Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1801 - Die Herreach

Titel: 1801 - Die Herreach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
aus dem Weg.
    Bald tauchte am Horizont ein seltsamer Berg auf. Er war mindestens einen Kilometer hoch und stand allein im Flachland. Eine Form wie diese hatten sie weder im Zwielicht der Steppe noch im fernen Gebirge je gesehen. Der Berg war an den Rändern so steil, daß man ihn niemals würde besteigen können.
    Als Zufluchtsort vor den Gnostes taugte er nicht viel.
    „Trotzdem, Edegon", sprach seine Gefährtin, „das muß es sein. Die Zuflucht, von der ich habe reden hören. Die Farbe des Berges ist wie heller Sand, so, wie’s geheißen hat. Wir müssen nur noch den kleinen Fluß finden. Dann sind wir am Ziel."
    Sie marschierten mehrere Stunden, und der Berg wuchs zu beeindruckender Größe auf. Edegon und Hlalada legten mehrere Zwischenstopps ein, um hastig zu essen. Dafür schoben sie die dringend benötigte Schlafperiode hinaus, solange es möglich war.
    Als sie nur noch eine Stunde zu gehen hatten, da passierte die Katastrophe doch noch.
    Edegon bemerkte es durch einen Zufall. Er drehte sich um, weil er meinte, etwas gerochen zu haben.
    Weit hinter ihnen, in den hohen Gräsern - eine schnelle Bewegung. Etwas duckte sich. Wenn er das Ducken auf solche Entfernung erkennen konnte, dann mußte es sich um große Körper handeln.
    Es waren Gnostes. Die Räuber hatten sie erspäht. Um diese Zeit kam der Wind von vorn, so daß ihre Witterung den Schwarzen direkt zugetrieben wurde.
    Im selben Moment sprangen die Gnostes auf. Man konnte es nur schemenhaft erkennen.
    Die beiden Kherrah fingen zu rennen an. Weit und breit existierte keine Deckung, kein Platz, sich zu verstecken.
    Sie besaßen einen großen Vorsprung. Fragte sich nur, wie lange sie ihn halten konnten. Edegon und Hlalada holten das Letzte aus ihren Körpern heraus. Ihre Lungen bekamen immer zuwenig Luft. Gnostes hatten sehr viel größere Brustkörbe und stärkere Muskeln - die zahnbewehrten Kiefer und den großen Hunger außerdem.
    Wenn er zur Seite schaute, immer nur für die Hälfte einer Sekunde, dann sah Edegon die pulsierenden Organe im Körper seiner Partnerin.
    Es geht zu Ende.
    Der Berg rückte näher. Wenn sie großes Glück hatten - aber auch nur dann! -, konnten sie ihn gerade noch erreichen.
    Und?
    Edegon erkannte mit großem Schrecken, daß der Berg wirklich keine Möglichkeit zum Klettern bot, daß es wohl nicht einmal Höhlen gab. Dorngestrüpp, sonst im Gebirge üblich, existierte keines. Auf dem ganzen Berg wuchs nicht ein einziges Büschel Gras. Es sah aus, als werde die Oberfläche von unsichtbaren Fressern regelmäßig abgeweidet.
    „Edegon!" schrie Hlalada. „Sie sind da!"
    Er drehte sich im Laufen um, und da spürte er schon den Atem der Gnostes. Die schwarzen Räuber stanken ekelerregend. Sie gaben pfeifende Geräusche von sich, die den Kherrah zusätzlich Angst einjagten.
    „Hlalada!"
    Das eigene Gebrüll verlieh ihm zusätzliche Kräfte.
    Edegon erkannte zwischen zwei Sprüngen, daß weiter vorne der Grasboden unterbrochen war; und dazwischen schimmerte es in einem silbrigen unbestimmten Ton.
    Sie hatten unglaubliches Glück.
    „Die paar Meter noch, Hlalada!"
    Hinter ihnen pfiffen die Gnostes. Man wußte, daß die Gnostes sprechen konnten, daß sie dieselben Worte wie die Kherrah verwendeten. Aber sie taten es nie, wenn das Wild sich in der Nähe befand. Dann schwiegen sie, pfiffen höchstens, waren nur auf Töten aus.
    Edegon und Hlalada passierten die letzten Buckel im Gelände. Mit einem weiten-Satz warfen sie sich ins Wasser, das die Ebene in zwei Hälften schnitt.
    In der Welt gab es wenige Flüsse. Dieser hier besaß eine Breite von vierzig Metern. Seine Strömung führte direkt auf den Berg zu. Zehn Meter hinter ihnen platschten die Körper der Gnostes ins Wasser. Die Räuber konnten nicht sehr gut schwimmen; das gab den Kherrah Gelegenheit, ihren Vorsprung auszudehnen.
    Sie erreichten das Ufer als erste. Mit zitternden Gliedern rappelten sie sich auf. Zum Ausruhen blieb keine Zeit, weil sie den Atem der Gnostes schon wieder spürten. Während sich die schwarzen Leiber der Verfolger aus dem Wasser zogen, hatten die Kherrah den halben Weg zum Berg bereits zurückgelegt.
    Glieder schmerzen, Atem geht nicht mehr. Ende. Aus.
    Sie wurden immer langsamer. Es hatte keinen Sinn. Edegon begriff, daß sie sich völlig umsonst mühten, daß es wohl einfacher war, stehenzubleiben und die Räuber zu erwarten. Doch die Vorstellung, zermalmt und gefressen zu werden, erfüllte ihn mit so viel Schrecken, daß er ganz von allein

Weitere Kostenlose Bücher