18
in den Händen. Oskar wohnte über mir. „Danke“, sagte Richard zu Oskar. „Diese verdammten Scheiß-Altbauten. Zehn Scheiß-Meter hoch pro Scheiß-Etage. Oskar war so nett und hat mir mit einem Glücks-Kasten geholfen“, fügte er erklärend hinzu. Oskar nickte mir zu und ich lud ihn gleich für den Glücks-Abend ein. Im Namen von Richard, wie ich schnell noch murmelnd hinzufügte.
„Ihr helft mir jetzt mal alle“, sagte Richard in den Raum und drehte sich bereits wieder um.
Ich kraulte Bauer und konnte unmöglich aufstehen.
„Jochen, könntest du?“, fragte ich.
„Na klar“, antwortete der. So vertrackt fand ich meine Lage dann doch noch nicht, dass ich jetzt mit Richard Bierkästen schleppen musste, um ihm ungestört seine Verantwortung für die Einladung von Josefine auseinander zu setzen. Und Jochen würde die Arbeit helfen, seine nichtvorhandenen Pickel auszuschwitzen.
Die beiden zogen ab. „Woher kennt Richard denn Jochens Schwester?“
„Jochens Schwester?“
„Na diese Josefine!“
„Keine Ahnung. Aus dem Fisch vielleicht.“ Ich überlegte fieberhaft, ob Josefine jemals im Fisch gewesen war. „Oder von einer Party, oder so“, fügte ich weiter verharmlosend hinzu.
„Und wieso macht er hier eine Party, wo du mir doch gesagt hast, ich könnte hier mit Jochen den Abend verbringen?“
„Ihr könnt doch hier den Abend verbringen. Nur nicht ganz alleine.“
„Sehr witzige Späße machst du heute.“
„Was hattest du denn vor mit dem knackigen Jochen?“
„Du weißt genau, wie meine Eltern sind.“
„Hotel Edelweiß“, sagte ich.
„Café Edelweiß“, verbesserte sie mich.
„Noch“, sagte ich. „Wir sollten umrüsten. Diversifizieren. Eine Marktnische. Sich treffen, ohne ‚Tatort’ zu sehen.“
Richard und Jochen kamen wieder die Treppe hochgekeucht. Jochen brach unter seinen zwei Kästen fast zusammen. Als er diese mitten im Raum fallen ließ, sprang Bauer von meinem Schoß und verkrümelte sich unter einem Schrank.
„Meine Güte, wie viele Personen hast du denn eingeladen?“, fragte Molli.
„An die vierzig. Hat Pat doch gesagt.“
„Ich habe ihm gesagt, er soll nicht mehr als vierzig einladen“, bestätigte ich nickend.
„Vierzig?“, fragte Molli.
„Hat er gesagt“, wiederholte Richard. Ich erhob mich, klopfte Jochen auf die Schulter und drängte ihn in meinen Sessel. Dann packte ich Molli und drängte sie auf seine Sessellehne. Mehr konnte ich nicht tun.
„Wir gehen dann mal nach unten, den Rest fürs Edelweiß holen“, sagte ich und ging hinter Richard durch den Flur nach draußen.
Auf dem Weg nach unten klärte ich Richard über die leichten Verwicklungen auf. Er war nicht begeistert.
„Gibt das Scheiß-Ärger?“, fragte er und klopfte mit einer Faust in die offene Handfläche.
„Was denn für Ärger?“
„Bei dir gibt immer Alles Scheiß-Ärger, Mann.“
„Ich wüsste nicht, wie Molli mir noch Ärger machen könnte. Wir sind doch quitt. Und Josefine... Wenn sie erst mal hier ist und mich sieht, dann kann es ihr doch schnuppe sein, ob ihr Bruder auch da ist. Wo soll da Ärger herkommen?“
Wir standen vor seinem Auto. Er hatte noch einige Dinge darin untergebracht.
„Was hat das denn alles gekostet?“, fragte ich.
„Vierhundert“, sagte er.
„Hä?“
„Mann! Vierzig Personen. Weißt du eigentlich, wie viele das sind?“
„Für das Geld hätte ich Josefine ins Ritz nach Paris einladen können. Jetzt wo Molli sowieso Bescheid weiß, ist das gar keine schlechte Idee.“
„Willst du mich vereiern? Wir ziehen jetzt diese Glücks-Party durch. Ich rufe den ganzen Scheiß-Nachmittag Leute an und kaufe ein, und du schlürfst kühles Glücks-Bier mit deiner Ex und ihrem Neuen. Wir tragen jetzt diese Klamotten hoch und wir werden ordentlich Glücks-Spaß haben, Mann!“
Er packte zwei Kartons und ich tat es ihm gleich. Wir trugen sie die Stufen hoch und stellten sie im Hausflur vor meiner Wohnung ab, um die beiden drinnen nicht zu stören. Wir mussten noch zweimal gehen, dann war es vollbracht. Richard rauchte im Hausflur, dann klopfte ich geräuschvoll an meine Wohnungstür und trat ein. Jochen und Molli waren nirgends zu sehen. Wir trugen die Kisten in die Küche, stellten alles irgendwo hin. Aus dem Schlafzimmer hörten wir leise Stimmen. Richard und ich schauten uns an. Ich machte Musik an.
Wir zogen uns in die Sessel zurück, öffneten Glücks-Biere und warteten darauf, dass aus dem Nachbarzimmer mal was anderes als dieses
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