Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1812 - Der wandelnde Tod

1812 - Der wandelnde Tod

Titel: 1812 - Der wandelnde Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sicherlich auch das Problem sehr vieler Menschen. Wer wollte nicht stärker sein als der Tod? Früher hatte es Geschichten gegeben, in denen Menschen mit dem Tod um Lebensjahre feilschten. Aber das waren Geschichten gewesen und keine Wirklichkeit. Hier hörte sich das anders an.
    »Denken Sie nach, John?«
    »Ja, Maria, das tue ich.«
    Sie lachte etwas verhalten. »So ist es mir auch ergangen. Und ich habe eingesehen, dass ich passen musste. Ich konnte mir einfach keinen Reim darauf machen.«
    »Es ist auch schwer.«
    Maria zeigte mit dem Zeigefinger auf mich. »Sie denn, John? Sieht es bei Ihnen anders aus?«
    »Kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ach, das Überwinden des Todes. Aber Ihr Bruder muss ernsthaft daran geglaubt haben.«
    »Ja, das hat er.«
    »Und er hat Ihnen nicht mehr verraten?«
    »Nein, er war schon immer verschwiegen. Mein Bruder ließ nichts an sich herankommen. Und jetzt muss ich einsehen, dass er sich übernommen hat. Er hat sein Geheimnis mit ins Grab genommen, obwohl er sich abgesichert hat.«
    »Waren Sie auch in seiner Wohnung?«, fragte ich.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Sie lachte und winkte mit beiden Händen ab. »Das war nicht möglich. Er hatte keine Wohnung. Mein Bruder lebte in verschiedenen Hotels und aus dem Koffer.«
    »Wann haben Sie sich denn getroffen?«
    »So gut wie gar nicht.«
    »Aber dann zog er Sie ins Vertrauen. Das wundert mich.«
    »Mich auch, wenn ich ehrlich sein soll. Aber die Experimente mit dem Tod haben ihn wohl an einen Tiefpunkt ankommen lassen. Es hört sich schlimm an, wenn man so über den eigenen Bruder sprechen muss. Wirklich.«
    Ich konnte es nachvollziehen und nahm noch zwei Schlucke von meinem Bier. Da konnte ich etwas nachdenken. Wie war es möglich, dass sich jemand so intensiv mit dem Tod beschäftigte, dass er selbst starb? Noch stand nicht fest, dass er umgebracht wurde. Es konnte ja sein, dass er sich selbst umgebracht hatte. Ich sann nur darüber nach, ob ich mit Maria Lecco über das Thema sprechen sollte.
    Ich entschloss mich, bei diesem Thema zu bleiben. »Können Sie sich vorstellen, dass Ihr Bruder umgebracht wurde?«
    »Immer.«
    »Gut.
    »Können Sie sich auch vorstellen, dass er sich selbst umgebracht hat?«
    »Ähm – nein …«
    »Sind Sie sicher?«
    »Nein, es ist alles anders geworden.« Sie winkte ab. »Ich kann mir bei ihm alles vorstellen. Er hat auch den Kontakt zu mir gesucht. Das war früher nicht der Fall. Unsere Lebenswege waren zu unterschiedlich. Bis er mich eben kontaktierte und mir Ihren Namen sagte.«
    Ich lächelte etwas und sagte dann: »Darf ich fragen, was Sie von Beruf sind?«
    »Ja. Ich arbeite an einem Theater. Im Moment habe ich einen Vertrag für ein Jahr als Regie-Assistentin bekommen. Ich fühle mich recht wohl. Oder fühlte mich wohl. Obwohl ich mit meinem Bruder kaum Kontakt hatte, ist mir sein Tod doch an die Nieren gegangen.«
    »Das ist verständlich.«
    »Und was ist mit Ihnen, Mister Sinclair? Sind Sie bereits zu einem Ergebnis gekommen?«
    »Nein, das bin ich nicht, das ist alles noch zu frisch. Aber ich hätte da noch eine Frage.«
    »Bitte sehr.«
    »Kennen Sie unter Umständen einen Menschen, der dunkel gekleidet ist und auch einen dunklen Hut mit einer breiten Krempe trägt?«
    Sie dachte tatsächlich nach, das sah ich ihr an. Dann aber kam die Enttäuschung, denn sie schüttelte den Kopf. »Nein, einen solchen Menschen habe ich noch nicht gesehen. Das wäre direkt ein Typ für die Bühne, denke ich mir.«
    »Na ja, nicht unbedingt. Es war auch nur eine Frage.«
    Sie strich über ihr Haar. »Dann ist unsere Begegnung nicht eben positiv verlaufen.«
    »Das würde ich nicht so sehen«, gab ich zurück. »Immerhin weiß ich jetzt, womit sich Ihr Bruder beschäftigt hat.«
    »Ja, die Experimente mit dem Tod.«
    »Experimente?«, murmelte ich. »Ja, das kann etwas für sich haben, denke ich.«
    »Und wie bitte kann man mit dem Tod experimentieren?«
    »Das werde ich noch herausfinden.«
    »Also, mir hat er nichts gesagt. Mehr kann ich Ihnen nicht erzählen. Sorry.«
    »Was Sie da wissen, ist schon gut.«
    »Hat es Sie weitergebracht?«
    »Ja.«
    Sie bekam große Augen. »Und wie?«
    »Ach, das ist nicht viel gewesen. Aber ich habe jetzt eine Spur. Es ist der Tod.«
    »Und weiter?«
    »Ich werde mich mit seinen Vorgesetzten in Verbindung setzen und dieses Thema anschneiden. Auch wenn Ihr Bruder ein Einzelgänger war, war er doch zugleich ein Beamter. Er hat seiner Dienststelle,

Weitere Kostenlose Bücher