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Titel: 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Luengen
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heute Abend noch kosmische Dinge passieren werden. Und ihr alle ...“ Ich machte eine ausholende Handbewegung. „Ihr könnt morgen sagen, dass ihr Zeugen gewesen seid. Passt gut auf euch auf.“ Diese Leute, die meine Schwester kannte, waren alle noch so jung.
    „Tagchen Semme“, sagte ich zum Freund meiner Schwester. Er hing an ihrem Arm. Die Clique schob sich an mir vorbei.
    „Lass das, Pat! Er heißt nicht Semme. Er heißt Timothy“, erwiderte meine Schwester pikiert.
    „Ach so. Ich dachte du wärst Semme.“ Ich zog sie ganz gerne damit auf, auch wenn es etwas grausam gegenüber Timothy war.
    „Nein, das ist nicht Semme“, sagte sie. Timothy versuchte krampfhaft, mich nicht zu beachten.
    „Keine Krawatte heute? Hat der Türsteher dich reingelassen?“
    Die Clique meiner Schwester verteilte sich in meiner Wohnung, steckte die Hände in die Hosentaschen und watschelte umher auf der Suche nach Bier. „Auf dem Balkon“, schrie ich ihnen nach. „Wo denn sonst?“
    Timothy folgte ihnen. Er trug tatsächlich ein Sakko. Das erste Sakko überhaupt in meiner Wohnung. Meine Schwester stand noch neben mir. „Richard hat euch eingeladen“, stellte ich fest. „Er hat wirklich ganze Arbeit geleistet.“
    „Er war völlig konfus. Beendete Sätze nicht. Er addierte Besucherzahlen. Was passiert denn heute Abend? Du machst immer so seltsame Andeutungen.“ Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare und hielt den Kopf schief. Viele Menschen würden meine Schwester als hübsch bezeichnen, doch für mich war sie einfach nur eine Schwester, welche die falschen Prioritäten im Leben setzte.
    „Es wird phantastisch werden. Kosmisch. Ich glaube nicht, dass selbst ich so etwas bereits mal erlebt habe.“
    „Du spinnst.“
    „Werde bitte nicht philosophisch. Nicht um diese Zeit. Wo ist Semme denn hin?“
    „Timothy. Er heißt Timothy. Das weißt du ganz genau. Du bist doch derjenige, der jede Woche eine neue Liebschaft hat. Und sie werden immer jünger. Warum hältst du mir vor, wenn ich einmal einen neuen Freund habe? Warum ärgerst du ihn denn immer? Hat Semme dich wieder mal indoktriniert?“
    „Indoktriniert. Nein, Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen. Willst du die letzten Neuigkeiten über ihn erfahren?“
    „Aber mach es bitte kurz“, erwiderte sie scheinbar desinteressiert. Damit konnte man sie immer noch locken.
    „Also“, ich holte tief Luft. „Das letzte Mal traf ich ihn vor ungefähr drei Wochen, als er gerade mit Alessandra und ihren Schwestern ... wo war ich stehen geblieben? Also sie besuchten Alessandras Eltern hier im Haus. Die Eltern gehen nun doch nicht nach Italien. Sie haben sich irgendwie anders entschieden. Aber ihre Pizzeria in der Leiendeckerstraße wird trotzdem abgerissen. Da bauen sie jetzt dieses riesige Parkhaus hin. Die Eltern von Alessandra haben es eigentlich ganz gut überstanden. Morgens fahren sie meist mit ihrem Ford zu Semmes Haus, seine Eltern sind ja irgendwo im Süden. Ich glaube sogar, sie sind jetzt in Italien. Semmes Eltern sind zur Probe in Italien. Die italienischen Eltern von Alessandra sind nicht in Italien. Semme und Alessandra und die Eltern und die Schwestern tüfteln an so etwas wie einem Partyservice. Mit allem Drum und Dran. Scheint auch nicht schlecht zu laufen, der Laden. Semme hat letztens einen neuen LTD Station gekauft. Der schiere Wahnsinn der Wagen, und irgendwie passt das aber zu ihm, denn die Schwestern von Alessandra wohnen auch in dem Haus oben in der Siedlung, und ich habe ihn gefragt, wie es denn so sei, mit den vielen hübschen Mädels in der Bude, und er fand es ganz unkompliziert. Er benutzte das Wort Ehre. Italienischer als die Italiener. Er meint, alle wären anfangs total glücklich über die vielen Zimmer gewesen, doch mittlerweile hocken sie doch immer in einem Zimmer und erzählen den ganzen Abend, wie zu der Zeit, als sie hier im Haus gewohnt haben. Er verzieht sich dann mit dem Vater von Alessandra nach draußen auf die Bank vor dem Haus und sie genehmigen sich einen Grappa. Die Nachbarn würden ein bisschen dumm gucken, meint er. Keiner sonst trinkt Grappa dort draußen.“
    „Ein Partyservice. Das passt in etwa ins Bild. Er wird niemals studieren.“
    „Grappa passt viel besser, finde ich. Er braucht nie mehr Bier trinken. Und er kann Essen bei sich selbst bestellen. Nie mehr Kochen. Die Küche kann zugemauert werden, sobald der Kühlschrank ins Wohnzimmer geschafft wurde.“
    „Habt ihr heute Abend etwa bei seinem

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