Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18

18

Titel: 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Luengen
Vom Netzwerk:
Personen Frühstück im Freien vorbereitet. Brot, Tee, Margarine und sogar Marmelade.
    „Du bist kein geübter Wanderer“, sagte er.
    „Und du hast Marmelade hierher mitgebracht.“
    „Deine Ausrüstung hat nichts mit Wandern zu tun.“
    „Ich gehe heute weiter“, sagte ich.
    „Hellblaue Wildlederhosen, gelbe Hemden. Gordon hatte mich gewarnt. Der Winter kommt bald. Du hast nicht mal eine warme Jacke dabei.“
    „Hat Gordon Proviant da gelassen?“
    „Nein.“
    „Ich gehe Gordon hinterher. Ich hole ihn ein.“
    „Dort ist kein Ausgang aus dem Tal. Die Karte zeigt nichts“, sagte Jonathan. „Ich glaube auch nicht, dass Gordon dort entlang ist. Er hat es nur gesagt und ist dann heimlich ganz woanders lang marschiert. Er sitzt bestimmt schon in deinem Auto und fährt gemütlich nach Hause. Hast du wenigstens eine gute Karte?“
    Ich stand auf und ging in die Hütte, packte die Lebensmittel in den Rucksack, rollte meinen Schlafsack und die Plane ein. Jonathan beobachtete mich. Ich schnürte meine Schuhe fest zu und schulterte den schweren Rucksack. Ich gab Jonathan die Hand und ging hinaus. Er folgte mir.
    Zunächst nahm ich dem Weg zurück, den Gordon und ich vor drei Tagen gekommen waren und bog dann auf einen schmalen Wildwechsel ab, der fast um den gesamten Talkessel herum führte. Ich schritt zügig aus, und bald hörte das Ziehen in den Beinen auf. Die Sonne zeigte sich zwischen einzelnen rasch über den Himmel ziehenden Wolken. Der Pfad hatte keine große Steigung.
    Ich kam an die Stelle, wo der Pfad hoch in die Bergflanke abbog. Ich sah mich nach der Hütte um, doch sie war bereits hinter einem Wäldchen verschwunden. Ich machte eine kurze Pause, setzte den Rucksack ab und trank aus der Wasserflasche.
    Ich musste eine Steinmoräne durchqueren, und der Pfad verlor sich im Geröll. Ich kletterte über Fels, stützte mich mit den Händen ab und war nicht sicher, ob ich überhaupt noch auf einem Pfad war oder nur noch zufällig auf flache Stellen im Gelände stieß. Mein Atem ging stoßweise und ich spürte die anstrengenden Tage in den Beinen.
    Ich schwitzte, trank meine Wasserflasche leer und blickte auf die zurückgelegte Strecke hinunter. In der Ferne sah ich das lange Tal liegen, welches ich gestern durchzogen hatte. Ich machte mich wieder auf und gegen Mittag ließ die Steigung etwas nach. Ich keuchte den Hang in gerader Linie empor, die Orientierung an den vereinzelt auftauchenden Bäumen haltend. Ich rastete nochmals, zog mein durchgeschwitztes Hemd aus und das Hemd des Vortages wieder an. Ich aß ein paar Riegel Schokolade und eine handvoll Nüsse. Ich dehnte meine Wadenmuskeln, schnürte meine Schuhe neu und marschierte weiter. Die dürre Wiese wechselte sich mit felsigen Abschnitten und losem Schotter ab. Das Gelände führte weiter leicht bergan und der frische Wind blies mir böig entgegen. Ich zog einen Pullover über.

 
    Am Nachmittag erreichte ich den Scheitelpunkt. Das Gelände senkte sich vor mir ab und ich beschleunigte meine Schritte. Ich sah niemanden vor mir, niemanden hinter mir. Als die Dämmerung einsetzte, legte ich meinen Rucksack erschöpft neben einem Felshang ab. Ich breitete Plane und Schlafsack aus, öffnete die Schuhe und legte mich auf den Rücken. Ich spürte die Kälte durch die Kleidung. Ich stolperte zum Bach, füllte die Wasserflasche auf, legte mich in den Schlafsack und wartete auf die Nacht. Ich schloss die Augen und wusste, dass in diesem Tal seit Monaten niemand gewesen ist. Ich konnte nicht glauben, dass Gordon Sieger sein sollte. „Ich werde es schaffen“, sagte ich leise. „Ich werde dich finden und ich werde deine Schwester Sue finden. Und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben machen werde.“
    In der Nacht wachte ich vor Kälte auf. Ich zitterte am ganzen Körper. Ich holte einen weiteren Pullover und das zweite paar Socken aus dem Rucksack und zog zusätzlich die Gummiplane über den Schlafsack. Milliarden von Sternen leuchteten am Himmel.
    Ich wachte mit der beginnenden Dämmerung auf und schälte mich aus dem Schlafsack. Die Temperatur lag wahrscheinlich wenige Grad über dem Gefrierpunkt. Ich zog meine Schuhe an und ging zum Bach. Ich wusch mich schnell und kaute lustlos auf einigen Früchten  Trockenobst. Ich füllte nochmals meine Wasserflasche und wanderte weiter.
    Ich spürte die Strapazen der letzten Tage in jedem Muskel. Um mich herum gab es nichts als völlige Einsamkeit. Der Hang führte in ein sanft abfallendes Tal. Der Boden

Weitere Kostenlose Bücher