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1812 - Der wandelnde Tod

1812 - Der wandelnde Tod

Titel: 1812 - Der wandelnde Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Nähe des Eingangs stehen, um meinen Blick schweifen zu lassen.
    Wo saß sie?
    Es waren nicht alle Tische besetzt. Maria Lecco hatte recht. Der Betrieb würde erst später richtig anlaufen.
    Man konnte hier nicht nur trinken, sondern auch Kleinigkeiten essen. Das las ich von einer fahrbaren Tafel ab.
    Ich suchte sie.
    Und ich sah sie, denn sie hatte auch mich, den Suchenden, gesehen. Sie saß allein an einem Tisch und streckte jetzt beide Arme in die Höhe. Ich wusste Bescheid.
    Wenig später stand ich an ihrem Tisch und schaute lächelnd auf sie hinab.
    »Toll, dass Sie gekommen sind.«
    »Ja, ich habe mich beeilt.«
    »Dann setzen Sie sich doch.«
    Zuerst zog ich meine Jacke aus, hängte sie über die Stuhllehne und nahm Platz. Dabei schaute ich Maria Lecco an. Sie war um die dreißig Jahre alt, hatte schwarze Haare, die durch einen Mittelscheitel geteilt waren. Hinten im Nacken bildeten sie einen Knoten. Das Gesicht lag völlig frei. In ihm fielen die rosigen Wangen auf, das sah ich trotz des Lichtes. Maria Lecco strahlte eine natürliche Freundlichkeit aus. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie mal sauer sein konnte.
    »Darf ich Ihnen mein Beileid zum Tod Ihres Bruders aussprechen? Er hat sich mit mir treffen wollen.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Oh, dann sind Sie so etwas wie eine Ausnahme.«
    »Kann sein. Simon hat mir anvertraut, dass er mit Ihnen reden wollte.«
    »Sehr schön. Das Vertrauen hatte er nur zu Ihnen. Seinem Arbeitgeber hat er nichts gesagt.«
    »Das war so seine Art. Simon hatte einen außergewöhnlichen Job. Da traute kein Kollege dem anderen. Zumindest bei bestimmten Dingen nicht.«
    »Und damit hatte Simon zu tun?«
    »Ja.« Sie nickte. »Er ist …«
    Eine weiche Frauenstimme sprach uns an. »Pardon, aber darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen?«
    Ich überlegte nicht lange. »Ja, ich hätte gern ein Bier.«
    »Danke.«
    Das Bier bekam ich schnell, nahm einen langen Schluck und nickte Maria Lecco zu.
    »Jetzt sagen Sie mir bitte, warum wir hier sitzen.«
    Maria senkte den Blick. »Simon hatte einen fürchterlichen Job. In meinen Augen jedenfalls. Aber er hat ihn sich ausgesucht. Ich weiß nicht mal, für wen er gearbeitet hat, er durfte es mir nicht sagen, aber ich glaube, dass es etwas Staatliches war.«
    »Da liegen Sie richtig.«
    »Geheimdienst vielleicht?«
    »So ungefähr.«
    Es entstand plötzlich eine Pause zwischen uns. Jeder hing seinen Gedanken nach.
    »Aber mich hat er sprechen wollen«, sagte ich nach einer Weile.
    »Ja, er hat auch mit mir darüber geredet.«
    »Warum gerade mich?«
    Maria Lecco schaute mich an und schüttelte zugleich den Kopf. »Ich kann es Ihnen auch nicht sagen. Sie müssen etwas Besonderes sein, sonst hätte sich Simon nie aus seiner Deckung hervorgewagt.«
    »Na ja, so schlimm ist es auch nicht. Aber kennen Sie nicht den Grund, weshalb er gerade mich mit ins Boot nehmen wollte?«
    Sie beugte sich zu mir, als hätte sie Angst, dass jemand mithören könnte. »Er rief mich an. Erst wollte er sich mit mir treffen, aber das hat er dann verworfen. Es blieb bei unserem Kontakt über das Telefon.«
    »Und weiter?«
    »Der nächste Anruf erreichte mich zwei Stunden später und am Abend. Da fiel Ihr Name. Er sprach davon, dass Sie wichtig wären, wenn ihm etwas passieren würde.«
    »Wie das?«
    »Kann ich Ihnen auch nicht sagen, ist aber so. Ich war seine letzte Absicherung, wobei er sich auch schon abgesichert hatte, wie er mir sagte. Aber er wollte es eben zweimal haben.«
    »Gut, das hat er wohl getan.« Auf Einzelheiten ging ich nicht ein. »Aber können Sie mir verraten, woran Ihr Bruder gearbeitet hat? Was für einen Auftrag hatte er?«
    »Jetzt kommen wir zu einem Problem.«
    »Wieso?«
    »Das ist schwer. Er hat gewisse Dinge getan. Sich mit etwas beschäftigt …«
    »Also wissen Sie doch was«, stellte ich fest.
    »Nein, ich weiß zu wenig. Eines aber kann ich Ihnen schon sagen, Mister Sinclair. Mein Bruder hat sich mit dem Tod beschäftigt.«
    »Ach? Dem Tod?«
    »Ja.«
    »Und weiter?«
    Sie hatte noch einen Satz parat. »Nicht nur mit dem Tod, sondern auch dessen Überwindung.«
    »Ach …«
    »Ja.« Sie schloss die Augen. »Das war sein Job.« Auf ihrem Gesicht bildete sich eine zweite Haut.
    Ich überlegte fieberhaft. Bisher konnte ich alles nachvollziehen. Auch, dass sich jemand mit dem Tod beschäftigt. Das tun viele Menschen. Aber er hatte sich damit beschäftigt, wie man den Tod wohl überwinden könnte. Das war eben sein Problem und

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