf der Rückfahrt kotzen, sobald er die Heizung einschaltet“, sagte Onkel Hank.
„Kotzen hat noch keinem geschadet“, erwiderte ich. Uns klebten die nassen Haare am Kopf und als wir fertig waren gingen wir schweigend zum Haus zurück. Onkel Hank klopfte mir auf die Schulter. „So kennen wir dich“, sagte er.
Wir traten in den Raum und Onkel Hank schlingerte auf seinen Sessel zu. Jeder Schritt hinterließ einen nassen Fleck. Ich sah mich um und konnte Alessandra nirgendwo entdecken. Timothy war auch verschwunden. „Wo ist denn jetzt Alessandra?“, frage ich Wiebke.
„Sie ist oben. Ihr war kalt“, erwiderte sie und schaute auf meinen nassen Haare.
„Wieso ist sie nach oben gegangen, wenn ihr ...“
Ich ging zur Treppe und hinauf in den ersten Stock. Dort ebbte der Lärm ab. Ich suchte den Lichtschalter, fand ihn nicht und tastete mich an den Türen entlang. Ich stieß eine Pflanze um und beugte mich hastig herunter.
„Alessandra?“, rief ich fragend.
„Bist du es?“, kam es gedämpft zurück. Ich ging in die Richtung, aus der ihre Stimme gekommen war und stolperte wieder gegen eine Pflanze. „Alles in Ordnung?“, fragte ich. „Wo bist Du?“
„Hiiiiiiiiiiiiier.“
„Kann ich reinkommen?“
„Nein, noch nicht.“ Ich stand inzwischen vor der richtigen Tür. Dann drehte sich der Schlüssel von innen im Schloss, und ich wartete weiter, und endlich rief sie: „Jetzt!“. Ich drückte die Klinke runter und betrat das Bad. Es war voller Dampf, der aus der Badewanne hochstieg, in der Alessandra unter Schaumbergen im heißen Wasser versunken lag. Nur ihr Kopf schaute aus dem Schaum. Ihre Kleidung lag verstreut auf dem Boden. Ich schluckte und schloss die Tür hinter mir. Mir war heiß.
„Du bist ein echter Pfadfinder“, sagte sie und lachte. „Erst das Wunder der Landstraßen, dann nur zwei umgestoßene Blumenkübel auf dem Flur.“
Der weite Himmel
Frank erzählt:
Mit meinem Mietwagen fuhren wir bis zum Ende der Asphaltstraße. Die Straße endete an einer Farm, die dort, wo das Grasland in endlosen Wald überging, den letzten Außenposten darstellte. Die Farm bestand aus einem flachen Holzhaus und einer Scheune. Unter dem Vordach der Scheune stand ein alter Opa und beobachtete uns abwartend. Wir schalteten den Motor ab und stiegen aus.
Der Opa trug eine verblichene blaue Latzhose und ein kariertes Hemd wie bei den Waltons. Wir gingen bis ans Gatter zu ihm rüber und sagten ihm, dass wir hier einige Tage wandern wollten. Gordon fragte, ob wir den Wagen auf seiner Farm lassen könnten. Der Opa überlegte eine Weile. Doch es schien, dass er nicht über unsere Frage nachdachte, sondern über das Problem, wie er zwei Touristen aus der Stadt begegnen sollte, die plötzlich bei ihm am Ende aller Straßen auftauchen. Der eine Tourist sah passabel aus in bunter Wanderausstattung aus Plastikgewebe, doch der andere hatte nicht nur einen deutschen Akzent, sondern schien eher zu einem Open-Air Festival unterwegs, angetan mit einem gelben Hemd, hellblauen Wildlederhosen und Armeestiefeln. Der Opa entschied sich fürs Schweigen und Abwarten. Er stand einfach vor seiner Scheune und schaute zu uns herüber. Er kaute keinen Kaugummi und steckte auch nicht die Hände in die Taschen. Er stand einfach dort mit der Gewissheit, dass dies sein Land ist und keine noch so verdammten Touristen aus der Stadt es ihm streitig machen konnten.
Gordon wiederholte die Frage nach einer Minute des Wartens. Wir schauten regungslos zu dem Alten hinüber. „Shit“, sagte Gordon schließlich. Ich war mir nicht sicher, ob der Alte uns überhaupt verstanden hatte. Endlich verlagerte er sein Gewicht auf sein anderes Bein und sagte, dass es ihm gleich sei, was wir tun würden. Er drehte sich um und verschwand in der Scheune. Ich fuhr den Wagen dichter an den Zaun, stellte wieder den Motor ab und wir zogen unsere Rucksäcke heraus. Dann schnürten wir unsere Schuhe fest, schlossen den Wagen ab und wanderten los.
Gordon und ich trugen jeder einen schweren Rucksack. Wir hatten Schlafmatte und Schlafsack dabei, aber kein Zelt. Für den Fall, dass es regnen würde, trug ich eine Plane bei mir. Kleidung hatten wir bis auf das Nötigste eingespart.
Der Weg war schmal und bestand aus zwei Fahrspuren mit einer
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