1807 - Larissas Blut-Party
Nur wird dein ewiges Leben als Vampir enden. Als einer, der immer auf der Suche nach Blut ist. Und wenn es mir in den Kopf kommt, dann lasse ich dich pfählen. Du glaubst gar nicht, wie Peter sich darauf freut, dir den Pflock oder etwas anderes in die Brust zu rammen.«
»Ja, das denke ich auch.«
Er breitete kurz die Arme aus. »Du kannst also deine Zukunft vor dir sehen.«
»Ich freue mich schon.«
Der Bestatter reckte sein Kinn vor und lachte nur. Seine Haut sah bei diesem Licht teigig aus oder fast wie Hammelfett. Rosig und feucht schimmerten die Lippen. Dieser Mann war ein Typ zum Abgewöhnen. Sogar seine Hände sahen weich aus, und fast hätte man ihn für einen Ghoul halten können.
»Wir werden in den Wald fahren.«
»Oh, ich dachte, es gäbe eine Party.«
»Die findet im Wald statt.«
»Noch schöner.«
Der Bestatter sagte nichts mehr. Dafür gab es den beiden Glatzköpfen einen Wink mit dem Kopf.
Die wussten Bescheid. Sie schnappten sich den Sargdeckel und hoben ihn an. Wenig später schwebte er über dem offenen Unterteil, das zu meiner Liege geworden war.
Peter bückte sich. »Ich verspreche dir einen tollen Tod«, flüsterte er. »Ich kann das …«
»Warten wir mal ab.«
Die beiden schwiegen. Sie gaben sich gegenseitig durch Kopfbewegungen Zeichen, dann legten sie den Deckel auf das Unterteil.
Ich wehrte mich nicht. Ich holte nicht mal tief Luft. Ich ließ alles über mich ergehen. Das war alles, was ich tun konnte. Meine Zeit würde noch kommen, das stand für mich fest.
Erneut drang kein Licht in den Sarg.
Ich war gespannt, wie lange sie mich noch auf die Folter spannten.
Zunächst aber wurde der Sarg angehoben und weggetragen. Das sah ich als Beginn der Reise ins Ungewisse an …
***
Harry Stahl traute dem Bestatter Schwarz nicht. Er gehörte zu den Typen, die nach außen hin freundlich taten, ihre wahren Absichten aber verbargen. Jedenfalls hatte er sich einen Eindruck von dieser Gestalt verschafft, und er ging davon aus, dass Schwarz ihn zum zweiten Mal nicht empfangen würde.
Aufgeben wollte Harry Stahl dennoch nicht. Er hatte seinen Insignia dort abstellen können, von wo er aus einen guten Blick auf das Haus hatte, sein Auto aber nicht unbedingt gesehen wurde.
Harry war kein Hellseher. Er konnte sich allerdings gut vorstellen, dass in dieser Nacht noch etwas passierte. Vampire waren Geschöpfe der Nacht. Wenn dieser Schwarz etwas mit Vampiren zu tun hatte, dann stand Harry sicherlich noch einiges bevor.
Das alles waren Dinge, die ihn nicht besonders tief berührten. Da gab es ein anderes Problem, und das hatte einen Namen.
John Sinclair!
Harry machte sich Sorgen um ihn. Mit John Sinclair über das Handy Verbindung aufzunehmen, das hatte er sich bisher nicht getraut. Aber er wollte sich trotzdem irgendwann melden, auch wenn er hier im Wagen saß.
Es war die perfekte Einsamkeit, die Harry hier erlebte. Bisher war ihm weder ein Autofahrer noch ein Fußgänger entgegen gekommen. Es blieb so ruhig wie zu Beginn.
Bis auf eine Ausnahme.
Harry schaute nach vorn. Zum Haus des Bestatters hin. Auf dem Gehsteig bewegte sich tatsächlich eine Gestalt. Sie ging schnell und überquerte die Straße. So befand sie sich jetzt auf der Seite, an der Harry parkte.
Sie ging weiter. Drei Schritte später erkannte der BKA-Mann, dass es sich bei ihr um eine Frau handelte. Ob sie aus dem Haus des Bestatters gekommen war, das hatte er nicht sehen können. Harry ging mal davon aus. Er sah, dass die Frau schnell näher kam. Sie schaute sich auch während des Gehens öfter um, als hätte sie Angst davor, verfolgt zu werden.
Für Harry Stahl war die Person auf jeden Fall interessant. Er wollte nur noch einen bestimmten Zeitpunkt abwarten und dann eingreifen. Wenn die Frau auf gleicher Höhe mit dem Wagen war, wollte er die Tür öffnen.
So kam es auch.
Die Wagentür schwang der Frau entgegen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie wich ihr aus und stoppte zugleich ihre Schritte.
Harry sprach sie sofort an. »Steigen Sie ein, bitte.«
»Sind Sie verrückt?«
»Nein, aber von der Polizei.« Er zeigte ihr einen Ausweis und hatte sie jetzt erkannt, weil sie sich etwas gebückt hatte. Sie arbeitete als Zimmermädchen im Hotel, in dem John und er abgestiegen waren, und hatte sich heimlich mit John verabredet.
»Bitte, steigen Sie ein.«
»Warum sollte ich das?«
»Weil es sicherer für uns ist.«
Sie überlegte.
»Ja, glauben Sie mir. Wir müssen gemeinsam überlegen, wie es weitergehen kann.
Weitere Kostenlose Bücher