1801 - Die Herreach
Tausend unerklärliche Erscheinungen wurden gemeldet. Herreach-Forscher kamen zu Dutzenden um, wenn sie in leuchtenden Vorhängen verbrannten, wenn sie von unsichtbaren Händen angehoben und gleich darauf zerschmettert wurden.
Hieß es nicht in der Szonkar-Doktrin, jenseits der Himmelswirbel existierten fremde Welten und fremde Wesen? Genauso war’s, wenn man den Mut hatte, ins Labyrinth vorzudringen.
Die Herreach beschäftigten sich nicht gern mit Rätseln. Keiner verstand es, keiner konnte es brauchen; also hätte man den Felsen einfach wieder zugeschüttet, hätte nicht der oberste Künder mit einer Botschaft eingegriffen.
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In dieser Zeit durchzogen erste Eisenbahngleise die Steppe. Die großen Städte erhielten zum ersten Mal direkte Verbindung. Der Aufwand, der dahintersteckte, konnte nur ungeheuerlich genannt werden, man zahlte einen hohen Preis.
Was anfangs niemand verstand: Eine der Anschlußstellen wurde ausgerechnet in die Ebene von Norrfa gelegt, in die tiefste Steppenprovinz. Aus dem Bethaus von Moond hieß es, man erhoffe sich vom Labyrinth einen entscheidenden Anstoß, der den Tempel öffnen half. Schluchten und Grate mußten in großer Menge überwunden werden, und keine Strecke vorher hatte eine solche Zahl an Opfern gekostet.
Mit dem ersten Zug nach Norrfa traf eine Delegation aus der Hauptstadt ein. In den Waggons befanden sich nicht allein Arbeiter und Werkzeug - sondern der oberste Künder des Kummerog, begleitet von hundert Clerea und dreien seiner Mahner.
Er war der erste der Künder, der das Labyrinth persönlich inspizierte. Tausend Kilometer kosteten nicht mehr hundert Schlafperioden in einer Viehkarre, im Gegenteil, man schaffte es in einem Fünftel der Zeit.
Die Grabungsleiterin führte der Delegation einige Dutzend Kavernen vor. Im Jargon der Forscher hieß die wichtigste davon „Spielzeugkammer des A-Jin-Di."
Der Eingang wurde von derselben Geist-Erscheinung bewacht, die schon oben jeden Besucher schreckte. Hatte man das Innere aber betreten, lohnte ein außergewöhnlicher Anblick. In einer Halle von zwanzig oder dreißig Metern Höhe glitzerte ein wunderbares Lichterspiel. Viele tausend, vielleicht gar zehntausend glimmernde Punkte bewegten sich auf langsamen Bahnen durch die Luft. Sie hatten alle Farben, die es gab, und sie glühten wie elektrische Funken, nur daß sie nicht verblaßten.
Wie so etwas möglich war? Die Leiterin vermochte es nicht zu sagen, und der oberste Künder mit seinem Troß konnte nur in staunender Machtlosigkeit - das Lichterspiel bewundern. Die Spielzeugkammer des A-Jin-Di umfing den Betrachter mit einem seltsamen Zauber. Woher diese Helligkeit? Obwohl doch kein einziger elektrischer Draht zu den Lichtern führte?
Dem obersten Künder fiel auf, daß manche Lichter von kleinen Punkten umkreist wurden. Bis zu zwanzig MiniaturPunkte konnten es sein, ohne sichtbare Ordnung und ohne erkennbaren Sinn.
Wenn man den Sinn nicht erkannte, so hieß das jedoch nicht, daß es keinen Sinn gab. Niemand wußte das besser als der Künder. Eine Theorie besagte, die Spielzeugkammer habe mit der Szonkar-Doktrin zu tun.
Demnach stellte das Lichterspiel ein Modell fremder Welten dar. Eine andere Theorie sprach von manifestierten Gedanken Kummerogs, die ein Wächter namens A-Jin-Di für kommende Herreach-Generationen bereithielt.
Beides hatte einiges für sich. Aber eine Entscheidung vermochte auch der oberste Künder nicht zu treffen. Bis auf weiteres wurde die Grabung in der Norrfa-Ebene nach bewährtem Muster fortgeführt. Jeder Fortschritt kostete Zeit; manchmal auch das Leben eines Forschers, den die Geduld verlassen hatte.
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In der Entwicklung der Herreach nahm die Eisenbahn eine zentrale Rolle ein. Reisen per Schienenstrang, das schien eine geniale Erfindung zu sein. Es gab jedoch viele Schwierigkeiten zu bewältigen.
Zum ersten fehlte es an geeigneten Rohstofflagern. In den Bergwerken wurde nur wenig verarbeitungsfähiges Erz gefördert. Und wenn es zur Verfügung stand, dann mußte es so schnell wie möglich gefiltert und geschmiedet werden. Zweitens verfeuerten die Dampfmaschinen der ersten Generation eine ungeheure Menge Braad-Ziegel. Diesen Verbrauch zu senken, das gelang erst sehr viel später. Erst der gestiegene Wirkungsgrad ermöglichte einen massenhaften Einsatz.
Das Schienennetz wuchs nicht sehr schnell, aber kontinuierlich. Meist verstrichen einige Generationen, bis ein neuer Abschnitt fertiggestellt war. Im Zentrum des Netzes lag
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