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18

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Titel: 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Luengen
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Gordon hatte inzwischen das Feuer in Gang gebracht und heizte unser letztes Wasser für Tee auf.
    „Gleich müssen wir neues Wasser finden“, sagte er. Ich fuhr mir durch die verfilzten Haare, setzte mich neben Gordon auf den Boden und nahm einen Becher Tee entgegen. Wir kauten auf etwas Brot herum, standen dann auf und packten. Als ich den Rucksack aufsetzte, schmerzte es wieder in den Schultern. Gordon schob mit den Schuhen Erde auf das Feuer. „Weiter geht’s.“ Und wir marschierten los.
    Der Weg war weich gefedert. Der Wald wurde lichter, Laubbäume wechselten mit Nadelbäumen. Das Unterholz verschwand fast ganz. Ich pfiff eine kleine Melodie vor mich hin. Nach einiger Zeit drehte Gordon sich um, und ich hörte auf zu pfeifen. Die Abhänge entlang des Weges wurden höher und bald führte der Weg ein Tal bergauf. Vor uns tauchten die ersten hohen Berge auf. Wir pausierten mehrere Male und sahen auf die Karte, doch die Orientierung fiel uns schwer. Als wir einen Bergbach überqueren mussten, füllten wir unsere Wasserflaschen und Thermoskannen. Das Trinkwasser ließ die Rucksäcke wieder schwerer auf den Schultern lasten.

 
    Es war noch nicht Mittag, als wir bei der Hütte ankamen. Vor ihr breitete sich eine Wiese aus und man konnte in einen Talkessel hinunter sehen. Wir legten die letzten Meter zur Hütte zurück. Sie war aus dicken Baumstämmen zusammengefügt, zwischen die Moos und Erde gestopft war. Die Fensterläden waren geschlossen. Unsere Schuhe polterten über die die Holzveranda. Gordon ging zur Tür. Sie ließ sich öffnen, und er verschwand in der Hütte. Ich setzte mich auf eine Holzbank und streckte die Beine aus. Der Boden der Veranda war staubig, und es lagen kleine Zweige herum. Einige Meter entfernt floss ein Bach durch die Wiese in den Kessel hinab.
     Gordon kam aus der Hütte. „Alles in Ordnung“, sagte er. Ich erhob mich und ging mit ihm nochmals hinein. Die Hütte war ungefähr fünf mal fünf Meter groß. In einer Ecke konnte ich mehrere Bettgestelle erkennen, in der anderen Ecke einen Ofen mit einem Rohr, das durchs Dach führte. Die Luft war stickig und modrig. Ich öffnete die Fenster und stieß die Läden auf. Es gab keinerlei Stuhl oder Tisch. Wir trugen unsere Rucksäcke hinein und verstreuten Kleidung und Schlafsack über die Schlafstellen.
    Wir gingen bis zum Wald zurück und sammelten Holz, trugen einen Vorrat zur Hütte, zogen unsere Schuhe und Hosen aus und setzten uns auf die Bank. Gordon sprang nach einer Weile wieder auf und hantierte lautstark in der Hütte. Er kam mit einer Büchse Corned Beef und einem Kanten Brot heraus. „Wenn wir sparsam leben, reichen die Lebensmittel für ein paar Tage“, sagte er. Wir aßen schweigend. Gordon brachte die Reste zurück in die Hütte und rief, dass er sich hinlegen würde. Ich machte es genauso, faltete mein Hemd als Kopfkissen, drehte mich auf die Seite und schlief auf der Bank ein.
    Als ich aufwachte, stand die Sonne bereits tief. Der Himmel über den Bergen war rot verfärbt. Ich streckte mich. Gordon schien noch zu schlafen. Ich nahm mein Hemd, stieg in meine Armeestiefel und schlurfte hinüber zum Bach. Ich wusch mich mit eiskaltem Wasser, trocknete mich notdürftig ab, ging zurück zur Hütte. Gordon lag wach auf seinem Schlafsack. Er hob den Kopf und ließ ihn wieder sinken. Ich wühlte in meinem Rucksack nach frischen Kleidungsstücken.
    „Wir haben Glück mit dem Wetter“, sagte Gordon.
    „Es scheint trocken zu bleiben.“
    „Herbst. Hast du das verfärbte Laub gesehen. Bald kommt der Winter. Dann liegt hier der Schnee meterhoch.“
    Er erhob sich, zog sich beim Gehen das Hemd aus und trottete zum Bach. Ich bereitete ein karges Abendessen, Gordon kam zurück und während des Essens konnten wir die letzte Helligkeit des Tages verschwinden sehen. Es kühlte schnell ab und ich zündete ein Feuer im Ofen an. Ich setzte Tee in einem rostigen Kessel auf und wir kippten einen Fingerbreit Rum in die Tassen.
    „Wir könnten einige Tage hier bleiben. In der Hütte“, sagte Gordon.
    „Wir haben Pläne. Warum sind wir hier?“, antwortete ich.
    „Die Hütte ist so gut wie jeder andere Ort dafür.“
    „Zuerst meintest du, du willst mich kennen lernen. Dann kam die Idee der Prüfung. Dann die Idee der Wanderung. Jetzt Hüttenideen. Du hast viele Ideen.“
    „Es ist alles kompliziert.“
    „Warum sagst du mir nicht einfach, was ich wissen will, und wir sind die Ideen los? Das ist nicht kompliziert.“
    „Ich bin mir

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