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180 - Die Enkel der Astronauten

180 - Die Enkel der Astronauten

Titel: 180 - Die Enkel der Astronauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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Ahms den Schweiß von der Stirn. »Echtheit und Alter der Tschurungas und Zeichnungen sind bewiesen. In den letzten Jahrtausenden existierte in dieser Region keine technisch fortgeschrittene Kultur, die etwas von den Dingen, die Sie auf den Zeichnungen erkennen können, hervorgebracht hat. Auch lässt nichts darauf schließen, dass eine Brandkatastrophe dieses Land je verwüstet hat.«
    Dr. Ahms schaltete den Projektor aus. Die Jalousien fuhren summend nach oben. »Als uns Dr. Swaff über das Anliegen der Anangu informierte, sahen wir unsere Erkenntnisse unter einem völlig neuen Gesichtspunkt.«
    Er räusperte sich. »Wir werden gemeinsam mit ihnen diese unterirdische Stadt bauen! Sie soll ›Red Toad‹ heißen.«
    Es herrschte Totenstille im Saal. Vor dem Fenster hörte Carlos einen Kakadu krächzen.
    »Und wir hoffen, dass Sie uns dabei unterstützen werden!« Dr. Swaff lachte nervös.
    Ein Raunen ging durch den Raum. Stimmen wurden laut. Von einer interessanten Idee bis hin zu religiösem Fanatismus war die Rede. Hinter Carlos rief eine schrille Frauenstimme: »Wie kommen Sie ausgerechnet auf uns?«
    »Wir erhielten ihre Namen von den Anangu!« Dr. Swaff zeigte auf die Stammesführer. Carlos war überrascht, als ausgerechnet der Jüngste von ihnen vortrat.
    »Mein Name ist Adam van Larven. Mein wahrer Name lautet ›Auge des Ahnen‹. Ich bin ein Schamane vom Volk des Uluru.«
    Die Menschen im Saal waren verstummt. Mit eingezogenen Köpfen lauschten sie Adams Worten. Die Stimme des jungen Mannes erinnerte Carlos an das Rauschen des Meeres.
    »Vor Jahrtausenden wurde der Ahne von unseren Ahnen geschickt, um unsere Völker zu schützen«, fuhr Adam van Larven fort. »Die Wächter des Uluru ließen uns wissen, dass nun die Zeit gekommen ist, sich mit den Weißen zu verbünden. Die Schamanen der Anangu senden seit Jahren mentale Rufe in die Welt, um Auserwählte zu sammeln, die das kommende Große Feuer in der unterirdischen Stadt überleben sollen!«
    Adams Stimme dröhnte von den Wänden. »Sie erreichten euch in euren Träumen! Jetzt ist es an euch, diesem Ruf zu folgen!«
    Wie Regentropfen breitete sich die Stimme in Carlos’
    Kopf aus. Die Augen des jungen Schamanen wanderten durch den Raum und verharrten bei ihm. Carlos spürte, wie sich ein unwiderstehliches Verlangen in ihm ausbreitete. Komme was da wolle! Ich will diese Stadt bauen!
    ***
    Blackwood River, November 2522
    Sie hatte schokobraune Haut, flammend rot gefärbtes Haar mit blauen Strähnen, und sie war dick; richtig dick.
    Matt Drax schätzte ihr Gewicht auf mindestens hundertzwanzig Kilo und ihr Alter auf Ende fünfzig.
    Zwei ihrer adonishaften Nackedeis wedelten ihr mit aus Grashalmen geflochtenen Fächern Luft zu. Ein dritter beschnitt ihr die Fußnägel.
    Zuerst starrte sie Matthew minutenlang an und sprach kein Wort. Matt, den sie an Händen und Füßen gefesselt ein paar Schritte vor ihrem Liegepolster gegen einen Steinhocker gelehnt hatten, hielt ihrem Blick stand.
    Danach untersuchte sie die Habseligkeiten, die ihre Kämpfer dem Fremden abgenommen hatten. Sorgfältig prüfte sie den Inhalt des Rucksacks und danach den der Gurttasche. Sie klappte die Klinge und ein paar Instrumente des Kombiwerkzeugs aus und schaffte es schon nach wenigen Versuchen, dem Feuerzeug eine Flamme zu entlocken. Beides gefiel ihr, und Drax entnahm ihrer zufriedenen Miene, dass sie beschlossen hatte, beides fortan als ihr Eigentum zu betrachten.
    Die Frau steckte das Taschenmesser, das Feuerzeug und das Verbandsmaterial zurück in Drax’ Gurttasche.
    Den Speicherkristall drehte sie zwischen den Fingern und begutachtete ihn halb gleichgültig, halb geringschätzig. »Was ist das? Schmuck?«
    »Ja. Ein Andenken an einen alten Freund.« Den Kristall mit Aikos Bewusstsein in diesen gleichgültigen, groben Händen zu sehen, erfüllte Drax innerlich mit einem Zittern. Er ließ sich nichts anmerken.
    »Ein Glücksbringer?« Ihre Stimme war tief und rau.
    »Nein. Meinen Glücksbringer trage ich nicht in einer Tasche, sondern dicht am Körper.«
    Überrascht blickte sie auf. »Wo?«
    Der Mann aus der Vergangenheit hob die gefesselten Hände und klopfte sich an die Stirn. »Dahinter.«
    Die Große Marsha taxierte ihn von oben bis unten. Eine Mischung aus Neugier und Verachtung lag im Blick ihrer grünen Augen. »Was für ein nichts sagender, hässlicher Schmuck.« Sie schnitt eine unwillige Miene, steckte den Kristall zurück in die Gurttasche, verschloss sie und warf sie

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