18
Geräusch einen Strahl Spülmittel hinein. Eine dufte Hausfrau eben. Ich wünschte nur, dass sie mir vor dem Spülen noch ein kaltes Bier bringen würde. Ich hatte Pech.
„Gehst du heute Abend noch wohin?“, fragte sie laut.
„Mal sehen“, sagte ich gedehnt.
„Fahren kannst du eh nicht mehr, Pat. Du hast schon Bier getrunken.“ Ich hasste es, wenn mich die Leute mit meinem Namen anredeten, und ich hasste es noch mehr, wenn sie mich an ‚schon Bier’ erinnerten. Dann überlegte ich, wann ich denn Bier getrunken hatte. Ich konnte mich nur an Kaffee erinnern.
„Sie haben die Sache mit den Promille abgeschafft“, rief ich. „Du darfst jetzt fahren, wann du willst. Du darfst nur niemanden überrollen, das ist immer noch verboten.“
„Du spinnst“, erwiderte sie. Leider, dachte ich, außerdem hatte ich kein Auto, nur noch die Kreidler.
Zwanzig Minuten hatte ich Zeit zum Nachdenken. Solange spülte sie. Das Telefon blieb die ganze Zeit stumm. Als Molli mit Bauer auf dem Arm schließlich herüber kam, hatte ich eine Notlösung parat.
„He, hast du Bauer mitgewaschen? Der sieht ja aus wie neu, kaum wiederzuerkennen.“
Sie lachte, ließ das Tier fallen und zauberte zwei Bier hervor. Eins warf sie mir zu. Sie saß auf dem Sofa, ich saß in meinem Sessel, und wir tranken mehr oder weniger stumm. Je mehr ich trank, desto weniger durfte ich noch mit der Kreidler irgendwohin fahren, logisch. Molli war nicht dumm, sie war ein patentes Mädchen.
15 Uhr
Wir saßen eine Zeit herum und redeten über nichts besonderes, über ihre Hose und Bauer und dann nochmal über ihre Hose, und ich wartete die ganze Zeit auf einen Anruf von Josefine, und ich kam mir verdammt noch mal beschissen vor, weil ich es ihr nicht sagte.
„Der Abfall quillt über“, meinte Molli dann.
„Äh, ja, stimmt genau. Jetzt, wo du es erwähnst.“
„Wann bringst du ihn runter?“
„Ziemlich bald, schätze ich.“
„Ok, ich bringe ihn runter.“ Sie erhob sich, packte den Mülleimer und verließ die Wohnung. Mein Gewissen wurde noch schlechter. Ich führte rasch zwei Telefongespräche: „He, Josefine-Schatz, Grüße, wie geht’s? Hör, ich bin total in Eile, kann jetzt nicht so reden, bist du am Apparat?“ Ich hatte früher schon mal ihre Mutter dran gehabt.
„Patrick. Schon wieder du. Wieder etwas Wichtiges, das du mir mitteilen musst?“, fragte sie. Wunderbarer Klang in meinen Ohren.
„Ich warte die ganze Zeit auf deinen Anruf. Wusstest du nicht, dass ich heute Geburtstag habe? Ich hatte zumindest gedacht, dass du mich anrufst.“
„Du hast heute Geburtstag? Na dann: Herzlichen Glückwunsch. Wie alt wirst du denn?“
„Achtzehn.“
„Pat wird achtzehn“, sagte sie sarkastisch.
„Wir machen eine tolle Fete hier bei mir, das hatte ich dir doch erzählt, hatte ich doch, oder?“
„Das Wichtige, was ich unbedingt wissen musste.“
„Klar habe ich es dir erzählt, ist auch egal, am besten kommst du so gegen neun oder zehn oder elf, ok? Und bring auf keinen Fall ein Geschenk mit. Ich habe doch schon alles.“
„Mmmmmhmm......“, sagte sie. Was für eine überwältigende Antwort. Ein Mmmmmhmm von ihr ist bezaubernder als ein 'Ich bringe deinen Abfall runter' von jeder anderen Frau.
„Gut“, kürzte ich den Entscheidungsprozess ab. „Ich freue mich drauf, wirklich. Entschuldige, dass ich so hektisch bin, habe aber wirklich kaum Zeit zum Essen. So eine Achtzehn-Party ist der völlige Stress. Ciao.“
„Pat, mach dir keine Hoffnungen.“
Klack.
Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und wählte gleichzeitig Richards Nummer. Während es tutete, stellte ich mich ans Fenster, den Apparat in der Hand. Unten sah ich Molli den zweiten Müllsack aus meinem Mülleimer zerren. Mit einem zweiten Müllsack unter dem ersten Müllsack hatte sie wohl nicht gerechnet. War ein alter Trick von mir.
„Ja Richard pass auf, Pat hier. Heut Abend muss hier was steigen, was Großes. Ja, genau. Lade alle Leute ein, die du kennst, und dazu die, die du nicht kennst, los schwing dich, es müssen mindestens vierzig Mann sein, verstehst du?“
„Bist du völlig blöd?“, fragte er lahm.
„Ja klar, Mann, Fete, Mann, Fete! Das ist das Zauberwort heute Abend. Hast du kapiert? Molli ist hier, sie klebt hier, und ich brauche eine Fete heute Abend, Mann, um Josefine ungezwungen sehen zu können, los schwing dich, es müssen mindestens vierzig Mann da sein, verstehst du? Das strategische Moment. Ich kann dieses ‚Ich bringe deinen
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