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Titel: 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Luengen
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des Pfades hinein. „Hier geht’s weiter!“, rief er. Ich wartete, bis er wieder auftauchte.
    „Verlier nicht die Nerven“, sagte ich. Wir gingen weiter auf dem alten Fahrweg. Der Weg führte stetig bergan, die Biegungen wurden enger. Einzelne Felsen schauten zwischen dem Moos hervor und seltsamerweise tauchten auch Laubbäume auf.

 
    Die Engstelle erreichten wir nach einer halben Stunde. Der Weg führte zwischen zwei weiten Felsabhängen hindurch und stieg dabei steil an. Gordon nickte erleichtert. Wir setzten unsere Rucksäcke ab und dehnten die Muskulatur. Wir tranken den restlichen Tee.
    Nach der Engstelle legte Gordon nur noch ein gemächliches Tempo vor. Neben dem Weg standen Farne in allen Größen und Formen, kleine gelbe Blumen. Bäume lagen umgestürzt im Wald. Hier waren seit Jahren keine Waldarbeiter mehr gewesen.
    Die Abzweigung sahen wir schon von weitem. „Das ist die Abzweigung“, sagte Gordon. „Das ist sie.“ Seine Stimme klang erleichtert. Wir blieben an der Gabelung stehen. Der Weg bog rechts ab. Hollow-Lodge stand auf einem verwitterten Wegweiser, der an einen Baum genagelt war. „Auf der Karte steht aber, dass unsere Hütte Hole-Lodge heißt“, sagte Gordon.
    „Ist wohl ein Schreibfehler.“
    „Oder es gibt zwei Hütten. Vielleicht ist das Schild so alt, dass die Hütte schon wieder verschwunden ist“, sagte er. Ich sah ihn an. Er drehte sich ab und schweigend bogen wir in den schmalen Weg und gingen hintereinander tiefer in den Wald hinein. Es wurde dunkler und kühler. Es ging sich angenehm leicht über weiche Erde und Tannennadeln und manchmal fanden wir verwitterte Markierungen eines Wanderweges an den Bäumen, auf die Gordon mich jedes Mal hinwies. Die Sonne sank schnell tiefer und ich schätzte, dass wir noch eine Stunde bis zur Dunkelheit hatten. Wir spürten bereits die Abendkühle.
    „Hier wäre eine passende Lichtung“, sagte ich und blieb stehen.
    „Wie weit ist es denn noch bis zur Hütte?“
    „Keine Ahnung. Aber heute schaffen wir es nicht mehr. Hier sind auch keine Ameisen.“
    „Lass uns lieber noch etwas weitergehen.“
    „Morgen sind wir auf jeden Fall in der Hütte.“
    Gordon nickte schließlich. Unter einem Baum mit weit ausladenden Ästen warfen wir die Rucksäcke ab, legten Planen, Matten und Schlafsäcke auf dem Boden aus. Gordon sammelte Holz, ich goss Wasser in einen flachen Teller. Wir zündeten das Holz mit unserem Abfallpapier an und stellten den Teller auf drei Steine gestützt darüber. Ich setzte mich auf den Rand der Gummimatte und untersuchte meine Füße. Blasen würde es nicht geben. Ich zog mir einen Pullover über. Gordon lag neben mir, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Ich schüttete Trockensuppe in das brodelnde Wasser. „Wo ist dein Teller?“, fragte ich Gordon. Er setzte sich auf, suchte seinen Teller und reichte ihn mir. Ich goss etwas Suppe hinein. „Na denn“, sagten wir und löffelten. Es wurde kalt und so dunkel, dass wir nur noch Umrisse erkennen konnten. Ich tauchte Brot in die Suppe und trank dazu Wasser. Gordon rollte sich bereits in seinen Schlafsack ein.
    „Weißt du, ob hier eine Quelle in der Nähe ist?“, fragte ich. „Unser Wasser reicht nicht mehr lange.“
    Gordon antwortete nicht. Ich legte meine Hose als Kopfkissen zurecht, stieg in meinen Schlafsack, schloss den Reißverschluss, schaute nach oben in das Blätterdach und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Durch die Blätter konnte ich einige Sterne sehen. Es blies ein leichter Wind, der die Blätter hin und her schaukelte. Ich drehte den Kopf und sah, dass Gordon die Augen bereits geschlossen hatte und schlief. Entfernt schrie eine Eule. Ich brauchte sehr lange, bis ich einschlief.

 
    Irgendwann in der Nacht wachte ich auf und setzte mich. Um uns herum war es stockdunkel. Gordon schlief sehr unruhig. Er wälzte sich und sein Schlafsack spannte sich wie eine Wurstpelle um ihn. Ich legte mich wieder zurück und irgendwann musste ich eingeschlafen sein.
    Es war bereits dämmerig, als ich wieder erwachte. Gordon hockte neben dem Feuer und versuchte, es wieder in Gang zu bringen. Es qualmte stark.
    „Ich habe fast gar nicht geschlafen. Ich lag die halbe Nacht wach“, sagte er. Mein Schlafsack war klamm vom Tau. Der Himmel war dunstig, aber wolkenlos. Vögel zwitscherten. Ich stieg aus meinem Schlafsack, zog Hose und Schuhe an. Alles war kalt und steif und die Schuhe drückten. Ich ging einige Schritte in den Wald und machte ein kleines Geschäft.

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