18
auf die Plane klopften. Ich öffnete die Augen. Um mich herum war völlige Dunkelheit. Ich zog meinen Arm aus dem Schlafsack und befühlte den Boden außerhalb der Plane. Er war noch trocken. Ich zog den Arm zurück in den Schlafsack und schloss die Augen.
Langsam nahm das Trommeln des Regens zu. Mal hörte es fast auf, dann wurde es stärker. Ich öffnete meinen Schlafsack und zog meinen Rucksack zu mir unter die Plane. Das Trommeln des Regens ging in ein Prasseln über. Ein Blitz zuckte auf dem gegenüberliegenden Berghang und für einen Moment lag die Wiese in einem fahlen Licht. Ich zählte langsam die Sekunden und bei fünf grollte der Donner durchs Tal. Er war weit entfernt.
Es grollte nochmals, weitere Blitze zuckten über den Himmel. Ich begann weitere Male zu zählen, doch schließlich wusste ich auch so, dass das Gewitter näher kam. Mit einem Mal rauschte kräftiger Regen herab. Ich tastete herum, fühlte überall Nässe und rückte meine Sachen enger zusammen. Ich fühlte Feuchtigkeit am Fuß und winkelte die Beine an. Ich atmete ruhig und starrte in den von Blitzen beleuchteten prasselnden Regen.
Nach einiger Zeit ließen Blitz und Donner nach, der Regen ging in ein Tröpfeln über. Ich lag auf dem Rücken und atmete tief durch.
Es dämmerte bereits, als ich wieder erwachte. Der Himmel war zerrissen von eilig vorüber segelnden Wolkenfetzen. Ein frischer Wind ließ mich frösteln, als ich aus dem Schlafsack stieg. Ich zog meine feuchte Hose und den Pullover an. Die Stiefel waren trocken geblieben. Ich aß wieder Brot, dazu zwei Riegel Schokolade und trank große Mengen Wasser.
Ich faltete die Plane, schnürte die Schuhe fest zu und stopfte meine Sachen in den Rucksack. Ich lud mir den Rucksack auf die Schultern, zurrte ihn zurecht und ging einige Schritte durchs Gras. Ich sah mich nach meinem Nachtplatz um und schaute in die Runde.
Ich stapfte durch die nasse Wiese. Der steile Weg entlang des Wasserfalls war heute aufgeweicht und rutschig. Ich marschierte den Berghang entlang, um eine Gelegenheit zum gefahrlosen Abstieg zu finden. Schließlich begann ich in kleinen seitlichen Schritten den Abstieg. Meine Knie schmerzten, als ich die Talsohle erreichte.
Ich fand den schmalen Pfad vom Vortag wieder. Ich folgte ihm und schritt rasch aus. Der kühle Wind frischte weiter auf. Ich machte keine Pause, bis ich wieder auf dem steinigen Pfad war, der hinab in den Talkessel führte.
Ich sah die Hollow-Lodge wieder von weitem, doch konnte ich kein Lebenszeichen erkennen. Im Windschatten eines Felsblocks setzte ich den Rucksack ab. Ich sah den kleinen See im Grund des Talkessels, den schmalen Pfad, den Gordon und ich aus dem Wald gekommen waren. Ich legte Plane und Schlafsack zum Trocknen auf den Fels und lehnte mich an, schloss die Augen und döste.
Dann aß ich eine halbe Büchse Fleisch, trank mein Wasser aus und beobachtete nochmals den Talkessel. Ich rollte Schlafsack und Plane wieder ein und wanderte gemächlich das restliche Stück Weg zur Hütte hinab. Ich steckte die Hände in die Hosentaschen und stapfte durch das Gras näher. Alles wirkte völlig verlassen bis auf einen leichten Geruch vom Rauch eines Feuers. Ich betrat die Veranda und drückte mit zwei Fingern die Türe auf. Essensgeruch kam mir entgegen. Mit dem Rücken zu mir stand ein Mann vor dem Ofen und rührte in einer Pfanne. Es war nicht Gordon. Der Mann hörte mich, drehte den Kopf und kam auf mich zu. Er trug eins von diesen karierten Holzfällerhemden, hatte einen Vollbart und wirkte sehr an das Leben in der Natur gewöhnt.
„Wie geht’s dir?“, fragte er und reichte mir eine Hand. Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort „Du bist Frank, stimmt’s?“ Er schien keineswegs erstaunt, dass ich hier auftauchte.
Ich ergriff seine Hand und schüttelte sie und er grinste. Ich nickte kurz. „Ok, ich bin Jonathan“, fuhr er fort.
„Wo ist Gordon?“
„Setz dich doch. Ich koche gerade. Ich habe etwas mehr gekocht, weil ich wusste, dass du kommst. Magst du Bohnen mit Fleisch?“ Ich setzte endlich meinen Rucksack ab. Ich schnürte ihn auf und suchte nach der angebrochenen Büchse Fleisch. Ich reichte sie Jonathan hinüber. Er bedankte sich, roch daran und kippte den Inhalt in seine Pfanne. „Dein Freund Gordon war hier, als ich gestern ankam und er schien leicht verwirrt. Wie lange kanntest du ihn schon?“
„Was war mit ihm?“
„Er wirkte irgendwie gehetzt. Es ging ihm nicht gut. Er ist heute Mittag
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