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181 - Die Hölleneiche

181 - Die Hölleneiche

Titel: 181 - Die Hölleneiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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großen Feld, auf dem nur ein einziger Baum stand, »Nun«, sagte er, auf die mächtige Eiche zeigend, »siehst du ihn? Siehst du den verfluchten Höllenbaum?«
    »Aber Großvater, dort stand dieser Baum doch immer.«
    James Kingsley schüttelte den Kopf. »Nein, Janice, nicht dieser ! Sieh ihn dir bitte genau an. Es ist ein anderer Baum. Verfügst du über eine so schlechte Beobachtungsgabe, daß dir das nicht auffällt? Hat dieser Baum auch nur ein einziges Blatt? Nein. Er ist größer und breiter. Es ist der Höllenbaum! Und über ihm erschien das Zeichen des Grauens - eine große Teufelsfratze, die ihr Maul so weit aufriß, als wollte sie ganz Barrygate verschlingen.«
    »Großvater, ich fürchte, du steigerst dich in etwas hinein…«
    »Wenn wir in Barrygate bleiben, werden wir es bereuen, Janice. Es werden grausamen Teufel erscheinen und ihre Opfer zum Höllenbaum schleifen.« Kingsley seufzte schwer. »Vielleicht ist es ohnedies schon zu spät. Vielleicht lassen uns die Teufel gar nicht mehr fort von hier. Rätselhafte Dinge werden geschehen. Bald wird in Barrygate nichts mehr sein, wie es war,«
    Janice bat ihren Großvater, mit ihr nach Hause zu gehen. Daheim machte sie das Abendessen fertig.
    Obwohl es vorzüglich schmeckte, stocherte James Kingsley darin nur lustlos herum. Er war mit seinen Gedanken ganz woanders.
    »Was übrigbleibt, bringe ich dem Professor«, sagte Janice.
    Kingsley nickte zwar, aber seine Enkelin war sicher, daß er nicht wußte, was sie gesagt hatte.
    Eigentlich war Kip Thorpe kein richtiger Professor, die Leute im Dorf nannten ihn bloß alle so. Er war ein verschrobener Eigenbrötler, ein Spinner mit verrückten Ideen.
    Er bezeichnete sich als Erfinder, doch nur ein Bruchteil seiner unzähligen sinnlosen Erfindungen funktionierte.
    Zur Zeit versuchte er einen »lebenden Sonnenschirm« zu entwickeln, der sich bei Bedarf selbst aufspannte und sich stets nach dem Stand der Sonne richtete.
    Ganz stolz war er auf den automatischen Hundebeller, der Einbrecher vertreiben sollte. Das Gerät reagierte auf das geringste Geräusch. Schon bellte, nein, brüllte es los. Der Haken daran war, daß die wenigsten Geräusche in einem Haus von einem Einbrecher verursacht wurden.
    Janice mochte diesen weltfremden Menschen, der ohne fremde Hilfe beinahe nicht lebensfähig gewesen wäre.
    Sie versorgte ihn mit allem, was übrigblieb, und brachte einmal in der Woche sein Haus in Ordnung.
    Dafür hatte er versprochen, Rollo-Jeans für sie zu erfinden, die sich hinaufrollen sollten, wenn es warm war, und bei Kälte hinunter.
    Wie sie hörte, gab es noch ein paar technische Probleme, die der Professor erst in den Griff bekommen mußte. Er arbeitete zumeist an mehreren Erfindungen gleichzeitig.
    Oft wurde der Abfall einer Idee zum Geistesblitz für etwas ganz anderes. In seiner Werkstatt gab es das Bügeleisen auf Rädern, das ebenso keiner haben wollte wie die automatische Fliegenklatsche, die nach allem schlug, was sich in ihrer Nähe bewegte.
    Ganz selten brachte der Professor mal eine Erfindung an den Mann. Reich würde er damit nie werden, das stand fest.
    Janice trug ihren leeren Teller in die Küche. »Tee?« fragte sie ihren Großvater, der mit seinem vollen Teller nachkam.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Vielen Dank. Es tut mir leid, Janice. Da plagst du dich stundenlang, und dann… Aber ich kriege einfach nichts hinunter.«
    »Darf ich es dem Professor geben?« Kingsley nickte. »Er wird es zu schätzen wissen.«
    Janice füllte alles in ein Aluminiumgeschirr und verschloß es.
    Kingsley trat wieder ans Fenster. Draußen dämmerte es.
    »Kommst du mal, Janice?«
    Das blonde Mädchen trat neben ihn. »Was habe ich gesagt? Daß die Hölle die Dinge auf den Kopf stellen kann. Sieh dir die Büsche an. Der Wind zerwühlt sie, aber unsere Hollywood-Schaukel bewegt sich nicht.«
    Janice sah das zwar, aber sie war der Ansicht, daß das bestimmt eine erklärbare Ursache hatte.
    »Sie machen auf sich aufmerksam«, sagte James Kingsley leise. »Das ist der Anfang…«
    Er wandte sich um und wollte sich ein Glas Wasser nehmen.
    Das Glas klirrte in die Spüle, als Kingsley das Wasser aüfdrehte. Janice fuhr erschrocken herum. »Großvater!«
    Er starrte auf den Wasserstrahl. »Blut!« stöhnte er geschockt. »Sieh nur, Janice, aus unserem Wasserkran fließt Blut!«
    ***
    »Es ist Rost, Großvater«, widersprach Janice. »Kein Blut! Du weißt doch, daß zuerst immer der Rost kommt, ehe das Wasser klar wird.«

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