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losgegangen.“
„In welche Richtung?“
„Dort hinten über den Einschnitt. Ich habe noch nie gehört, dass dort ein Weg sein soll, aber er ist dort entlangmarschiert.“
„Wieso hat er nicht den kürzesten Weg zurück genommen, wenn es ihm nicht gut ging?“
Jonathan sah mich eine Weile an. „Eine gute Frage. Ich weiß es nicht. Wirklich eine gute Frage.“ Er wandte sich ab und rührte wieder in seinem Essen. Ich setzte mich auf mein Bett und lockerte die Schürsenkel der Schuhe.
„Du bist noch nicht darauf gekommen“, sagte ich.
„Er meinte, du würdest nachkommen. Du wolltest was von ihm.“
„Was will ich denn von ihm?“
„Das hat er nicht gesagt. Eine Auskunft.“
„Hat er nicht gesagt, wie er zur Farm kommen will?“
„Welcher Farm?“
„Unser Auto steht an der Springer-Farm. Mein Auto. Wir sind bis dorthin zusammen gefahren.“
„Wie seid ihr mit dem Alten auf der Springer Farm klargekommen?“
„Wir haben einfach den Wagen bei ihm abgestellt. Mehr nicht.“
„Und er hat zugestimmt?“
„Ja. So ungefähr.“
„Er ist etwas sonderbar.“
„Sonderbar.“
„Ich wäre mir nicht so sicher, ob euer Wagen noch dort steht, wenn ihr zurückkommt. Also wenn du zurückkommst.“ Jonathan nahm die Pfanne vom Feuer und fragte: „Hast du Besteck bei dir?“ Er ging hinaus und ich folgte ihm mit meinem Besteck. Er füllte die Hälfte der Portion in einen Teller und reichte mir die Pfanne. Er schaufelte seine Portion stumm in sich hinein, und ich aß ebenfalls nach einer Weile. Der Abend zog langsam auf und breitete sich im Tal aus.
„Du wanderst viel“, sagte ich kauend.
„Ich arbeite in meinem Urlaub für die Forstbehörde. Ich kontrolliere die Schutzhütten hier in den Bergen.“ Ich sah ihn an. Er hatte keine Abzeichen oder so was. Ich löffelte weiter die Pfanne aus.
„Woher kommst du?“, fragte er.
„Deutschland.“
„San Francisco“, sagte er. Er zeigte auf einen flachen, hohen Bergrücken auf der gegenüberliegenden Seite des Talkessels. „Dort ist Gordon entlang, wenn es stimmt, was er sagte. Er hat mich übrigens vor deiner Hose und deinem Hemd gewarnt.“ Er schaute auf meine fleckige blaue Wildlederhose und das gelbe Hemd.
Ich stand auf und ging mit meinem Waschzeug hinüber zum Bach. Ich spülte die Pfanne, machte den Oberkörper frei und wusch mich, so gut ich es mit dem kalten Wasser aushalten konnte. Jonathan kam herüber, spülte seinen Teller aus und stand einige Zeit neben mir. Dann ging er zur Hütte zurück.
Ich zog meine Hose aus und wusch den restlichen Körper, so gut es ging. In der Hütte lagen meine Sachen unberührt dort. Jonathan hatte eine Lampe angezündet und Teewasser aufgesetzt.
„Wie lange willst du bleiben?“, fragte ich.
„Nicht lange. Der Winter wird kommen. Er ist schon überfällig. Ich mache die Hütte winterfest. Hast du das Gewitter im Freien erlebt?“
„Ich hatte eine Plane.“
Jonathan machte uns Tee und ich bot ihm Rum an. Er nahm dankend an. Wir setzten uns draußen auf die flache Bank. Es war beinahe dunkel.
„Was ist mit dem alten Springer?“, fragte ich.
„Ein komischer Kauz. Es gab schon öfter Ärger mit ihm, weil er Wanderer belästigt. Als Diebe verdächtigt und so weiter.“
Ich trank meinen Tee mit Rum. Der Wind war frisch und ließ mich frösteln. Ich ging in die Hütte, ordnete den Inhalt des Rucksacks, zog mich aus und kroch in meinen vom Feuer angewärmten Schlafsack. Ich tastete nach meiner Hose und steckte sie unter meinen Kopf. Ich drehte mich zur Wand und schloss die Augen. Jonathan kam nach einiger Zeit in die Hütte und tastete sich zu seinem Lager.
Als ich aufwachte, war die Sonne noch nicht ganz aufgegangen, und die Hütte lag im Halbdunkel. Die Tür stand offen, und ich konnte Jonathan mit freiem Oberkörper draußen stehen sehen. Er machte Freiübungen. Schließlich beendete er seine Übungen und kam in den Raum.
„Es wird ein hervorragender Tag“, sagte er. „Wind. Frische Temperaturen. Der Winter kommt.“ Er machte Feuer im Ofen, nahm den Wassertopf und verließ die Hütte. Ich schälte mich aus meinem Schlafsack, zog mich an und trat vor die Tür. Jonathan kam zurück und machte wieder Tee. Ich suchte nach Seife.
„Was hast du heute vor?“, fragte Jonathan, vor dem Ofen kniend. „Wir können in dem See unten baden.“ Ich antwortete nicht und ging zum Bach. Meine Muskeln und Gelenke schmerzten. Ich wusch mich und ging zurück zur Hütte. John hatte bereits für zwei
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