1807 - Larissas Blut-Party
zu lesen.
Harry stieg aus. Er hatte vor dem Eingang geparkt und gesehen, dass dieser Bereich hell ausgeleuchtet wurde. Hier konnte sich niemand verstecken. Das Haus war nicht hoch und hatte eine graue Fassade.
Über ebenfalls graue und sehr flache Stufen schritt Harry Stahl auf die Tür zu, die auch grau angestrichen war. Dieses Haus sollte alles verströmen, nur nichts Positives.
Harry Stahl hielt auch nach John Sinclair Ausschau oder danach, ob er Spuren hinterlassen hatte. Da war nichts zu sehen.
Nur nicht täuschen lassen!, hämmerte er sich ein und brauchte die Klingel nicht zu suchen, die hatte er bereits gefunden. Nach dem Läuten wartete er ab.
Es kam tatsächlich jemand, um zu öffnen, und es war sogar der Chef persönlich.
»Oh, Herr Schwarz, Sie habe ich gesucht.«
»Wieso? Ich …«
»Darf ich reinkommen?« Harry fackelte nicht lange. Er schob den Mann zur Seite und blieb im Eingangsbereich stehen.
»Sie wissen noch, wer ich bin?«
Schwarz schloss die Tür. »Ja, ich habe es nicht vergessen. Sie sind Polizist.«
»Genau.«
»Wunderbar.«
»Weshalb sind Sie hergekommen?«
»Ich habe nur ein paar Fragen.«
»Bitte.«
»Als wir uns im Wald begegnet waren, da bin ich nicht allein gewesen. Bei mir war noch ein Engländer. Ein Freund aus London.«
»Daran erinnere ich mich.«
»Wie schön. Und jetzt möchte ich von Ihnen gern wissen, wo er sich befindet.«
»Was bitte?
»Haben Sie mich nicht verstanden?« Harry lächelte. Seiner Ansicht nach spielte ihm der Mann etwas vor.
»Doch, schon. Ich weiß nur nicht, wieso Sie gerade mich das fragen.«
»Was ist denn daran so schwer zu verstehen?«
»Weil ich mit Ihrem englischen Freund nichts zu tun habe. Ich weiß nicht, wo er sich aufhält.«
Harry schwieg. Er glaubte Schwarz nicht, der so gekleidet war, wie er hieß.
»Aber er war hier!«
»Daran würde ich mich erinnern. Kann ich aber nicht. Ich habe ihn hier nicht gesehen. Tut mir leid für Sie. Da müssen Sie schon an einer anderen Stelle suchen.«
Harry Stahl sagte nichts. Als er sich umschaute, bewegte er kaum den Kopf, dafür aber die Augen. Er stand in einem Verkaufsraum und konnte sich die ausgestellten Stücke anschauen, die zum Teil frei oder auch hinter Glas standen. Von John sah und hörte er nichts. Einen Durchsuchungsbefehl besaß er leider nicht, und freiwillig würde ihn der Mann nicht durch sein Haus führen.
Der Bestatter schaute Harry von der Seite her an. Er versuchte, ein freundliches Gesicht zu machen, das aber kam bei Harry Stahl nicht an. Für ihn war das kein freundliches Gesicht, sondern die blanke Fratze des Hohns oder der Lüge.
»Da kann ich Ihnen leider nicht helfen«, sagte Erwin Schwarz und schaute auf seine Uhr.
»Keine Sorge, Meister, ich werde verschwinden. Aber eines will ich Ihnen noch sagen.«
»Bitte.«
»Glauben Sie nur nicht, dass Sie mich überzeugt haben.«
»Das bleibt Ihnen überlassen.«
Harry wusste, wann es Zeit war, zu gehen. Er fühlte sich von Schwarz auf den Arm genommen. Aber alles konnte sich schnell ändern, und darauf hoffte Harry, der zur Tür ging, sie öffnete und ins Freie trat. Dort musste er zunächst mal tief durchatmen. Er wollte die Erinnerung an die Luft loswerden, die hinter der Tür geherrscht hatte.
Harry wusste nicht, ob man ihn vom Haus her beobachtete, deshalb tat er alles, um zunächst nicht aufzufallen. Er stieg wieder in seinen Opel, startete ihn und fuhr weiter die Straße hinab. Er kam an verschieden großen Häusern entlang, die allesamt aussahen, als hätten die Menschen, die darin wohnten, etwas mehr als nur Kleingeld zur Verfügung. Er fand ein Haus mit breiter Garagenauffahrt, die zudem noch von einer Lampe erhellt wurde, und wendete dort seinen Opel.
Dann rollte er wieder zurück.
Allerdings ohne Licht. Er hatte sich schon zuvor die Stelle ausgesehen, an der er parken würde. Nicht zu nah am Haus und auch nicht zu weit entfernt.
Harry konnte das Haus sehen, nachdem sich seine Augen an die dunkle Umgebung gewöhnt hatten. Wenn etwas passierte, würde er es auch bei diesen Lichtverhältnissen erkennen können. Und er war sicher, dass etwas passierte. Er wartete auf John Sinclair. Aber was war, wenn er nicht kam? Das war die Frage, und die türmte sich wie ein Berg vor ihm auf.
Was war, wenn er nicht kam?
Da musste Harry sich etwas einfallen lassen. Er gab sich eine gewisse Zeit. Wenn in ihr nichts passierte, würde er schellen und sich den Bestatter vorknöpfen …
***
Oh, das war nicht
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