1801 - Die Herreach
bemerkenswert hohen Grad organisiert war.
Mit der schwarzen Hand, die ganz am Anfang gestanden hatte, ließ sich dieses Leben nicht mehr vergleichen. Lediglich bestimmte Molekülgruppen stimmten noch überein. Das Wesen mußte ebenfalls auf der Basis von Sauerstoff existiert haben. Vor 120 Millionen Jahren relativer Zeit. Außerhalb des Planeten Trokan entsprach dies etwa dreißig Jahren. Es war theoretisch denkbar, daß das Wesen noch immer lebte.
Hätte es in die Ebene sehen können, es hätte mit großem Interesse den herangeschwemmten, lediglich fünf Millimeter langen Wurm betrachtet.
Der Wurm starb, weil er in der Ebene keine geeigneten Lebensbedingungen vorfand. Jene Sorte Algenbewuchs, von der er sich ernährter war an diesen Ort noch lange nicht vorgedrungen. Dazu brauchte es viele tausend weitere Jahre. Eine Pflanzensorte verdrängte die andere; die höhere Entwicklungsstufe fraß die niedrigere auf.
Das neue Leben stellte eine Verbindung aus Pflanze und Tier dar. Keines der Elemente vermochte ohne das andere zu existieren.
Die Wurmgeschöpfe verließen das Wasser und veränderten sich. Lungenatmer, in drei Millionen Jahren. Draußen im Gestein trafen sie auf Pflanzen, die sich ebenfalls dem Leben ohne freies Wasser angepaßt hatten. Die ersten Flechtenwälder wuchsen und vergingen, schufen eine dünne Humusschicht.
Gliederwesen, bewegen sich auf Beinen über Land. Kriechen nicht mehr, sondern hüpfen, spurten, tänzeln.
150 Millionen Jahre nachdem die schwarze Hand zu Boden gefallen war, hatte sich Trokan in eine lebendige Welt verwandelt.
Da die Bedingungen überall dieselben waren, da es weder Tag noch Nacht, keine trennenden Ozeane, nicht einmal Jahreszeiten gab, breitete sich eine umfassende Steppe aus. Bestimmte Tierarten, die eine Dominanz erlangt hatten, gaben ihre Stellung über Jahrmillionen nicht mehr her. Es waren überall dieselben Spezies. Geringe Vielfalt erfüllte eine Landschaft, die für das Überleben wenig anbot.
So dauerte es 200 Millionen Jahre und mehr, bis das Leben den Sprung zum nächsthöheren Niveau tat.
Die am weitesten entwickelte Spezies teilte sich in zwei Unterarten. Beide unterlagen wiederum vielfältigen Mutationen, bis sie außer genetischen Eckpunkten kaum noch etwas gemein hatten.
Die einen ernährten sich vorwiegend von pflanzlicher Kost, gelegentlich auch von Aas.
Die anderen entwickelten sich zu Jägern. Trokan hatte seine ersten Raubtiere hervorgebracht. Alles, was größer als einige Zentimeter war, wurde nun durch die Steppe gehetzt und zur Strecke gebracht.
An diesem Punkt hätte die Evolution womöglich kippen können. Es gab bei weitem zuwenig Vielfalt auf dem Planeten. Der Verlust nur einer einzigen Spezies hätte sich als Katastrophe ausgewirkt, hätte die Evolution um Ewigkeiten zurückgeworfen.
Aber Raubtiere und Pflanzenesser fanden in der Steppe zum Gleichgewicht.
240 Millionen Jahre nach dem ersten Auftauchen des Bohrkopfes stellten sie das am weitesten entwickelte Leben dar.
Und nochmals fünf Millionen Jahre später erklang der erste artikulierte Laut in der Ebene. Es war eine Warnung, sie bestand aus einer kurzen, nicht sonderlich komplexen Folge von Konsonanten und Vokalen.
Der Bohrkopf registrierte, daß Trokan programmgemäß seine erste Intelligenz hervorgebracht hatte. Ein Lautrezeptor nahm das Geräusch auf und versuchte, es zu analysieren. Noch war es nicht genug; für ein Gespräch lagen zu wenige verschiedene Laute vor. Aber bald, so wußte das Programm im Inneren, würde es soweit sein.
2.
DER SPRECHENDE BERG
Wann ist es soweit? fragt Kummerogs Programm.
Das läßt sich noch nicht absehen, antwortet die Maschine.
Existiert eine Hochrechnung? will Kummerogs Programm wissen.
Die Maschine antwortet: Nein, keine Hochrechnung. Durch die Beteiligung biologischer Komponenten verbietet sich eine Rechnung von allein.
Je geringer die Zahl der Jahrmillionen, so drängt das Programm, desto besser für Kummerog.
Die Maschine sagt: Ich werde es berücksichtigen.
*
„Warte!"
„Was?"
„Warte einfach!"
Der Tonfall, in dem seine Gefährtin sprach, warnte Edegon.
Sie waren lange Zeit mit der Schar gezogen, von Norden nach Süden am Gebirge entlang, auf die tiefgelegenen Steppen zu.
Die Richtung hatte ihren guten Grund. Um diese Zeit wanderten die Fresser ebenfalls nach Süden, und es hatte sich als gute Methode erwiesen, stets dem Zug der Fresser zu folgen. In der Nähe einer Fresserherde war die Aussicht,
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