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1801 - Die Herreach

Titel: 1801 - Die Herreach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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am Leben zu bleiben und sich mehrmals zu paaren, sehr viel höher als allein.
    Und nun hatten sie die Schar verlassen. Edegon begriff im selben Augenblick, daß darin ein riesengroßer Fehler lag. Seine Gefährtin hatte diese wunderbaren Geschichten gehört, von einem Zufluchtsort abseits der Herden, der trotzdem sicher war. Irgendwo hier, ganz in der Nähe, am Ende der Steppe.
    „Edegon! Still!"
    Er bewegte sich nicht mehr.
    Hlalada hatte das sehr viel feinere Gehör. Wenn sie eine Warnung aussprach, dann tat man gut daran, augenblicklich zu gehorchen. Hlalada hatte mit ihrem Gehör öfter schon sein Leben gerettet.
    Dafür besaß Edegon die sehr viel größere Körperkraft; er war gut darin, Wurzeln oder Knollen auszugraben. Wenn er sich anstrengte, vermochte er ganze Büsche auszureißen. Manchmal hatte man Glück, und drunter verbarg sich genügend Nahrung, daß es von einer Schlafperiode zur nächsten reichte.
    Hlalada deutete zur linken Seite.
    Im sachten Wind bewegten sich die Gräser. Eine Abweichung gab es nirgends, aber das mußte nichts heißen, weil hungrige Gnostes ein ungeheures Geschick besaßen.
    „Wie viele?" murmelte er.
    Sie antwortete leise: „Fünf oder sechs."
    „Nahe?"
    „Einen Steinwurf."
    Edegon begriff, daß sie so gut wie tot waren. Es sei denn, die Gnostes näherten sich so, daß der Wind die Kherrah-Witterung von ihnen wegblies. Die beiden duckten sich, so tief es ging, und erstarrten zu pulsierenden Buckeln über dem Sand.
    Die Gnostes mußten schon sehr genau hinsehen. Es sei denn, sie wittern uns.
    Dann ... Dann... - Gar nichts mehr.
    Und da kamen sie schon.
    Die Gnostes waren doppelt so groß wie Kherrah, jeder mindestens vier Meter, und ihre schwarzen Körper bestanden aus der härtesten Muskulatur, die es gab. Die Säulenbeine erlaubten Sprünge bis zu acht Metern, mit ihren Klauen konnten sie Steine brechen.
    Es waren tatsächlich sechs. Die spitzen Köpfe der Gnostes endeten in einem mörderischen Gebiß, das einen Kherrah oder einen Fresser binnen Sekunden zermalmen konnte.
    Früher oder später, so wußte Edegon, würde ihm das ebenfalls passieren. Irgendwann ging es jedem so.
    Er wäre nie auf den Gedanken gekommen, anders zu sterben. Der Zufluchtsort am Fluß, von dem sie gehört hatten, diente auch nicht dazu, dem Tod zu entgehen. Sie wollten lediglich ihr Leben verlängern. Das Dasein auskosten, die Paarungszeit erleichtern.
    Einer der Gnostes blieb plötzlich stehen. Und da hielten sie alle an!
    „Ruhig, Edegon ...!"
    Er wäre beinahe aufgesprungen. Daß er es nicht tat, lag hauptsächlich an Hlalada; sie berührte seine Flanke und streichelte sacht.
    Der Augenblick des Schreckens verging sehr, sehr langsam. Wenn er hochkam, dann waren sie Gnostesfutter.
    In quälendem Rhythmus pendelte der Kopf des Schwarzen hin und her. Wahrscheinlich .der Anführer; die dunklen Augen musterten mal diesen, mal jenen Ausschnitt der Steppe. Edegon wagte kaum zu atmen. Und dann weckte etwas anderes die Aufmerksamkeit der Räuber. Die Schwarzen zogen rasch zur anderen Seite hinüber und gerieten außer Sicht.
    „Jetzt!" sagte Hlalada tonlos. „Flucht!"
    Edegon stellte keine Fragen. Sie sprinteten los, so schnell es das Gelände zuließ.
    Einer der sechs hatte die zwei Versprengten gespürt. Nicht so präzise, nicht den genauen Ort, aber die Räuber wußten bestimmt, daß sich Wild in der Nähe befand. Die Gnostes würden wiederkommen. Witterung trug über weite Strecken, sie verteilte sich mit den Winden und stieg manchmal an den seltsamsten Stellen hoch.
    Es kam darauf an, soviel Entfernung wie möglich zwischen sie zu bringen. Edegon und Hlalada rannten minutenlang im Stelzschritt der Steppenleute, mit schaukelnden Körpern und mit pfeifendem Atmungsorgan.
    Seine Gefährtin blieb als erste stehen. „Warte, Edegon!" keuchte sie. „Wir müssen jetzt entscheiden, wo es hingeht."
    Grundsätzlich hatten sie die Wahl. Sie konnten entweder versuchen, den Rückweg zu den Herden zu schaffen; oder sie konnten den eingeschlagenen Weg weitergehen. Zum Zufluchtsort am Ende der Steppe. Die Entscheidung fiel am Ende leicht, denn im Westen, wo die Herden zogen, tauchten schon wieder Gnostes auf.
    Es mußte sich um eine zweite Gruppe handeln, die mit der ersten nichts zu tun hatte.
    Der Rückweg war abgeschnitten.
    Edegon und Hlalada verfolgten nach einem Schwenk die eingeschlagene Richtung weiter.
    Zwischendurch schliefen sie, immer wenn sie müde waren, und gingen den Gnostes nach Möglichkeit

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