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18

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Titel: 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Luengen
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See und die Hütte. Ich torkelte hinein ins Trockene, zog die nassen Kleider aus, zündete das vorbereitete Holz an und kroch in den feuchten Schlafsack.

Ich bleibe achtzehn
Patrick erzählt:
Es ist 11 Uhr morgens
    „Hör mir mal einen Moment zu“, sagte ich zu Bauer. Bauer hieß eigentlich Lieselotte, doch irgendwann stellte irgendjemand fest, dass Lieselotte eindeutig ein Mann war, und seitdem hieß er Bauer. Ich saß in einem Sessel und er lag auf dem Sofa. Bauer blinzelte, sah, dass es nichts zu fressen gab und machte es sich wieder gemütlich.
    „He, Bauer, weißt du, dass es eine Verbindung zwischen meinen Autos und meinen Freundinnen gibt? Ich wette, es wird dich interessieren. Ich habe die letzte Viertelstunde intensiv darüber nachgedacht. Es ist eine richtige Philosophie, weißt du. Ich bin darauf gekommen, weil ich im Moment gar kein Auto habe und heute Abend, fürchte ich, habe ich auch keine Freundin mehr, darauf wette ich auch, falls das jemanden interessiert. Es gibt eine Schicksalsnacht heute. Nachher wird nichts mehr so sein wie vorher, hörst du?“
    Er hörte mir mit geschlossenen Augen aufmerksam zu. Als ich aufhörte zu reden, öffnete er sein linkes Augenlid. Immer noch keine Änderung der Nahrungssituation.
    „Mit siebzehneinhalb kaufte ich mir diesen schicken Capri mit Doppelrohrauspuff und Lederlenkrad. Mann, weißt du, ich habe ein halbes Jahr jeden Tag vor der Garage verbracht und habe geputzt. Oder einfach nur drin gesessen und Radio gehört. Einmal ist mir die Büchse Bier umgefallen, und der Geruch ist nie mehr rausgegangen. Damals war ich mit Sabine zusammen. Manchmal saß sie mit im Wagen und wir freuten uns auf die Zeit, wenn ich meinen Führerschein kriegen würde. Dann hatte ich ihn und wir fuhren den ganzen Abend an den Cafés auf der Promenade vorbei und raus zum Biergarten und wieder zurück zu den Cafés. Am nächsten Morgen fuhr ich tanken und bin fast tot umgefallen, wie viel der Wagen verbraucht hat. Sabine ist auch fast tot umgefallen, als sie sah, dass ich nicht mal Geld für Benzin hatte. Ich weiß absolut nicht mehr, wer schneller weg war, der Wagen oder Sabine. Auf jeden Fall waren beide innerhalb einer Woche weg.“
    Bauer schaute mich träge an. Wahrscheinlich interessierten ihn die alten Erinnerungen doch nicht so.
    „Und dann kaufte ich mir auf der Versteigerung diesen alten Polizeiwagen, diesen Passat, und ich lernte Karin kennen. Sie schämte sich immer wegen des alten Polizeiwagens, doch es war praktisch, weil im Straßenverkehr alle sehr viel Rücksicht nahmen. Dann hat Karin den Wagen mit dem Pinsel neu gestrichen. Sie war ziemlich talentiert, fand ich. Erst alles in türkis und anschließend mit Fingerfarbe in bunt. Jetzt schämte ich mich, mit dem Wagen zu fahren. Außerdem schrieb sie dort, wo früher Polizei gestanden hatte, 'Bullen' hin und nach dem ersten heißen Tag blätterte das Türkis ab und dieses 'Bullen' blieb stehen und ich bekam ein Knöllchen und ziemlich Ärger. Sie hat sich nicht an dem Knöllchen beteiligt. Das bedeutete wohl das Aus. Für Karin und den Passat.
    Und dann haben sie mir meinen VW-Bus geklaut. Weißt du, Bauer, über den Verlust bin ich weg. Auch dass ich mir kein neues Auto leisten kann, ist im Moment egal. Doch das heißt auch, dass Molli uns verlassen wird. Doch das ist auch bereits vergessen. Was das Schlimmste ist: Ich glaube, Josefine hat kein Auto. Das macht mir echt Sorgen. Ach, Josefine.“
    Ich grübelte einen Moment über die Konstellation nach, trank meinen Kaffee aus und hielt die leere Tasse weiter in der Hand. Ich wollte sie nicht einfach auf den Boden stellen, die Wohnung sah sowieso schon beschissen genug aus. Ich zwang mich aufzustehen und schlurfte in die Küche. Ich stellte die Tasse auf den Kühlschrank. Ich philosophierte einen Moment darüber nach, ob die Wohnung mehr davon hatte, dass ich die Tasse auf den Kühlschrank statt auf den Boden gestellt hatte und ging zurück zum Sessel. Ich hielt es nie lange in der Küche aus. Es war sehr deprimierend dort. Wir waren keine Freunde, meine Küche und ich. Bauer fraß sogar in der Küche. Es machte ihm nichts aus. Ich sang ein irisches Volkslied und sagte dann zu Bauer: „He, Bauer. Meinst du, sie ruft an?“
    Bauer hob den Kopf, warf mir einen hungrigen Blick zu und versank neuerlich in Lethargie. Die ganze Wohnung wirkte deprimierend. In ihr sah es aus wie nach einer Sportveranstaltung, die zwangsgeräumt worden war.
    „Nein, Bauer, die Wohnung ist

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