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1813: Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt (German Edition)

1813: Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt (German Edition)

Titel: 1813: Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Platthaus
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Zugang durchs Gerbertor in die Leipziger Vorstädte deckte, gegen die Alliierten verteidigte. Doch ganz in der Nähe, rund um Gohlis, war auch bereits am 17. Oktober gekämpft worden, obwohl an jenem Sonntag die Waffen überwiegend ruhten. Blücher, der vom alliierten Hauptquartier in Rötha noch nicht darüber informiert worden war, dass für diesen Tag eine Kampfpause vorgesehen war, wollte mit Langerons russischen Soldaten östlich von Eutritzsch die Parthe überschreiten, während er dem zweiten russischen Korps seiner Schlesischen Armee, das vom Baron Osten-Sacken kommandiert wurde, den Angriff auf das wohlhabende Dorf Gohlis unmittelbar vor Leipzig befahl. Das dortige sogenannte Schlösschen, ein Rokoko-Bau, den ein reicher Leipziger Bürger in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts hatte errichten lassen, war im Frühjahr für einige Wochen das Hauptquartier der russischen Invasionstruppen gewesen; der Ehrgeiz zur Rückgewinnung bei Osten-Sackens Männern musste also groß sein.
    Der Kampf wurde vor allem zwischen Reiterabteilungen beider Seiten ausgetragen, die sich gegen zehn Uhr auf freiem Feld östlich von Gohlis attackierten, wobei es der russischen Kavallerie gelang, die französischen Gegner in die Flucht zu schlagen und auch deren dahinter aufgestellte Infanterie nach Leipzig zurückzudrängen. Das Vorwerk Pfaffendorf war dabei der erste Punkt, wo die napoleonischen Einheiten wieder Deckung hatten und die Angreifer unter Artilleriefeuer nehmen konnten. Während dieses Reitergefechts nahm Osten-Sacken Gohlis ein, das mit seinen paar Dutzend Häusern, die von den Einwohnern längst geräumt waren, keinen großen Widerstand bot. Blüchers Plan der Überquerung der Parthe war inzwischen noch dadurch bestärkt worden, dass eine berittene Vorhut der Nordarmee bei ihm eintraf, sodass er wusste, dass die ersehnte Verstärkung nahe war. Doch ehe er seine Truppen vorrücken ließ, erreichte ihn ein Bote der drei Monarchen mit der Botschaft von der beabsichtigten Kampfpause, worauf der General sich in Eutritzsch einrichtete, was später Anlass war, in der Delitzscher Straße durch eine Gedenktafel und einen Apelstein seines Aufenthalts zu gedenken.
    Weil der 17. Oktober 1813 wenig Anlass zum unmittelbaren Nachvollzug von Truppenbewegungen bietet, nutze ich die Zeit, um ein Gebiet zu besichtigen, das am morgigen Tag, wenn ich ganz zu Fuß unterwegs sein will, nicht abzudecken sein wird. Mit der Straßenbahn geht es hinaus in Richtung Nordosten nach Thekla, einem Stadtteil, den es unter diesem Namen erst seit dem späten neunzehnten Jahrhundert gibt, als die Dörfer Neutzsch, Ceuden und Plösen eingemeindet wurden und die neue Verwaltungseinheit nach dem ältesten erhaltenen Gebäude der heutigen Stadt Leipzig benannt wurde: Hohen Thekla, einer kleinen Kirche auf einem steilen Felsen am Ufer der Parthe. Das einer frühchristlichen Märtyrerin geweihte romanische Gotteshaus stammt aus der Zeit vor 1100 und versah durch seine exponierte Lage immer auch Verteidigungszwecke. In der Völkerschlacht hatte Marschall Ney hierhin eine Artilleriestellung beordert, die das gesamte Umland beherrschte. Das war deshalb wichtig, weil die Parthe, ein zwar schmales, aber tief eingeschnittenes Flüsschen, hier am leichtesten zu passieren war, zumal die alte Straße nach Eilenburg als einziger fester Weg in dieser Gegend nur in Mockau, gleich gegenüber von Neutzsch, das Nordufer berührte. Hier würden die Alliierten den Übergang wagen müssen.
    Es ist neun Uhr morgens, und mein erster Weg führt von der Endhaltestelle der Linie 14 zur Parthe, die von der Straßenbahn kurz vorher überquert wurde. Unter der Brücke fließt ein Gewässer, das rund fünf Meter breit ist und bestenfalls hüfttief. Zudem durchquert die Parthe hier ein Wiesengebiet, und man mag kaum glauben, dass sie 1813 ein ernsthaftes Hindernis gewesen sein kann. Doch der Eindruck täuscht. Der Fluss, der heute eher wie ein Bach erscheint, ist im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts reguliert worden, um die dauernden Überschwemmungen zu verhindern, und gerade im Oktober 1813 führte er nach den starken Regenfällen der Wochen zuvor besonders viel Wasser. Schon der Weg auf die nächste Brücke an der Göteborger Straße zeigt ein tieferes Bett, und hinter Thekla, auf dem Weg ins auf dem anderen Ufer gelegene Plaußig, wo der schwedische Kronprinz am 18. Oktober mit dem größten Teil der Nordarmee über die Parthe gegangen ist, kann man noch den dichten Baumbestand und

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