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nicht deprimierend, ich bin nur müde, hörst du? Alles geht mir auf den Keks, wenn ich müde bin. Pat wird sich jetzt ein wenig hinlegen, Bauer, und er wird die Tür offen lassen, falls du raus musst, oder Josefine rein will. Warum ist Frank auch sofort wieder nach Amerika abgehauen? Er ist doch selbst schuld. Es ist so verdammt schwierig, in der heutigen Zeit neue Mädchen kennen zu lernen. Also muss ich mich an Josefine halten, wenn Molli bald weg sein wird.“
Ich nahm das Telefon, stellte es neben meinen Sessel und machte es mir bequem. Ich hatte Josefine gestern angerufen, doch sie hatte keine Zeit zum Reden. Ich hatte sie eindringlich gebeten, mich heute anzurufen, damit ich ihr etwas Wichtiges mitteilen konnte.
14 Uhr
Ich wachte auf, und es war nicht Josefine, die mir gegenübersaß. Es war Molli. Sie hatte meine Mütze auf und wirkte vergnügt.
„Tag, Molli“, sagte ich während der Aufwachphase.
„Tagchen, Pat, die Tür war offen.“
„Ja, ja, ist schon in Ordnung. Wo ist Bauer? Lebt er noch?“
„Ich habe ihm was zu futtern gegeben. Er hat mich so angebettelt.“
„Das Vieh frisst ständig. So gut möchte ich es auch mal haben.“
Das Aufwachen war beendet, der Ernst des Wachseins begann.
„Ja, ja“, murmelte ich und hatte keine Lust, mich für den Saustall um mich herum zu entschuldigen. Erstens wäre eine Entschuldigung total unglaubwürdig gewesen, weil es schon seit meinem Einzug so bei mir aussah, und zweitens nimmt einem keine Entschuldigung die Arbeit des Aufräumens ab. Ich wedelte kurz mit den Armen durch die Luft. „Du kennst das ja, die Zeit, Termine und so ...“
„Ja, ich wollte schon anfangen aufzuräumen, doch hatte ich Angst, dich zu wecken.“
„Goldrichtig, wahnsinnig nett von dir, rühr hier bloß nichts an, das ist lebensgefährlich.“
Molli war meine Freundin fürs Praktische, wenn man es so nennen wollte. Doch das Leben bestand nicht nur aus praktischen Sachen. Es gab noch ganz andere Sachen. Seit Frank nach England gefahren war, hatte Josefine mich weniger beachtet, als ich es verdient hatte. Und dann tauchte er plötzlich auf, schlief auf meinem Sofa und verschwand wieder, diesmal nach Amerika. Während der Zeit, als er bei mir gewohnt hatte, war auch Josefine häufig da. Herrgott, sie haben zusammen auf dem Sofa geschlafen. Jetzt hat er sich seit Wochen nicht gemeldet, und Josefine war somit irgendwie solo. Und bevor sie an den Falschen geriet, konnte sich auch der gute Pat um sie kümmern. Ich hatte sie ein paarmal eingeladen. Sie war wirklich kompliziert. Ich war nie sorgenfrei, ob mir alles über den Kopf wachsen würde. Aber sie sah spitze aus.
Und Molli musste nicht alles wissen. Ich kam mir mies vor. Sie stand auf, schob die Mütze nach hinten und sagte etwas wie: „Unglaublich“. Gleichzeitig schob sie mit dem Fuß einen Stapel Zeitungen zusammen.
„Wo hast du das bloß alles her?“
„Bitte Molli, lass sie alle liegen, ich habe noch in keine Einzige reinschauen können, komm, setz dich, ich hole uns was zu trinken, was macht die Schule? Du warst doch heute in der Schule, oder?“ Ich hatte meinen regelmäßigen Schulbesuch reduziert, um mich nicht bereits vor dem Abitur zu verausgaben.
Ich blieb sitzen, weil ich wusste, dass sie sowieso gleich in die Küche gehen würde, um nach Bauer zu sehen und auf dem Weg etwas zu trinken mitbringen konnte.
„Nein, ich war nicht in der Schule. Heute ist Samstag!“
„Wirklich? Samstag. Samstag wollte ich irgendwas machen, weiß nur nicht mehr, was. Ich hab's einfach vergessen, sollte es mir aufschreiben. Hat jemand angerufen, als ich schlief?“
„Nein, erwartest du einen Anruf?“ Es klang lauernd, ich glaubte, es klang lauernd.
„So halb, hätte sein können, ist auch egal, vielleicht haben sie meinen Bus wiedergefunden. Ich meine, wo du hierher gekommen bist, können sie auch meinen Bus wiedergefunden haben. Ist mir gerade so eingefallen. Hast du eine neue Hose an? Mensch komm mal her, toll!“ Sie kam zu mir, und ich tätschelte auf ihrer neuen Hose herum. Ich kannte alle Hosen von Molli.
„Fein, gefällt mir.“
„Dann bin ich ja beruhigt“, erwiderte sie und entschwand in die Küche. Ich hörte, wie sie Bauers Schale ausspülte. Sie war eine wirklich dufte Hausfrau. Bauer mochte sie auch sehr gerne.
„Komm lieber dort heraus, bevor dir schlecht wird. Ich habe da drin ewig nicht mehr gelüftet“, schrie ich.
Sie ließ Wasser ins Spülbecken laufen und jagte mit einem obszönen
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