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180 - Die Enkel der Astronauten

180 - Die Enkel der Astronauten

Titel: 180 - Die Enkel der Astronauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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ich werde ein gutes Wort bei der Großen Marsha für dich einlegen, damit sie dich als Hausdiener in ihr Schloss holt!«
    Sweet Charley zog die Schultern hoch, senkte den Blick und schwieg.
    Plötzlich öffnete sich die Eingangstür zum Haus. Zwei Männer traten heraus – jung, athletisch gebaut, rot gefärbte, kahl geschorene Schädel und nackt bis auf eine Art Lederbeutel, der ihre Geschlechtsteile umhüllte und mit einem Lederband um ihre schmalen Hüften befestigt war. »Die Große Marsha ist wach. Sie will den gefangenen Kerl sehen.«
    »Wieso ›gefangen‹?« Drax stemmte die Fäuste in die Hüften. »Eins muss klar sein: Ich bin als freier Mann mit euch gekommen, ich gehe als freier Mann zu eurer Chefin hinein oder gar nicht. Kapiert?«
    »Kapiert«, sagte eines der Weiber. Sweet Charley rammte ihm von hinten seinen Speerschaft in die Kniekehlen und warf sich gegen seinen Rücken. Matthew stolperte in einen Fausthieb. Jemand schlug ihm einen Schwertknauf in den Nacken. Er spürte nicht mehr, wie er am Boden aufschlug.
    Als er zu sich kam, war er an Händen und Füßen gefesselt. Seine Nase blutete und sein Nacken schmerzte.
    Die Warwymen schleppten ihn ins Haus. Die nackten Diener trugen seinen Rucksack und seine Gurttasche samt dem keulenartigen Stab darin hinter ihnen her…
    ***
    Alice Springs, Australien, März 2002
    Das gleichmäßige Schaukeln des Busses machte Joan schläfrig. Auf einer Landstraße fuhren sie in Richtung Norden, zum Forschungszentrum Strehlow. Dort würden sie endlich erfahren, was es mit Red Toad auf sich hatte.
    Sie waren nun schon eine Woche in Alice Springs. Mrs. Porter, eine Art Reisebegleiterin, hatte ihnen sämtliche Sehenswürdigkeiten der Stadt gezeigt. Bei ihren Rundflügen über den Uluru-Nationalpark sahen sie den riesigen Monolithen und Kata Tjuta, die Überreste eines Jahrtausende alten Gebirges. Sie erfuhren eine Menge über die Kultur der Anangu, wie die Aborigines seit einigen Jahren auch vom Rest der Welt wieder genannt wurden. Aber nichts über Red Toad.
    »Lassen Sie sich überraschen und genießen Sie Australien!«, flötete Mrs. Porter jedes Mal, sobald sie darauf angesprochen wurde.
    Es war warm im Bus. Die Klimaanlage funktionierte nicht. Die Geheimnistuerei ihrer Reisebegleiterin machte Joan nervös. Und nicht nur sie: Seit ihrer Ankunft war Joan von einer tiefen Unruhe erfüllt. Außerdem versagte in diesem Land ihre Hellsichtigkeit. Es schien, als ob die rote Kröte sie nun wirklich verschlungen hätte. Sie schaute zum Fenster hinaus. Im gleißendem Sonnenlicht flirrten roter Sand und Gestrüpp an ihr vorbei.
    Von den anderen Teilnehmern wusste Joan nur, dass die meisten aus wissenschaftlichen Berufen kamen und offenbar ein Faible für Australien hatten. Aber was sie mit Red Toad verband, blieb verborgen. Selbst Carlos Ortiz schwieg sich aus. Inga und Joan hatten sich mit dem spanischen Ingenieur aus Madrid angefreundet.
    Plötzlich machte der Bus eine Vollbremsung. Joan stieß mit der Stirn an den Vordersitz. Der Busfahrer öffnete fluchend die Türen und sprang nach draußen. Joan und einige andere liefen nach vorne und blickten durch die Frontscheibe hinaus.
    Mitten auf der Straße standen Anangu. Bis auf Lendenschurz und Röcke waren sie nackt. Haut und Haare waren mit getrockneter grauer Erde bedeckt. Der Busfahrer hüpfte brüllend vor ihnen auf und ab. Doch das schien sie nicht zu beeindrucken. Ihre dunklen Augen starrten unentwegt durch die Windschutzscheibe ins Innere des Busses. Sie wirkten wie Statuen aus grauem Stein.
    Joan beobachtete neugierig eine alte Eingeborene, deren Bauch fast die Stoßstange des Busses berührte. Zwischen ihren hängenden Brüsten war ein Spinnennetz tätowiert.
    Ein einzelner Schneidezahn ragte durch ihre geschlossenen Lippen. Unter ihren buschigen Brauen blitzten Joan wachsame Augen entgegen.
    Die Alte trat einen Schritt zurück und bewegte die Lippen. Dabei zeigte sie mit einer armlangen Wurzel in das Fahrzeug. Der Fahrer kam kopfschüttelnd zurück.
    »Sie wollen die Seherin sprechen!«
    Die Passagiere schauten erst ihn, dann einander fragend an. Nur Joan starrte gebannt aus dem Fenster. In ihrem Kopf vibrierte ein dunkles Summen. Wie von Geisterhand geführt, stieg sie aus dem Wagen und ging zu der alten Frau. Die Anangu bildeten einen Kreis um die beiden. Es roch nach Erde. Rote Sandschwaden tanzten vor Joans Augen.
    Jemand sprach mit ihr. »Wir begrüßen dich, Schwester. Der Ahne schickt uns mit einem Geschenk.

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