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Titel: 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Luengen
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bist ein mieser Kerl.“ Sie riss sich die Mütze vom Kopf und schmiss sie auf den Boden. Bauer lag bereits unter dem Bett und hielt sich die Augen zu. Ich wusste, dass ich meinen VW-Bus nie mehr wieder sehen würde.
    „Kenne ich ihn?“, fragte ich.
    „Nein. Kenne ich sie?“
    „Nein. Wie heißt er?“
    „Jochen. Wie heißt sie?“
    „Josefine.”
    „There's rain on my window. But I'm thinking of you. J-o-s-e-p-h-i-n-e, I send you all my love“, sang sie blöderweise. Soviel ich wusste, hatte Josefine einen Bruder, und der hieß auch Jochen. Das konnte man sich gut merken, Mollis neuer Freund hieß Jochen und Josefines Bruder hieß auch Jochen. Hoffentlich warf ich sie nicht irgendwann durcheinander.
    „Wo hast du ihn kennengelernt?“, fragte ich.
    „Das interessiert dich doch gar nicht. Wie lange kennst du Josefine denn schon?“
    „Das lässt sich nur schwer beantworten, ich weiß es eigentlich gar nicht. Vor zehn Monaten gabelte ich dich an einer Bushaltestelle auf, weil es kalt war und du irgendwie so schutzbedürftig aussahst ...“
    „Tatsächlich war es allerdings so, dass du dich völlig verfahren hattest und mich nach dem Weg gefragt hast, und da du dir nie etwas merken kannst, hast du mich gebeten, einfach mitzufahren, und wir sind dann zwei Stunden über diesen Schrottplatz gelatscht, den du gesucht hattest. Du hast einen Türgriff für den VW-Bus gesucht und mich dermaßen vollgequatscht, dass ich dir nicht ausschlagen konnte, mich nochmal zu treffen.“
    „So war es?“
    „Genau so.“
    Ich hatte immer gedacht, dass sie gefroren hatte und blitzartig in mich verliebt gewesen wäre, weil mein VW-Bus eine Heizung hatte. Zumindest einen Regler für die Heizung.
    „Hatte ich den Türgriff gefunden?“, fragte ich.
    „Nein, aber du hast einen wunderschönen verchromten Außenspiegel mitgehen lassen. Du fandest ihn zumindest wunderschön, und als du ihn anbauen wolltest, passte er überhaupt nicht. Dann wolltest du ihn aufheben, um ihn mir zur Verlobung zu schenken, als romantisches Andenken sozusagen.“
    „Ich habe ihn auch noch. Ich benutze ihn als Rasierspiegel. 'Vehicles may be closer, than they appear in the mirror.'„
    „Was?“
    „Das ist in den Spiegel eingraviert. Ich lese es jeden Morgen beim Rasieren. Ich kann es mittlerweile auswendig. Muss ein amerikanisches Modell gewesen sein.“
    „Dann konnte der Spiegel doch gar nicht passen!“
    „Woher weißt du das?“
    „Ein amerikanisches Modell! Wie soll das denn an einen VW-Bus passen?“
    „Ich wüsste nicht, warum es nicht passen sollte.“ Ich war froh, dass ich sie von dem Thema, wann ich Josefine kennengelernt hatte, runtergebracht hatte.
    „Ach vergiss es!“ Ich vergaß es. Es war erstaunlich. Wir hatten uns vor nicht mal einer Stunde getrennt, und schon saßen wir hier gemütlich beisammen, plauderten über alte Zeiten und es ging uns phantastisch. Ich hatte nicht geahnt, dass es so einfache Trennungen gab. Ich hätte mich sonst viel eher getrennt.
    „Willst du Jochen mal kennen lernen?“, fragte sie.
    „Ja, klar“, sagte ich frohgemut.
    „Das habe ich mir gedacht. Ich habe ihn für heute Abend hierher eingeladen.“
    „Hä?“ Ich hätte nie gedacht, dass ein einziger Satz die Stimmung, die Zukunft, das gesamte Weltbild dermaßen umschmeißen konnte.
    „Du hast doch gesagt, dass du heute nichts mehr vorhast.“
    „Ich habe gesagt, dass ich noch nicht wüsste, ob ich heute etwas vorhabe.“
    „Weißt du es jetzt?“
    „Nein.“ Ich überlegt fieberhaft, wie ich ihr beibringen konnte, dass abends eine Sause an diesem Fleck starten sollte. Falls Richard seine üblen Freunde aktivieren könnte. Ich überlegte, ob ich Richard anrufen und die Party abblasen sollte. Doch ich konnte Molli nicht gut nochmals auffordern, den Mülleimer zu leeren. Und Richard war vielleicht schon in Aktion.
    „Vielleicht gehe ich heute auf eine Party“, sagte ich vorsichtig.
    „Auf welche Party?“
    „Weiß ich noch nicht. Hier im Haus soll irgendwas stattfinden.“
    „Davon hast du mir gar nichts erzählt.“
    „Muss ich wohl vergessen haben. Ihr könnt ja beide kommen. Ich lade euch ein. Der Gastgeber wird schon nichts dagegen haben.“
    „Also, falls du nichts dagegen hast“, begann sie. „Dann kannst du auch auf diese Party gehen und Jochen und ich, wir bleiben einfach hier sitzen und passen auf Bauer auf. Sonst ist er doch ganz allein.“
    „Sind deine Eltern immer noch so streng?“, fragte ich. Ich bekam Mitleid mit

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