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Titel: 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Luengen
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bekommst? Wo du alles zerschlagen willst, weil du die Ungerechtigkeit beenden willst?“, fragte ich und stürzte den Rest meines Drinks hinunter.
    „Du meinst, wenn ein GTI dich abhängt?“
    „Timothy kennt das Gefühl nicht. Er kennt nur Eifer und Ziele und Wege zu den Zielen.“
    „Vielleicht haust du ihm doch einfach eins auf die Fresse. Bloß um den Gedankengang abzukürzen.“

 
    „Das Zeug in diesem Glas halte ich nicht aus.“ Ich erhob mich, nahm Onkel Hank die Zigarre ab und warf sie ins Feuer. Er schaute hoch, und ich gab ihm eine Flasche Sprudel und sagte: „Trink die jetzt mal aus.“ Ich ging durch den Wohnraum in Richtung Küche. Ann und Timothy standen nach wie vor dort.
    „Das ist doch schön, dass du jetzt eine Freundin hast“, sagte Ann nach einer Weile. „Ich glaube, sie wohnt auch in diesem Haus, in dem mein Bruder Patrick untergekommen ist, oben am Bahnhof.“ Sie betonte das Wort Bahnhof. „Übrigens ziehen meine Eltern bald um. Ich werde wie mein Bruder die Gelegenheit nutzen und ausziehen. Da meine Eltern meinem Bruder die Miete zahlen, werden sie das bei mir auch tun müssen. Ich werde mit Timothy zusammen ziehen.“
    Wir standen nebeneinander und starrten in den stockdunklen Garten. Es regnete immer noch.
    „Mein Vater wird dich bald anrufen. Oder sein Anwalt“, sagte Timothy. Ich dachte an Essensreste in Regenrinnen. Erbrochenes in umgegrabenen Blumenbeeten. Timothy gab Ann ein geheim wirkendes Zeichen und sie verließ den Raum.
    „Scheiß auf die Blumen“, sagte ich.
    „Sie hat sowieso nicht zu dir gepasst“, sagte er. „Du warst nicht ihr Typ, verstehst du?“, fuhr er fort. „Sie ist ganz anders. Sie ist etwas extravaganter.“
    „Du hast drei Jahre lang alle Feiern der Schule organisiert. Du hast Pläne angelegt. Listen mit Positionen abgehakt. Ordner beschriftet.“
    „Es hat immer alles bestens geklappt.“
    „Du kennst Studiengänge in ganz Deutschland. Du forderst Informationsmaterial mit Postkarten an. Du vergleichst Ranglisten, die Universitäten bewerten.“
    „Vier Jahre habe ich übrigens die Feiern organisiert. Nicht drei Jahre. Der Direktor hat dich für die letzte Feier fast von der Schule geschmissen. Ich habe ein Wort für dich eingelegt.“
    „Du solltest mich nicht so schnell anlügen“, sagte ich. Er presste die Lippen zusammen und sah in sein Glas.
    „Weißt du was, Timothy? Du bist ein Arschloch, und falls Ann nicht aufpasst, ist sie auf dem besten Wege, ebenfalls eins zu werden. Du planst dein Arschloch-Leben, aber sicherlich nicht meins.“ Ich packte das Revers von seinem Sakko und zog ihn an mich heran. „Wenn irgendeiner von deinen Leuten mich oder Alessandra oder sonst wen auch nur irgendwie anschaut, dann gibt’s richtig eins auf die Fresse. Wenn ein Anwalt oder sonst wer auch nur daran denkt, meine Nummer zu wählen, setzt es was.“
    „Sie ist aus Italien. Weißt du nicht, dass du ihre gesamte Familie im Genick hast, wenn Du sie auch nur anschaust?“, sagte er unbewegt.
    „Oder auch zwei auf die Fresse. Vier Jahre Feiern organisiert.“ Ich ließ ihn los. „Du bist ein echter Holzkopf“, sagte ich und wischte ihm Flusen von der Schulter. „Wenn Du ihren Namen einmal in den Mund nimmst, ist deine Karriere beendet.“
    „Du solltest dich besser beherrschen, Semme“, sagte er. „Das geht irgendwann mal schief.“
    „Es geht ständig schief“, erwiderte ich. „Das ist ja das Gute daran.“
    Jemand legte eine neue Platte auf und drehte die Musik lauter. Ich ließ Timothy allein und ging langsam durch den Raum zu Onkel Hank zurück. Ich drehte meinen Kopf, um die Nackenmuskulatur zu entspannen. Mein Sessel war besetzt. Christoph saß dort mit Daisy auf den Knien.
    „Was macht der Bausparvertrag?“, fragte Onkel Hank sie gerade.
    „Du weißt schon von unserem Bausparvertrag?“
    „Zwei Hübsche wie ihr, die ein Leben zusammen genießen wollen, die brauchen doch einen Bausparvertrag.“
    „Wir wollen bald Eigentum kaufen.“
    „Oi, oi, oi. Meine Eltern haben auch welches, und sie hatten es über zwanzig Jahre in ihrem alten Kasten ausgehalten und geschadet hat es nicht. Das Verwirrende ist, dass es vielleicht auch nichts genutzt hat.“ Onkel Hank sah zu mir hoch und stand auf. Er stellte die leere Sprudelflasche auf die Fensterbank und zusammen gingen wir zur Haustür. „Du hast immer Scheißideen“, sagte Onkel Hank.
    Wir traten hinaus in den Regen und schlenderten langsam zu Timothys Wagen hinüber. Wir stellten

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