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1801 - Die Herreach

Titel: 1801 - Die Herreach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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GLÜHEN. DAS LABYRINTH IST VERNICHTET DIE EBENE EXISTIERT NICHT MEHR.
    Presto Go zitterte plötzlich an allen Gliedern.
    Als sie den Blick zum Himmel emporrichtete, da wurde endgültig klar, daß eine Art Weltuntergang bevorstand. Die Wirbel waren zum Stillstand gekommen. Das Zwielicht, das die ganze Welt erfüllte, machte einem unirdischen Leuchten Platz. Wenn sie nicht den Verstand verlieren wollte, dann mußte sie die Augen schließen. Aber es ging nicht, die oberste Künderin des Kummerog starrte immer nur weiter nach oben, in einer zwanghaften Handlung zwischen Wahnsinn und Furcht.
    Presto Go konnte nicht wissen, daß in diesem Augenblick der erste ‘Tag seit 250 Millionen Jahren anbrach.
     
    *
     
    Über dem Platz kehrte Stille ein. Scharf begrenzte Schatten gehörten zu jeder Gestalt; etwas, das man nur im Umkreis heller Feuer kannte. Der Schatten des Tempels war der größte, er reichte von den Sandsteinmauern bis zum Rand der gepflasterten Zone.
    Strahlend hell. Brennen überall. Die ungewohnte Farbigkeit stand für Endzeit und für Tod.
    Presto Go spürte jeden einzelnen Strahl auf ihrer transparenten Haut. Hoch am Himmel stand eine gelbe leuchtende Scheibe; sie war so hell, daß man sie nicht direkt ansehen konnte, und wer es doch tat, der erblindete für Minuten.
    Herreach brachen zu Dutzenden in die Knie. Sie versuchten,-mit Gewandfetzen die Gesichter zu bedecken. Viele hatten den Verstand verloren. Mit leeren Mienen, mit schlaffen Nas-Organen irrten sie über den Platz. Aufgerissene Augen überall, Hunderte würden das Augenlicht dauerhaft verlieren .
    „. in ferner Zukunft werden sich die Tore öffnen, und der Gott Kummerog wird durch die Pforte zu den Herreach kommen. Dann wird der Himmel sich öffnen, und eine strahlend helle Hälfte und eine dunkle werden zum Vorschein kommen ...
    Presto Go dachte an die alte Prophezeiung. Hätte man die Worte nur interpretiert ... Hätte man nur zugehört! Dann wäre die Katastrophe nicht passiert, dann wären sie vorbereitet gewesen. Der sprechende Berg hatte sein Volk gewarnt, aber es hatte sich als dumm erwiesen.
    Presto Go setzte sich in Bewegung, in aufkommender Panik, gemeinsam mit allen anderen. Sekunden später wurde aus Rückzug eine Massenflucht.
    Wer gehofft hatte, es wäre nur am Tempel gefährlich, der sah sich getäuscht. Die gesamte Stadt lag im strahlenden Schein.
    Hinterher wußte sie nicht mehr, wie sie es gemacht hatte, aber sie erreichte unbeschadet das Bethaus. Im Dunkel der Gewölbe gelangte sie zu Atem, auch wenn es eine lange Zeit dauerte. Durch die Wandscharten konnte man nach draußen sehen.
    Presto Go erkannte auf den Straßen, in den Gassen, auf den Plätzen nicht einen einzigen Herreach. Nur in den Ecken lagen reglose Körper. Es handelte sich um Leichen. In der Stadt mußte Panik ausgebrochen sein.
    Kurzhorn-Vieh irrte vorbei, es waren sechs weibliche Tiere. Sie stießen gegen Mauern, taumelten, schleppten sich weiter - blind und dem Tod nahe. Ohne Unterstand waren sie der Gewalt des Himmels schutzlos ausgesetzt.
    „Was nun?"
    Presto Go reagierte nicht.
    „Was nun, oberste Künderin?"
    Jetzt erst drehte sie sich um. Die Mahner hatten sich vollzählig versammelt. Drei von ihnen wiesen Kratzspuren auf, einer hatte sich das Nas-Organ gequetscht und blutete.
    Presto Go brauchte alle Kraft, um sich zum Reden zu zwingen. Nun, da ein bißchen Ruhe einkehrte, kam das alte Denkvermögen zurück. Eine Ewigkeit hatten sie versäumt, die richtigen Vorkehrungen zu treffen.
    Aber nun waren sie gewarnt. Sie hatte die Absicht, keinen weiteren Fehler zu begehen.
    „Kummerog hat sich gemeldet", sagte sie laut. „Wir wissen nicht, was geschehen ist, aber vielleicht ist der Riese Schimbaa dieses Mal durchgedrungen."
    Erstaunlich, wie sie die Worte zum Klingen brachte; die anderen klebten an ihrem Mund, tranken jede Silbe, als hätten sie niemals vorher Hoch-Herrod vernommen.
    „Jedenfalls sprach die Prophezeiung von einer strahlend hellen und von einer dunklen Himmelshälfte.
    Die strahlend helle Hälfte sehen wir soeben. Sie stellt für uns eine Bedrohung dar. Kummerog hat uns warnen wollen, aber wir haben nicht gehört. Nun kommt es darauf an, daß wir zumindest den zweiten Teil der Warnung begreifen."
    „Was sollen wir tun, Künderin?"
    Die Mahner boten ein klägliches Bild. Presto Go betrachtete sie mit einem Gefühl von Verachtung. Daß sie in der Rangfolge über ihnen stand, war mehr als berechtigt.
    „Wir müssen unbedingt handlungsfähig

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