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1812 - Der wandelnde Tod

1812 - Der wandelnde Tod

Titel: 1812 - Der wandelnde Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ich hatte ihn schon einmal gesehen. Es war die Gestalt mit dem Schlapphut, die auf uns wartete …
    ***
    Ja, das war in der Tat eine Überraschung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Ich war so überrascht, dass ich selbst das Atmen vergaß. Ich ging auch nicht weiter und starrte einfach nur nach vorn.
    »Was ist denn?«, fragte Maria Lecco.
    Sie hatte die Gestalt entweder nicht gesehen oder sie als nicht wichtig eingestuft.
    »Da vorn steht jemand.«
    »Wo?«
    »Der Mann mit dem Hut.«
    »Ach so, der. Und? Was haben Sie denn gegen ihn?«
    Ich war überrascht. Sollte Maria den Mann tatsächlich nicht kennen? Es lag eigentlich auf der Hand, und so brauchte ich nicht länger über ihn zu reden. Ich machte mir trotzdem Gedanken darüber, ob ich ihr die Wahrheit sagen sollte. Wahrscheinlich nicht. Es war wohl besser, wenn ich schwieg.
    Aber sie gab nicht auf. »Ist er ein Bekannter von Ihnen?«
    »So ungefähr. Ich habe ihn an seinem Hut erkannt. Der ist so gut wie einmalig.«
    »Aha.« Sie lachte und schlug dann vor, dass ich zu ihm gehen sollte. »Es kann doch sein, dass er auf Sie gewartet hat. Oder?«
    »Ja, das ist möglich.«
    »Dann begrüßen Sie ihn doch.«
    Das hätte ich tun können, aber etwas in meinem Innern sträubte sich dagegen. Wäre ich allein gewesen, hätte mir das alles nichts ausgemacht, so aber musste ich noch immer auf meine Begleiterin Rücksicht nehmen. Ich machte mir schon Gedanken über einen Kompromiss, als es passierte. Ich selbst hatte es nicht wahrgenommen, das hatte Maria Lecco für mich getan.
    »Jetzt ist er weg!«
    »Bitte?«
    »Ja, er ist weg!« Sie lachte. »Das gibt es doch nicht. Das kann nicht sein.«
    Ich sagte nichts und schaute nur dorthin, wo er gestanden hatte, aber nicht mehr stand. Möglicherweise war es ihm aufgefallen, dass er beobachtet worden war und war deshalb verschwunden.
    Dass ich ihn hier überhaupt gesehen hatte, ließ darauf schließen, dass er mich verfolgt hatte. Oder auch etwas von Maria Lecco wollte.
    Ihr Bruder war tot. Man hatte ihn umgebracht, und es war durchaus möglich, in dieser Gestalt den Mörder zu sehen. Es ärgerte mich, dass er sich zurückgezogen hatte. Aber ich musste auch davon ausgehen, dass wir uns wiedersehen würden.
    Ich warf Maria einen Seitenblick zu. »Wahrscheinlich hat auch er mich erkannt und wollte nicht mit mir sprechen. Möglich ist alles, und manchmal sind Menschen seltsam.«
    Sie blickte mich länger als gewöhnlich an und sagte: »Wie Sie, Mister Sinclair.«
    »Bin ich denn so schlimm?«
    »Nein, das habe ich nicht gesagt. Sie sind aber irgendwie anders. Ich würde sagen, dass Sie schon etwas verschlossen sind.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ganz einfach. Weil Sie mehr wissen, als Sie sagen. Ich kenne den Grund nicht. Sollte ich ihn jedoch kennen, dann müssen Sie auf mich keine Rücksicht nehmen.«
    »Das weiß ich. Das würde ich auch nicht. Aber manchmal ist es besser, wenn man vorsichtig ist.«
    »Was mein Bruder nicht war – oder?«
    Ich nickte. »Dazu kann ich nichts sagen, weil ich ihn nicht gekannt habe.«
    »Verstehe.« Sie rieb ihre Hände, obwohl sie Wollhandschuhe trug. »Dann würde ich doch gern nach Hause gehen.«
    Maria hatte nichts dagegen, dass ich an ihrer Seite blieb. Ich schaute mich immer wieder um, weil ich damit rechnete, verfolgt zu werden. Es war niemand zu sehen, der sich auf meine Spur gesetzt hätte.
    »Wir sind jetzt da. Dort wohne ich«, sagte Maria Lecco.
    »Aha.«
    »Es ist ein alter Kasten, aber die Zimmer sind recht groß. So hat man damals ja gebaut.«
    »Das stimmt.«
    Maria ging zur Tür, um sie aufzuschließen. Ich wartete auf dem Gehsteig und ließ auch jetzt die Umgebung nicht aus den Augen, denn ich wollte jede Veränderung mitbekommen.
    Es gab keine.
    Ich sah, dass Maria mir zuwinkte, und ging dann auf sie zu. »Alles in Ordnung?«
    Sie nickte und schaltete das Licht ein. Ein recht großer Flur lag vor uns. Eine breite Treppe nach oben gab es auch. Die brauchten wir allerdings nicht zu gehen, denn Marias Zimmer befand sich im Erdgeschoss. Die Tür war nicht verschlossen. Hinter ihr lag ein Flur. Es war der, den es auch schon in der ehemaligen Wohnung gegeben hatte. Jetzt zweigten von ihm noch einige Türen mehr ab.
    Maria wandte sich nach links und schloss eine Tür auf. Wir konnten eintreten. Ich ließ ihr den Vortritt, denn sie musste erst mal das Licht einschalten.
    Sie hatte recht. Das Zimmer war ziemlich groß. Hier passten eine Küche, ein Wohn- und ein Schlafzimmer

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