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18

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Titel: 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Luengen
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Glücks-Abend verbracht, und wenn was Scheiß-Schlimmes passiert, bin ich der Erste, der dazwischen geht, verstehen Sie, was ich meine?“ Doch außer ihm verstand niemand, was er meinte. Langsam wurden die Unterhaltungen lauter. Die Kampfsportler wurden körperlich noch aktiver. Jeder suchte Bier und Schnittchen.
    „Könnte ich dann die Jacken weghängen?“, fragte ich Mollis Eltern, die sich prompt aus ihren Klamotten schälten. Ergänzend fügte ich hinzu: „Allerdings wie immer: Für Garderobe keine Haftung.“ Ich trug die Sachen nach draußen. Richard folgte mir. Zunächst dachte ich, er wollte sich in die Manteltasche von Mollis Vater übergeben, doch dann wankte er an mir vorbei ins Klo. Ich lauschte einen Moment, doch er musste sich noch nicht übergeben. Er strullerte ziemlich lange und er zog sich erst beim Rausgehen die Hose hoch.
    „Ach, Scheiße-Scheiße“, sagte er. „Bei dir gibt immer alles Ärger, Pat.“ Er eierte zu seinem Sessel zurück. Ich schloss mich ins Klo ein und erneuerte sorgfältig das Gedicht von Richard Brautigan von dem Furz um zwei Uhr morgens, der nach Avocado und Fisch riecht.
    Dann ging ich zurück in die Küche. „Wenn Sie mal auf Toilette müssen, die ist dort vorne“, sagte ich zu Mollis Mutter. Molli warf mir bitterböse Blicke zu. „Halts Maul“, sagte sie. Ihre Eltern sahen sie schockiert an und brüteten an meinem Esszimmertisch. “Pinkelt doch, wohin ihr wollt“, sagte ich und ließ mich neben Richards Sessel auf den Boden plumpsen.
    „Wie viele kommen noch?“, fragte ich ihn leise.
    „Glücks-Tausende“, antwortete er und ich glaubte ihm.

19 Uhr
    Einige Minuten später stand ich in der Küche. Ein Mädchen erschien neben mir. Sie sah völlig zerstreut und hilfsbedürftig aus. Sofort machte sich meine gute Erziehung bemerkbar.
    „Wie gehts denn so?“, fragte ich.
    „Weißt du, wo Richard ist?“, erwiderte sie.
    „Die Wahrheit ist, dass ich der Gastgeber bin. Nicht Richard. Er hat nur telefoniert.“
    „Er ist mein Bruder“, sagte sie. Sie schaute mich nicht mal richtig an.
    Ich deutete auf Richards Hinterkopf, der sich gerade noch über den Sesselrand erhob. Sie ging zu ihm hinüber und ich folgte ihr und als Richard sie entdeckte, sagte er mürrisch zu mir: „Du wolltest doch, dass ich tausend zusammenbringe. Sie trinkt auch nicht viel.“
    „Du hast mir nie erzählt, dass du eine so hübsche Schwester hast“, sagte ich, und dann zu der hübschen Schwester: „Was möchtest du trinken?“
    „Ich bin mir gar nicht sicher, danke schön“, antwortete sie und ging mit ihrem leicht torkeligen Gang weiter zum Buffet.
    „Wir hätten was Ordentliches einkaufen sollen“, sagte ich. „Nicht bloß so einen Supermarkt-Mayonnaisen-Haufen.“
    „Willst du Scheiß-Ärger?“, fragte Richard.
    Seine Schwester durchquerte den Raum. Wieder dieser torkelige Gang! „Ich erwähne meine Schwester auch nie“, bemerkte ich zu Richard, aber er hörte mir gar nicht zu. Ich machte einige Schritte rückwärts und stieß mit Molli zusammen. Sie hielt sich immer noch bei ihren Eltern auf, und alle drei starrten mich an, als ich mich zu ihnen umdrehte.
    „Es sieht nur so aus, als ob Richard betrunken wäre. Er hat zwar diesen torkeligen Gang, wenn er zur Toilette muss“, erzählte ich den Dreien leutselig. „Aber schauen Sie sich doch bitte mal die Schwester an: Die ganze Familie hat diesen Gang. Hundert Prozent Vererbung.“
    „Sehr charmant“, sagte Molli und wandte sich wieder ab.
    „Haben Sie noch ein Bier?“, fragte der Vater.
    Mittlerweile war die Wohnung recht voll. Die meisten Leute kannte ich nur flüchtig oder gar nicht. Weiß der Teufel, wen Richard alles eingeladen hatte. Wenn er die Leute überhaupt eingeladen hatte und nicht unten an der Haustür jemand stand, der fünf Piepen einkassierte und die Leute zur Party hoch schickte.
    Ich entfernte mich von Mollis Sippe. Ich steuerte durch den Flur. Jeder der beiden Ärmel des Trenchcoats von Mollis Vater wies einen sauberen Knoten auf. Ich stellte mich in die Warteschlange vor meiner Toilette, als meine Schwester erschien. Sie hatte ihre Clique dabei. Meine Schwester hatte ich schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen.
    „Hallo Ann. Hallo Clique“, begrüßte ich sie und ihre Clique. „Hier ist einiges los. Kinder, ihr müsst euch heute Abend völlig selbständig in der Menge bewegen. Es wird keine Hinweise oder Anleitung geben, nur Erwachsene außer euch im Raum. Und ich ahne, dass in dieser Wohnung

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