1807 - Larissas Blut-Party
ziemlich perplex. Denn mit einer derartigen Erscheinung hätte ich niemals gerechnet. Ich hatte mich eigentlich auf eine alte Vampirin eingestellt. Mumienähnlich, die nach Blut lechzte, um wieder jünger zu werden.
Nein, das war ganz und gar nicht der Fall. Diese Blutsaugerin hätte in jedem Film als Star mitspielen können, wenn es nur um das Aussehen ging. Selbst in diesem leicht verfremdenden Licht sah man ihr ihre Klasse an, da konnte die Haut einen noch so unnatürlich bleichen Schimmer haben.
Dunkle, lange und auch wirre Haare umwuchsen den Kopf. Ihre Stirn war recht breit, während die Augen etwas schmaler waren als gewöhnlich. Wäre sie ein normaler Mensch gewesen, sie hätte bei diesem Wetter erfrieren müssen, weil ihre Kleidung viel zu dünn war.
So etwas wie luftige Unterwäsche umschmeichelte ihren Körper. Ein Body aus schwarzer Spitze und leicht wie eine Feder umschlang den Körper von den offen liegenden Brüsten bis hin zu den Oberschenkeln. Ein schwarzes Nichts, das auch die langen Beine zeigte.
Verrückt. Eine Scharfmacherin, die Männer ebenso in die Falle locken konnte wie die Cavallo.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Die Überraschung hatte mich stumm gemacht.
Das merkten auch die Zwillinge. Beide lachten sie leise, bis einer fragte: »Na, hast du damit gerechnet?«
»Ich bin überrascht.«
»Ein heißes Weib, wie?«
»Kann man so sagen.«
»Und sie ist scharf auf Kerle wie dich.«
»Meinst du?«
»Ja, wenn ich es dir doch sage. Sie ist geil. Sie will dich haben, und sie soll dich bekommen.«
»Danke, ihr seid zu großzügig. Aber mit gefesselten Händen kann ich sie nicht mal umarmen.«
»Oh – das ist aber schade, wenn du das so siehst. Was meinst du, was du für einen Spaß haben kannst, wenn deine Hände gefesselt sind, das glaubst du gar nicht. Du wirst jubeln, dich freuen, einen riesigen Spaß haben, das kann ich dir schwören.«
»Was ich nicht glaube.«
»Das ist mir egal, denn du wirst genau das tun, was wir wollen, und wir wollen, dass deine Hände gefesselt bleiben. Ich habe mir sagen lassen, dass man auch als Opfer das Saugen eines Vampirs genießen kann. Man schwebt ganz langsam hinein in den anderen Zustand. Muss echt geil sein.«
»Dann könnt ihr es ja mal versuchen.«
»Nach dir.«
Ich wusste nach dieser Antwort, dass wir uns nicht mehr viel zu sagen hatten und dass es gleich zur Sache gehen würde, deshalb machte ich mich darauf gefasst, einen Stoß in den Rücken zu bekommen, der mich auf die primitive Hütte zu trieb.
In der Tat reagierten sie so. Ich spürte die Hand im Rücken, die mich nach vorn stieß. Da ich mich darauf eingestellt hatte, gelang es mir, auf den Beinen zu bleiben. Ich stolperte nicht über die eigenen Füße.
Larissa wartete auf mich.
Ich ließ sie nicht aus den Augen und konzentrierte mich besonders auf ihr Gesicht. Das blieb im Prinzip unbewegt, aber ich sah schon, dass sie ihren Mund bewegte und so etwas wie Kaubewegungen ausführte. Was das sollte, wusste ich nicht, wahrscheinlich eine Gymnastik für die Lippen.
Als Blutsaugerin besaß sie ihr markantes Zeichen. Es waren die beiden spitzen Vampirzähne, die aus dem Oberkiefer hervor nach unten wuchsen.
Noch sah ich sie nicht. Aber ich zweifelte nicht daran, dass es sie gab. Zu gegebener Zeit würde sie sie mir schon zeigen, da musste ich mir keine großen Gedanken machen.
Ich ging mit kleinen Schritten, weil ich die Begegnung so lange wie möglich hinauszögern wollte. Auch arbeitete ich daran, meine Fesseln zu lösen. Ich konnte sie etwas lockern, aber nicht lösen und musste mich weiter damit abfinden, gefesselt zu sein.
Larissa erwartete ihren Party-Gast. Wieder umleckte sie ihre Lippen. Sie ließ dabei den Mund offen, und so schimmerten zum ersten Mal die beiden spitzen Blutzähne, die ihr Zeichen waren.
Jetzt wusste ich es.
Diese Larissa war eine Vampirin, und dass ich auf sie zu lief, war für sie perfekt. Da konnte sie jubeln und sich freuen. Das frische Blut war auf dem Weg zu ihr.
Erst jetzt sah ich, dass sie etwas in ihrer linken Hand hielt. Es war ein mit einer dunklen Flüssigkeit gefülltes Gefäß, bei dem ich davon ausging, dass es sich um Blut handelte.
Sie hob es an und setzte den Rand an ihre Lippen. Dann ein kurzer Ruck, und die Flüssigkeit schwappte und rann in ihren Mund. Ich konnte sogar sehen, wie es sich nur langsam bewegte. Wasser war das auf keinen Fall und auch kein Wein. Man konnte von einer sirupartigen Flüssigkeit sprechen, und
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